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Bevor wir die SSD unter dem riesigen Kühlkörper verstecken, werden wir zunächst einen Blick auf die einzelnen Komponenten. Um die Performance von bis zu 10 GB/s ermöglichen zu können, wird passend zur neuen PCIe5-Schnittstelle auch ein neuer Controller verwendet, nämlich der Phison PS5026-E26-52. Dieser in 12 nm von TSMC gefertigte Chip war zunächst in praktisch allen Ankündigungen der Hersteller auf der CES und anderen Messen in den letzten Monaten zusehen.
Mit insgesamt fünf CPU-Kernen (2x ARM Cortex R5, 3x IP CoXProcessor) wären sogar gut 14 GB/s lesend und 11,8 GB/s schreibend möglich, bei insgesamt bis zu 32 TB. Limitierend an der Leistung ist also tatsächlich weder Interface noch Controller, sondern viel mehr der verwendete NAND. Bei diesem handelt es sich um Microns neusten TLC-Speicher, der mit 232 Schichten nicht nur zu den schnellsten, sondern auch zu den Speichern mit der höchsten Speicherdichte (für TLC) gehören soll. Micron selbst spricht von 50 % mehr Bandbreite im Vergleich zum verbreiteten 176-Layer-Vorgänger und 2.400 MT/s. Gerade letztere Angabe ist dabei entscheidend, denn sowohl Samsung als auch Kioxia in Kooperation mit Western Digital wollen diesen Meilenstein erst bei kommenden Generationen erreichen.
Neben dem NAND greift der PS5026-E26-52 ebenfalls auch einen DDR4-DRAM-Cache zurück. Dieser dient wie üblich nicht zum Puffern von Nutzerdaten, sondern zum Speichern der sogenannten Mapping-Tabelle. Bemerkenswert bei der Gigabyte Aorus 10000 ist dabei, dass nicht auf das übliche Verhältnis von 1 GB DRAM-Cache zu 1 TB Kapazität gesetzt wird, sondern der SSD der doppelte DRAM-Cache zur Verfügung steht, bei unserem Modell also satte 4 GB DDR4 von SK hynix. Eine Erklärung dazu findet sich jedoch weder in den Datenblättern der SSD noch vom Speichercontroller selbst.
Starten wir also den Testparcours, um das Caching-Verhalten der Gigabyte Aorus 10000 zu testen. Wenig überraschend wird die Leistungsspitze schließlich nur durch einen (Pseudo-)SLC-Cache erreicht, bei dem freier TLC-Speicher als eine Art SLC-Speicher genutzt wird, ehe die Daten im TLC-Verfahren dauerhaft geschrieben werden. Im leeren Idealzustand kann unser Testmuster die Daten über gut eine halbe Minute mit mehr als 9,5 GB/s schreiben, was bereits eine Datenmenge von mehr als 280 GB bedeutet. Im Anschluss bricht die Leistung massiv ein, wobei die Relation zu beachten ist. Bis zum Ende des Tests (5 Minuten) kann die SSD weiterhin mit gut 3,7 GB/s den Speicher füllen. Während das bei PCIe5 etwa die Leistung einer einzelnen Lane bedeutet, war dies noch vor nicht allzu langer Zeit die Maximalleistung einer PCIe3-SSD.
Wiederholen wir den Test anschließend mit einem Füllstand von bereits 80 %, sieht das Bild entsprechend schlechter aus. Hier kann die Gigabyte Aorus 10000 die Peak-Performance nicht mehr erreichen (oder wir zumindest nicht messen), im Grunde bleibt die dauerhafte Leistung bei immer noch relativ starken 1,8 GB/s.
Nachdem wir also die Eckdaten der Gigabyte Aorus 10000 beleuchtet haben, widmen wir uns dem deutlich größeren Teil des Lieferumfangs. Gigabyte liefert zu seiner SSD einen äußerst massiven Kühler, der mittels zweier Kupfer-Heatpipes und unzähligen Kühlrippen die Wärme der SSD abführen soll. Optisch hat Gigabyte dabei einen sehr guten Job gemacht und natürlich soll nicht verschwiegen werden, dass diese Lösung deutlich besser ist, als die Lüfter-Prototypen, die anfangs auf den Messen zu sehen waren.
Dennoch ergeben sich schon bei der ersten Verwendung Probleme, für die auch Gigabyte kaum eine Lösung bietet. Eine Inkompatibilitätsliste findet sich zwar auf der Produktseite, doch führt diese nur hauseigene Modelle an. Leider müsste die Liste auch um unser Testsystem mit dem ASUS ROG STRIX B650-A GAMING ergänzt werden, denn wie auf dem Bild oben rechts zu sehen ist, kollidieren die Heatpipes mit dem Board. Wir müssten also auf einen tieferen M.2-Slot zurückgreifen, der jedoch kein PCIe5 bietet. Und selbst dann mussten wir feststellen, dass das Schnellverschlusssystem von ASUS mit dem Kühler kollidiert.
Tatsächlich blieb uns daher nichts anderes übrig, als die Aorus 10000 mit dem vorhandenen Kühlkörper des Mainboards zu testen.
Auffällig beim Betrieb unseres Samples der Gigabyte Aorus 10000 war, dass der Temperatursensor oftmals nur sprunghaft die Werte veränderte. Starteten wir unsere Messung also bei 60 °C, konnten wir nach gut 45 Sekunden bereits eine Leistungsschwankung messen, jedoch noch keinen Temperaturanstieg. Erst bei mehr als 200 Sekunden sprang die Anzeige plötzlich auf 80 °C, was 10 Kelvin mehr entspricht, als Gigabyte grundsätzlich spezifiziert.
Unsere Messwerte sollten daher mit dem nötigen kritischen Blick betrachtet werden, der zunächst für vermutlich alle PCIe5-SSDs gilt. Das Thema der Kompatibilität wird jedenfalls auch in Zukunft spannend werden, Layouts mit M.2-Slots unter der GPU oder nahe anderer Komponenten dürften für solche HighEnd-Massenspeicher kaum in Frage kommen. Gleichzeitig steigen mit Verlustleistungen von bis zu 11 W pro SSD auch die Anforderungen an einen guten Airflow.