Kaum ein Titel ist mit der Einführung der Raytracing-Effekten so stark verbunden wie die Battlefield-Serie. Diese ist mit Battlefield 2042 wieder in der Zukunft angelangt, bietet neben einigen neuen Karten und großen Schlachten mit 128 Spielern aber auch einige alte Karten sowie kombinierbare Spielmodi. Unser Fokus aber soll auf der Technik liegen – genauer gesagt der grafischen Darstellung. Neben DLSS kommt auch ein Raytracing-Effekt zum Einsatz.
Mit der Turing-Generation stellte NVIDIA im Sommer 2018 die ersten GPUs mit Raytracing-Beschleunigern vor. Im Spätherbst folgte für Battlefield V der erste Patch mit den Raytracing-Effekten und wir konnten die ersten Benchmarks zeigen. Es war der Anfang einer Entwicklung, die unter anderem dazu geführt hat, dass nun auch die beiden aktuellen Konsolen von Microsoft und Sony eine Raytracing-Beschleunigung bieten und mehr und mehr Spiele mit solchen Effekten erscheinen.
Für Battlefield 2042 hielten sich die Entwickler lange zurück und wollten zunächst nur den Einsatz von DLSS und Reflex bestätigen. Ob auch ein oder mehrere Raytracing-Effekte zum Einsatz kommen würden, war lange unklar. Wenige Wochen vor dem offiziellen Start aber wurde der Einsatz von Ray-Traced Ambient Occlusion (RTAO), also einer Berechnung von Schatten mittels Raytracing bestätigt. Auf die Berechnung der Reflexionen per Raytracing wird verzichtet.
Einmal mehr kommt eine verbesserte Version der Frostbite-3-Engine zum Einsatz und wurde von EA Digital Illusions CE (DICE) umgesetzt.
Wir werden uns die Grafik-Qualität in den verschiedenen Presets, mit und ohne RTAO sowie mit DLSS anschauen und zudem einen Blick auf die Leistung werfen.
Ausgeführt haben wir die Benchmarks auf einem System, bestehend aus einem Core i7-12700K (Test) auf einem ASUS ROG Maximus Z690 Hero mit Kingston Fury Beast 2x 16 GB DDR5-5200 40-39-39-76. Als Treiber haben wir für die Radeon-Karten den Adrenalin 21.11.3 und für GeForce-Karten den GeForce 496.76 verwendet. Als Testsequenz haben wir eine Bot-Partie auf der Karte Orbital gestartet und jeweils einen bestimmten Weg mit einer Länge von 60 s durch die Map durchschritten.
Das Grafikmenü von Battlefield 2042 bietet vier Presets: "Niedrig", "Mittel", "Hoch" und "Ultra". Neben diesen Voreinstellungen gibt es natürlich auch noch umfangreiche Einzeloptionen. So kann der Spieler eine dynamische Auflösung einstellen oder aber V-Sync deaktivieren, das Reflex aktivieren und vieles mehr. Einen FPS-Limiter gibt es aber beispielsweise nicht. Die Ray-Traced Ambient Occlusion wird wie das DLSS ebenfalls getrennt voneinander angeboten.
Wie auch die weiteren technischen Aspekte (dazu kommen wir noch) wirken die zur Verfügung gestellten Optionen aber noch ein wenig unrund. So fehlen detaillierte Beschreibungen der verschiedenen Optionen, vor allem bei der dynamischen Auflösung wird zunächst nicht klar, was hier genau gewählt werden sollte.
Alle Screenshots findet ihr in nativer Form und ohne Komprimierung in diesem Archiv.
Benchmarks der Grafik-Presets
Zunächst einmal wollen wir uns anschauen, welchen Einfluss die Grafik-Presets auf die Leistung haben.
Wie so oft zeigt sich: Vom höchsten Preset "Ultra" auf den darunterliegende Stufe "Hoch" hat hinsichtlich der Darstellungsqualität keinen besonders großen Einfluss. Am auffälligsten ist noch die geringere Sichtweite, aber auch bei der Vegetation und den Schatten gibt es ein paar Details weniger. Das aggressive LOD wird für die "Mittel"- und "Niedrig"-Stufe die große Hürde und da man sich in Battlefield 2042 durch die Map bewegt, stören die aufpoppenden Details merklich. Geringer als "Hoch" würden wir daher keines der Presets empfehlen.
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Was die Benchmarks betrifft, reduzieren die Presets die Leistung einer Radeon RX 6900 XT von 135 FPS ausgehend in der "Niedrig"-Stufe auf 90 % für "Mittel", auf 80 % für "Hoch" und auf 65 % für "Ultra". Für eine GeForce RTX 3080 Ti sind es von einem etwa niedrigeren Niveau ausgehend 94 % ("Mittel"), 88 % ("Hoch") und 79 % ("Ultra"). Der Leistungsverlust auf das "Ultra"-Preset wird nicht durch die nur geringfügig bessere Darstellung gerechtfertigt. Insofern sind wir hier auch zur Empfehlung gekommen, das "Hoch"-Preset zu wählen.
Raytracing-Darstellungsqualität
Für das Raytracing wollen wir zunächst einmal auf den Auswirkungen des Effekts schauen. Die Berechnung der Umgebungsbeleuchtung mittels Ray-Traced Ambient Occlusion (RTAO) lässt sich nur ein- oder ausschalten. Qualitätsstufen gibt es hier nicht. Das Setting von Battlefield 2042 hätte sicherlich auch die Berechnungen der Reflexionen per Raytracing gut vertragen (viele spiegelnde Oberflächen etc.), aber offenbar haben die Entwickler auch aufgrund der Erfahrungen bei Battlefield V darin keinerlei Mehrwert in einem reinen Multiplayer-Spiel gesehen – die FPS stehen hier für die meisten über der Darstellungsqualität.
Das RTAO macht am Ende das, was es soll. Es sorgt dafür, dass die Schatten realistisch berechnet werden. Battlefield 2042 bietet hier besonders viel Potential, denn offenbar ist es den Entwicklern nicht gelungen die Schattenberechnung ohne ein Raytracing besser zu machen. Fahrzeuge und Objekte wirken teilweise wie in der Luft schwebend. Das hätte nicht sein müssen, wenngleich daher das Verbesserungspotential mit RTAO größer ist.
In den Bildvergleichen zeigt sich die verbesserte Darstellung der Schatten vor allem für Objekte auf einem mehr oder weniger ebenen und gleichmäßigem Untergrund (Fahrzeug auf Straße), aber auch in der Vegetation. Offene Bereiche der Maps profitieren allerdings weniger, als dies für Bereiche mit vielen Objekten der Fall ist. Ob das Zuschalten von RTAO nun notwenig ist, hängt nicht zuletzt damit zusammen, ob noch genügend Leistungsreserven vorhanden sind. Dazu kommen wir jezt:
Durch das Zuschalten von RTAO verlieren die Radeon-Karten in etwa 25 bis 30 % ihrer FPS, bei den GeForce-Karten sind es 20 bis 25 %. Je nach Auflösung des Monitors sowie der gewünschten FPS muss man hier also schauen, ob man sich die Raytracing-Berechnungen leisten kann oder nicht.
Benchmarks und Darstellungsqualität des DLSS
Für Battlefield 2042 kommt das DLSS in der Version 2.2.18 zum Einsatz, also nicht die aktuelle und verbesserte Version 2.3. Große Schwächen können wir hier aber nicht ausmachen, wenngleich die Verbesserungen der Bewegungsdarstellung in DLSS 2.3 sicherlich auch Battlefield 2042 geholfen hätten.
Das Offensichtliche in der Funktionsweise von DLSS trifft auch für den Einsatz in Battlefield 2042 zu. Die native Darstellung ist die beste, da hier keinerlei Reduzierung der Renderauflösung stattfindet. Die "Qualität"-Stufe lässt allerdings auch keine Reduzierung der Darstellungsqualität erkennen, insofern ist dies auch immer eine gute Empfehlung für den Einsatz von DLSS. "Ausgewogen", vor allem aber "Leistung" und "Ultra-Leistung" zeigen eine zunehmende Unschärfe und den Verlust einiger Details.
Schwerwiegender aber ist, dass es bei filigranen und engmaschigen Details wie Zäunen, Gittern, Drähten, Masten und Stromleitungen zu einem Flimmern und Moiré-Effekten kommt, die natürlich auffallen. Dies ist allerdings erst bei den "schnellsten" DLSS-Stufen "Leistung" und "Ultra-Leistung" zunehmend der Fall. Hier liefert sogar das hauseigene TAA von Battlefield 2042 die besseren Ergebnisse.
Im Vergleich zum Rendering in der nativen Auflösung ergibt sich durch ein DLSS mit "Qualität" ein Leistungsplus von 30 %. Da hier kaum bis keine größere Nachteile (sieht man vom Flimmern ab) in Kauf genommen werden müssen, wäre dies auch unsere Empfehlung für den Einsatz von DLSS, wenn die FPS nicht das gewünschte Niveau erreichen.
Mit Abstrichen in der Optik kann auch ein DLSS in "Ausgewogen" genutzt werden und hebt die FPS um etwas mehr als 40 % an. "Leistung" und "Ultra-Leistung" bieten dann noch einmal ein deutlicheres Plus, hier muss man dann aber deutliche Kompromisse in der Darstellungsqualität eingehen.
Da sich einige Details zu RTAO und DLSS nur in Bewegung bzw. besser in Bewegung zeigen, haben wir noch ein kurzes Video erstellt.
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GPU-Vergleich ohne Raytracing
Als erstes wollen wir uns nun die Leistung der aktuellen GeForce- und Radeon-Modelle in drei Auflösungen ohne den Raytracing-Effekt anschauen.
In 1080p und 1440p liefern die Radeon RX 6800 XT und Radeon RX 6900 XT die beste Leistung – noch vor der GeForce RTX 3090. Erst in 2160p ziehen die GeForce-Karten an der Konkurrenz vorbei. Die Radeon RX 6800 bekommt es mit der GeForce RTX 3070 Ti zu tun. Darüber platzieren sich die schnelleren GeForce-Modelle.
Die Vorteile für AMD in den geringeren Auflösungen setzen sich auch für die Karten der Mittelklasse fort. Hier scheint der Infinity Cache seine Stärken ausspielen zu können. Für 2160p aber hat NVIDIA die Trümpfe in der Hand.
GPU-Vergleich mit Raytracing
Nun schauen wir uns an, wie sich die Leistung mit zugeschalteten Raytracing-Effekten darstellt.
Während sich das Bild für 1080p weitestgehend fortsetzt, sprich AMD kann hier respektabel die Konkurrenz in Schach halten, wendet sich das Bild schon für 1440p zugunsten der GeForce-Karten. Der Schnitt, ab dem der Einsatz des Raytracing-Effekts für die Hardware zu aufwändig wird, kommt natürlich deutlich früher. Gerade bei den Mittelklasse-Karten lohnt sich die verbesserte Darstellungsqualität im Hinblick auf die dadurch reduzierten FPS meist nicht. Aber die Zahlen sprechen hier für sich.
Fazit
Aus technischer Sicht hinterlässt Battlefield 2042 einen eher mäßigen Eindruck. An allen Ecken und Enden wirkt es so, als seien die Entwickler nicht ganz fertig geworden – dies gilt auch für zahlreiche Bugs, Glitches und Balancing-Probleme im Gameplay. Ein erster Patch nur wenige Tage nach dem offiziellen Start des Spiels brachte schon kleinere Verbesserungen, aber noch immer gleiten Spieler ohne Animation über das Schlachtfeld.
Die Battlefield-Serie setzt immer wieder hohe Erwartungen, denn in der Vergangenheit zeigte sich hier immer wieder, was technisch möglich ist. Dies hat sich mit Battlefield 2042 nun aber leider gewandelt, denn einen optischen Meilenstein sehen wir hier bei weitem nicht. Gerade mit reduzierten Qualitätseinstellungen wirkt Battlefield 2042 wie aus der Zeit gefallen. Das LOD ist dabei der größte Pferdefuß und stört den Gesamteindruck merklich. Aufpoppende Vegetation und Objekte sind in dieser Form einfach nicht mehr zeitgemäß.
Die Anforderungen an die Hardware sind etwas geringer geworden – auch viele Mittelklasse-Modelle liefern noch ausreichend viele FPS. AMD kann mit den aktuellen Radeon-Karten sehr gut mit der Konkurrenz von NVIDIA mithalten. Je nach Auflösung und Qualitätseinstellungen gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen der verschiedenen Modelle.
Spezifisch auf das Raytracing bezogen, kann das RTAO mit einer deutlichen Verbesserung der Darstellungsqualität punkten. Der Einfluss auf die Leistung ist beachtlich, aber nicht im Bereich von einer Halbierung oder gar mehr, wie wir dies auch schon bei einigen Spielen gesehen haben. Die Entwickler werden sich nicht zuletzt auch aus diesem Grund nur für das RTAO entschieden haben. Wenn man genauer darauf achtet, ist das RTAO schon eine Pflichtoption, einigen wird es aber auch nicht auffallen. Hier muss jeder persönlich entscheiden, ob er das RTAO benötigt oder nicht.
Das DLSS ist für alle Besitzer einer GeForce-RTX-Karte eine gute Option, die FPS auf das gewünschte Niveau anzuheben. Zumindest im Qualität-Modus ergibt sich ein guter Kompromiss aus Leistungsplus und noch immer guter Darstellungsqualität. Auf das verstärkte Flimmern muss man sich dann allerdings ebenfalls einstellen.
Battlefield 2042 hat das Potenzial ein gutes Battlefield zu werden. Dafür aber muss EA noch einige Patches nachliefern, denn im aktuellen Zustand hätte man das Spiel womöglich nicht veröffentlichen sollen. Aber wie so oft reift ein Spiel immer häufiger beim Spieler und dieser wird zum Beta-Tester. Dies gilt zumindest für das Gameplay. Aus technischer Sicht sehen wir allerdings weniger die Möglichkeit, dass sich hier noch viel tun wird. Hier liegt Battlefield 2042 einfach von Anfang an weit zurück bzw. bereits in der Entwicklung wurden die Prioritäten offenbar anderweitig gewählt.