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Fabrikbesuch

Ein Blick hinter die Kulissen bei MSI

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Während viele Chip-Hersteller die Produktion an Auftragsfertiger abgeben, betreibt MSI in China zwei eigene Fabriken. In Shenzhen werden überwiegend Grafikkarten, Mainboards und Komplett-PCs gefertigt, im rund 1.500 km entfernten Kunshan hingegen Notebooks. Im Rahmen eines Fabrikbesuchs durften wir einen Blick hinter die Kulissen werfen und den Arbeitern vor Ort einmal über die Schulter schauen.

Fabrikbesuche sind für IT-Journalisten keine Seltenheit. In den letzten Jahren konnten wir bereits bei einigen Herstellern hinter die Kulissen blicken. Meist jedoch waren die Regeln sehr streng. Häufig durften wir keinerlei Foto- und Filmaufnahmen anfertigen, mussten auf gestelltes Bildmaterial zurückgreifen oder wurden mit hohem Tempo durch die Hallen gejagt, um möglichst keine Geheimnisse zu entdecken. Bei unserer jüngsten Factory-Tour bei MSI war das ganz anders: Der Hersteller zeigte sich überraschend offen, gewährte vollen Einblick in die Produktionshallen und erlaubte sogar unbegrenztes Film- und Foto-Material. Am Ende durften die Teilnehmer sogar selbst Kondensatoren und PCI-Express-Ports auf das PCB kleben.

MSI betreibt insgesamt zwei Fabriken in China. Während in Kunshan, westlich von Shanghai, auf über 290.000 Quadratmetern überwiegend die hauseigenen Notebooks vom Band laufen, fertigt MSI in der von uns besuchten Fabrik in Shenzhen hauptsächlich Grafikkarten, Mainboards und Komplett-PCs und beschäftigt rund 4.800 Mitarbeiter. Passend zum Start des neuen Trident X, welcher trotz seiner kompakten Abmessungen mit einem Intel Core i9-9900K und einer NVIDIA GeForce RTX 2080 Ti bestückt werden kann, konnten wir den Zusammenbau vor Ort begutachten, uns aber auch die Produktionslinien von Grafikkarten und Mainboards näher anschauen. 

Die Fabrik in Shenzhen ist mit einer Fläche von rund 200.000 Quadratmetern in etwa so groß wie 45 Fußball-Felder und beherbergt zehn riesige Hallen, die für die Produktion und als Wohnfläche für die Arbeiter genutzt werden. Wir besuchten Gebäude A und B, die bereits seit 2001 in Betrieb sind und eine Produktionsfläche von etwa 643.500 Quadratmetern verteilt auf mehrere Stockwerke bieten. In Gebäude A befinden sich insgesamt 13 Produktionslinien für Mainboards und vier weitere für Grafikkarten, wobei pro Monat etwa 1,6 Millionen Hauptplatinen und rund eine Million Grafikkarten gefertigt werden. In Haus B befinden sich weitere Produktionslinien für Leiterplatten für SPB- und EPS-Systeme.

Shenzhen: Eine junge moderne Metropole

Shenzhen selbst grenzt südlich an die Sonderverwaltungszone von Hong Kong an und dürfte für einen Großteil unserer Leser nicht unbekannt sein, denn viele Hersteller wie beispielsweise Huawei, ZTE, BYD oder Tencent haben dort ihren Hauptsitz. Außerdem ist Foxconn mit zahlreichen Produktionsstätten mit mehr als 300.000 Mitarbeitern vertreten und fertigt dort für einige Hersteller wie Sony, Nintendo, Apple und HP im Auftrag. 

Vor etwa 40 Jahren war Shenzhen noch ein kleines Fischerdorf mit nur wenigen Einwohnern, inzwischen ist die Stadt zu einer echten Metropole mit rund zwölf Millionen Einwohnern herangewachsen, wobei weitere 8 Millionen Arbeiter saison-bedingt für einige Monate in der Stadt leben. 

Shenzhen zählte lange Zeit zu den am schnellst wachsenden Großstädten der Welt und ist heute eine der teuersten Städte Chinas, wenngleich sich die Stadt mit etwa 135 Wolkenkratzern nur auf dem sechsten Rang der Städte mit den meisten Hochhausgebäuden einsortiert. Über 50 Wolkenkratzer befinden sich jedoch noch im Bau. 

Aufgrund seines jungen Alters ist Shenzhen sehr modern. Die gesamte Bussflotte, die immerhin rund 17.000 Fahrzeuge umfasst und damit zur größten rund um den Globus zählt, wird rein elektrisch betrieben, ein Großteil der Taxiflotte verzichtet ebenfalls auf einen Verbrennungsmotor. Beide Flotten setzen überwiegend auf Elektrofahrzeuge von BYD. Vor allem junge Menschen zieht es nach Shenzhen, das Durchschnittsalter beträgt gerade einmal 32 Jahre.