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Fabrikbesuch

Ein Blick hinter die Kulissen bei MSI - Die Entstehung eines Mainboards

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Große Unterschiede zur Herstellung eines Mainboards gegenüber einer Grafikkarte gibt es nicht, aufgrund der teils deutlich größeren Layout-Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen läuft die Produktion jedoch weniger automatisiert ab als bei einer Grafikkarte. Kein Wunder, dass mehrere Mitarbeiter benötigt werden, die die SMD-Bauteile teils per Hand auf dem Fließband aufkleben und aufstecken. 

Hier sind nicht nur die Beschriftungs-Aufkleber gemeint, oder die Anschlüsse im Bereich des I/O-Panels, sondern teilweise auch Kondensatoren bis hin zu den einzelnen PCI-Express-Steckplätzen. Im Rahmen unseres Fabrikbesuchs durften wir sogar selbst Hand anlegen – ein Novum bei einer Factory-Tour, denn noch nie hat sich ein Hersteller so offen gezeigt und dafür sogar die Produktion verlangsamt oder gar für kurze Zeit gänzlich zum Stillstand gebracht.

Die Aufgaben sind klar verteilt: Ein Mitarbeiter kümmert sich um die Steckplätze, ein weiterer um die Kondensatoren rings um den CPU-Sockel herum und ein weiterer klebt die Beschriftungs-Aufkleber auf. In zusätzlichen Arbeitsschritten wird überschüssiges PCB abgeschnitten und entgratet oder aber per SMT-Maschine bestückt. Auch hier muss Lötpaste aufgetragen und die Platine im Reflow-Ofen erhitzt werden.

Bevor ein jedes Mainboard verpackt und später in den Verkauf geschickt wird, prüft MSI jede einzelne Platine auf seine Funktionalität. Die Mitarbeiterin in der Fabrik steckte die dafür nötigen Komponenten inklusive ihrer Kühler in gerade einmal 30 Sekunden auf das Mainboard und konnte ihre Tests starten. Natürlich aber bedient sich MSI einiger Hilfsmittel wie beispielsweise eines automatischen Verkabelungs-Systems für die Anschlüsse oder aber eines einfachen Stecksystems für das Einsetzen des Prozessors. 

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Viele Tests im Labor

Im B-Gebäude der MSI-Fabrik in Shenzhen befinden sich neben den Produktionslinien für Server-Komponenten auch eine Reihe von Testlaboratorien. Darin führt MSI wie alle großen Hersteller zahlreiche weitere Tests durch, die notwendig sind, um die Zulassung, aber auch verschiedene Zertifizierungen für seine Produkte zu erhalten. 

Darunter sind nicht nur Öfen, die die Produkte unter Extrem-Temperaturen testen können, sondern auch hochmoderne Rasterelektronenmikroskope oder sogar Röntgenscanner bis hin zu sensiblen Lautstärke-Messgeräten. Ein Massenspektrometer, das eine genaue chemische Analyse der Bestandteile eines Materials ermöglicht, nennt MSI sein Eigen. Ebenfalls nicht fehlen darf ein Beschleunigungssimulator, um beispielsweise die Beständigkeit einer Umverpackung während des Verschiffens testen zu können. 

Zukunftsausblick

Während andere Chiphersteller bei ihrer Produktion voll auf Automatisierung setzen und die Zahl der nötigen Arbeiter auf das Mindeste reduzieren, geht man bei MSI andere Wege, bzw. hält von den Plänen der Konkurrenz nur wenig. Zwar hat man die Zahl seiner Mitarbeiter am Standort Shenzhen in den letzten zehn Jahren von rund 11.000 auf heute etwa 4.800 Mitarbeiter ebenfalls drastisch reduziert, doch in Zukunft will man weiterhin einige Produktionsschritte per Hand durchführen und nicht automatisieren. 

Laut MSI könne man so auch Produkte mit deutlich geringeren Stückzahlen fertigen, wie beispielsweise teure High-End-Grafikkarten mit vielen Overclocking-Features, von denen es gegenüber den Standard-Modellen weitaus weniger gibt. Im Interview sprach MSI davon, dass in der Vergangenheit von bestimmten Grafikkarten nur 400 Exemplare hergestellt wurden. Eine Umstellung der Maschinen wäre für diese geringe Stückzahl schlichtweg nicht rentabel. Außerdem könne man sich besser auf die sich stetig ändernde Nachfrage einstellen. 

In Zukunft will MSI den Stromverbrauch seiner Fabriken deutlich reduzieren. In den nächsten fünf Jahren soll der Energieverbrauch in Shenzhen um über 50 % fallen. Neue Techniken und Technologien sollen ebenfalls eingesetzt werden. Im Gespräch verriet MSI, noch in diesem Jahr neue Reflow-Öfen mit deutscher Technik testen zu wollen. Mehrere zehntausend US-Dollar will man hierfür in die Hand nehmen. 

Aktuell sollen sich die Reflow-Öfen sich nicht gleichmäßig erwärmen und darüberhinaus vereinzelt Luftblasen in das Lot bringen, was zu einem späteren Defekt der Grafikkarte oder des Mainboards führen könnte. Die neuen Produktionsmethoden aus Deutschland sollen auf eine neue Heizmethode setzen, die innerhalb einer Vakuumumgebung stattfindet. Näheres hierzu bleibt jedoch Betriebsgeheimnis.