Dass das in anderen Ländern auch so ist, ist für mich erst einmal kein Argument.
Bestimmte Aspekte bzw. Faktoren der kognitiven Leistungsfähigkeit nehmen im Alter im statistischen Mittel in der Population signifikant ab bzw. weisen praktisch relevante Effektstärken auf, aber eben nicht alle.
Es kommt ferner sehr darauf an, welche Bildung die Person in ihrem Leben erfahren hat, wie sehr sie sich über ihre Lebenszeit kognitiv betätigte, d.h. welche täglichen kognitiven Aufgaben sie übernahm, inwiefern sie sich kognitiv angestrengt hat usw.
Die neuronale Plastizität des Gehirns spielt hier eine primäre Rolle. (Das zeigt sich beispielhaft z.B. dadurch, als dass die Unterschiede bei Personen des
gleichen Alters mitunter größer sind, als die zwischen jüngeren und älteren Menschen!)
Deshalb wird es in absoluten Zahlen auch eine riesige Menge an Menschen treffen, für die solche Tests unangebracht sind und die umsonst untersucht werden; für die ist das nur eine lästige weitere Verpflichtung und Zeitverschwendung.
Bezüglich der mittleren Abnahme in der Population habe ich oben schon etwas geschrieben; dein gewähltes Alter von 65 wäre meiner Meinung nach zu früh angesetzt, aber leider bist du darauf nicht eingegangen.
Auch ist es nicht so einfach, in jedem Einzelfall zu entscheiden, ob die Person den Führerschein nun noch behalten darf oder eben nicht. Im Zweifelsfall wird sich dann dagegen entschieden, damit der Arzt und/oder Psychologe oder das Testverfahren etc. später keine juristischen Folgen zu fürchten haben.
Denn bei der Masse an Menschen, die einer solchen Prüfung dann dauerhaft unterzogen wird, ist es unmöglich, jeden Menschen ausreichend im Detail zu prüfen. Da werden dann wahrscheinlich höchstens Verfahren genutzt, die man als Screening klassifizieren würde, mehr aber auch nicht.
Dazu sind vermeintlich objektive Verfahren nicht immer gut: Stichwort Objektivität, Validität und Reliabilität. Davon haben die meisten Ärzte ja schon keine Ahnung mehr, weil die wissenschaftsmethodologische Ausbildung im Medizinstudium praktisch nicht besteht. Die Doktorarbeiten aus der Medizin sind nicht umsonst mit die schlechtesten, die es überhaupt gibt.
Du wirst dort in Grenzbereiche kommen, wie z.B. bei der Frage, ob eine Person eine bestimmte psychische Störung aufweist bzw. inwiefern etwas abweichend sein soll oder nicht. Der Laie stellt sich das natürlich einfach vor. Da säßen ein paar superschlaue Ärzte und Psychologen und/oder tolle Testverfahren und die können genau sagen, ob der Fahrer noch tauglich ist oder nicht. Die Realität ist allerdings mitunter komplizierter, als sich das manche Politiker vorstellen.
Im übrigen kann man solche Einschränkungen auf einem quantitativen Kontinuum von sagen wir mal Freiheit bis Einschränkung positionieren und man könnte den Menschen noch viel weiter einschränken. Z.B. wäre es denkbar, Fahrzeuge ab 250 PS erst ab einer Führerscheinbesitzdauer von 10 Jahren zu erlauben etc. Dafür wären sicher auch viele Politiker bzw. würde man sicher sehr viele Menschen finden, die es "absolut unverständlich finden, dass ein 18-jähriger einen 600 PS Lamborghini Aventador fahren darf. Ist ja unmöglich, wie kann das nur sein?". Menschen ab 65 dürften dann sowieso nur noch Autos mit maximal 200 PS fahren, alles darüber wäre zu gefährlich für sie.
Auf diesen Wegen lässt sich die Freiheit immer mehr einschränken.
PS: bezüglich der nachlassenden Fähigkeiten im Alter könnte ich dir viel im Detail schreiben, allerdings wird mein Beitrag dann zu lang und es wird fast niemand mehr lesen. Auch passt es nicht mehr wirklich in den Thread. Die generelle Aussage, ab 65 Jahren die Menschen aber regelmäßig prüfen zu müssen, halte ich genauso für populistische Scheisse wie der ganze Dreck der auch sonst so aus der Politik kommt.