Hona e Advanced - Dinge ich mag / nicht mag
Da ich von
@blueheaven gefragt wurde, ob ich ein paar Worte zu meinem Honda e sagen könnte, habe ich ein paar Dinge, die mir gefallen/ nicht gefallen aufgeschrieben.
# Fahrzeugdaten
Motor | Elektromotor, Leistung 110 kW/150 PS/315 Nm, Heckantrieb |
Batteriekapazität / Reichweite | 35 kWh / 222 km (WLTP) |
Ladeleistung | bis 50 KW (DC) am Schnelllader |
Verbrauch | 22 kWh/100 km (im Winter) |
Gewicht | 1514 kg |
Kosten | 38.000€ (Maximalausstattung) - 9000€ Förderung |
Im Folgenden werde ich den Honda e mit einem
BMW m140i (2017, Facelift, 340PS) und einem
Tesla Model 3 LR Dual Motor (2018, 441 PS) vergleichen. Das hat keinerlei expliziten Hintergrund, außer dass ich regelmäßigen Zugriff auf beide Fahrzeuge habe. Man sollte aber im Hintergrund behalten, dass beide Autos in ihrer jeweiligen Ausstattung deutlich über 20.000€ mehr kosten, als der Honda.
# Pluspunkte:
## Fahrdynamik
Der durch die, im Fahrzeugboden verbaute Batterie, bedingte niedrige Schwerpunkt, die 50:50 Gewichtsverteilung und die kompakte Größe sorgen, gemeinsam mit dem reinen Hinterradantrieb, für mächtig Spaß auf der Straße. Der Honda fühlt sich auf kurvigen Landstraßen am wohlsten und punktet mit einer direkten Lenkung. Die 150 Elektropferdchen drücken den Flitzer kräftig aus jeder Kurve und Überholmanöver bringen Spaß. Jeder, der bereits einmal bei mir einsteigen durfte (nur mit Maske), ist von den Straßenqualitäten beeindruckt und kommt aus dem Grinsen nicht mehr raus.
Genauso viel Spaß wie auf der Landstraße hat man in der Stadt. Dank dem sehr kleinen Wendekreis von deutlich unter 10 Metern und der guten Übersichtlichkeit kommt man in wirklich jede Parklücke und kann ohne Umsetzen auf einer typischen Straße wenden. Das aktivierbare "One-Pedal-Driving" erhöht die Rekuperation und bremst den Honda dermaßen stark herunter, wie ich es von keinem anderen Elektrofahrzeug kenne. Man kommt in der Stadt somit problemlos ohne Bremse aus und kann punktgenau an der Ampel halten. Dort hält der Honda dann auch automatisch die Bremse, sodass man den Fuß bedenkenlos von den Pedalen lösen kann.
Sobald es dann grün wird, punktet der Honda erneut mit seinen über 300NM Drehmoment. Bevor der Hintermann auch nur den Gang eingelegt hat, ist man mit dem Honda bereits über die Kreuzung geflitzt. Der Honda schüttelt dies mit einer Leichtigkeit aus der Hand, wie es kein Verbrenner je könnte. Der m140i ist an der Ampel gegenüber dem Honda unterlegen (gefühlt, nicht gemessen) und fühlt sich wesentlich unentspannter an. Um mitzuhalten, muss der 6-Zylinder ordentlich pusten - Mit der entsprechenden Geräuschkulisse. Das Model 3 fährt beide Fahrzeuge im Sprint an die Wand und ist sowohl auf dem Papier als auch in der Realität eine andere Welt. Selbiges kann man von der Lenkung nicht behaupten. Der Tesla fährt sich unruhig, die Lenkung hat Spiel und ich fühle mich als Fahrer deutlich weniger sicher als in dem Honda oder BMW. Dies führt dazu, dass ich im Tesla ab 130 km/h ein gewisses Unwohlsein verspüre. Der Wagen vermittelt mir als Fahrer insgesamt einfach weniger Sicherheit als die anderen beiden Fahrzeuge.
## Autobahnqualitäten
Obwohl der Honda als reines Stadtauto konzipiert ist, punktet er auf der Autobahn mit sehr guten Langstreckenqualitäten. Er fährt sich bis 150 km/h sehr ruhig und gelassen. Die Beschleunigung ist von 0km/h bis 140 km/h nahezu linear und fadet ab 140 langsam aus, bevor der Wagen bei 150 elektronisch abgeriegelt ist. Die Assistenzsysteme sind hervorragend und stützen den sicheren Eindruck während der Fahrt. Toter-Winkel-Warner, Spurhalteassistent, Tempomat, Abstandshalter, usw. erweisen sich im Alltag als sehr nützlich und verrichten ihren Dienst unauffällig. Insbesondere der dynamische Abstandshalter ist grandios und hält den Abstand sauber ein. Zudem fährt er ziemlich menschlich und weniger ruckartig als entsprechende Systeme anderer Hersteller.
Der Honda ist zudem der leiseste Wagen unter den drei Kandidaten. Der BMW gibt ein deutlich hörbares Motorengeräusch von sich (welches allerdings durchaus zu begeistern weiß :-D), während der Tesla ab etwa 140km/h störende Windgeräusche von sich gibt. Letztere sind deutlich wahrnehmbar und ich empfinde diese als subjektiv störend. Normalerweise bin ich in dieser Hinsicht nicht sonderlich penibel - der Tesla sticht jedoch negativ hervor.
## Assistenzsysteme
Wie bereits erwähnt, kommt der Honda mit so ziemlich jedem digitalen Assistenten daher und spielt in dieser Hinsicht den BMW an die Wand. Generell sind viele Assistenten enthalten, die man sonst nur bei höherpreisigen Fahrzeugen vorfindet. Diese machen alle einen guten Job und verrichten ihren Dienst auffallend unauffällig. Hervorheben möchte ich die digitalen Außenspiegel, die dynamisch Informationen einblenden können. So werden etwa beim Spurwechseln drei Linien eingeblendet, die unterschiedliche Abstände markieren (10, 20, 50 Meter).
## Optik + Reaktion der Leute
Dieser Punkt ist höchst subjektiv und daher fasse ich mich kurz: Ich liebe das Design.
Die Leute reagieren auffallend positiv auf den Wagen und geben öfters einen Daumen hoch oder sprechen mich auf das Auto an. Dies passiert im BMW nie und auch an einen Tesla haben sich die Leute langsam gewöhnt. Aber dies sieht sicherlich jeder anders.
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Innenraum
Das Interieur des Hondas ist wahrscheinlich das auffälligste Merkmal des Autos. Hier gibt es dermaßen viel zu entdecken, dass ich seitenweise Informationen geben könnte. Daher beschränke ich mich auf die Highlights.
Die Bildschirmlandschaft ist wohl das dominanteste Merkmal. Der Honda verfügt im Innenraum über 6 Bildschirme:
- 2 digitale Seitenspiegel
- 1 wahlweise analoger oder digitaler Rückspiegel
- 1 Bildschirm für den Fahrer
- 2 sehr große Displays im Cockpit
Der Bildschirm für den Fahrer ist etwas kleiner, als die beiden großen Bildschirme in der Mitte und ist weniger konfigurierbar. Man erhält dort alle nötigen Infos über das Fahrzeug, wie etwa Licht, Geschwindigkeit, Fahrmodi, Verbrauch, Reichweite, usw. Zudem ist in der Mitte eine digitale Repräsentation des Hondas zu sehen, dessen Blinker und Bremslichter den aktuellen Stand wiedergeben. Wenn man also blinkt oder bremst, blinken auch die entsprechenden Lämpchen im Display auf. Zudem werden vorausfahrende Fahrzeuge hier eingeblendet sowie Abstandinformationen. Außerdem kann der Fahrer hier alle wichtigen Informationen über Tasten am Lenkrad ändern. Sprich man kann die Musik steuern, sich die Navigation einblenden lassen oder Assistenten aktivieren/deaktivieren.
Das Highlight sind die frei konfigurierbaren Bildschirme in der Mitte. Diese können getrennt voneinander bedient werden. So kann der Fahrer etwa die Musik steuern, während der Beifahrer die Navigation startet. Ist der Beifahrer fertig und das Ziel eingeben, genügt ein Klick und die beiden Bildschirme tauschen ihren Inhalt. Jetzt hat der Fahrer die Navigation auf seinem Bildschirm und der Beifahrer kann sich weiter um die Musik oder ähnliches kümmern. Dank wahlweise Android Auto oder Apple Carplay (auch ohne Kabel!!) kommt man zudem in den Genuss von Apps wie Google Maps, Youtube, Spotify oder Pocketcasts. Die Displays werden dabei sehr hell und kommend ausreichend scharf daher. Die Auflösung könnte aber einen Tick schärfer sein. Die Farbdarstellung ist dafür wiederum sehr gut. Unter der Haube scheint zudem ein potentes Computerchen zu sitzen, denn die Oberfläche hackelt nur selten und Ruckler sind nur in Ausnahmesituationen zu spüren - etwa bei gleichzeitiger Navigation und dem Wechsel der Bildschirme.
Nettes Gimmick: Man kann ein beliebiges Gerät über HDMI anschließen und im Stand auf eines der beiden Displays ausgeben. So kann man etwa die Ladepause mit einer Runde CoD überbrücken oder man gönnt sich auf Netflix einen Film. Dies funktioniert aber nur im Stand, sobald das Auto fährt, wird das über HMDI verbundene Display schwarz. Der Ton spielt jedoch weiter.
Im Vergleich zu dem BMW wirkt dieser nahezu antik. Dieser kommt mit weniger Assistenten und das Infotainmentsystem ist dürftig. Carplay funktioniert nur mit einem Kabel und das auch nur dürftig. Android Auto ist nicht möglich. Der Tesla punktet mit seiner aufgeräumten Oberfläche und dem minimalistischen Design. Ich vermisse jedoch einen Bildschirm für den Fahrer und Carplay/ Android Auto. Zudem bin ich sehr froh, dass im BMW/Honda Basisfunktionen wie Klima, Sitzheizung oder Temperatur über physische Tasten und nicht über einen Bildschirm eingestellt werden. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre es eine Mischung aus Honda und Tesla: Einen dedizierten Bildschirm in der Mitte mit der Software von Tesla + Android Auto sowie ein dediziertes Display für den Fahrer (wie beim Model S/X). Dies gepaart mit den regelmäßigen Updates seitens Tesla.
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Verarbeitung
Der Honda ist sehr gut verarbeitet. Das Lenkrad ist aus Leder und fühlt sich hochwertig an. Die Sitze sind aus Stoff und vermitteln Wohnzimmercharme. Es klappert nichts und alles fühlt sich ansprechend an. Die Knöpfe und Drehregler sitzen fest und vermitteln einen hochwertigen Eindruck. Der Honda spielt für mich in einer ähnlichen Liga wie der BMW und lässt sich nichts zu Schaden kommen. Beides sind hochwertig verarbeitete Fahrzeuge. Der Tesla ist ebenfalls grundsolide verarbeitet, fühlt sich aber im Vergleich zu den beiden, etwas gröber an. Das Lenkrad ist zwar aus Leder, wirkt aber arg künstlich. Die Sitze (in weiß) erweisen sich als außerordentlich robust, fühlen sich aber ebenfalls künstlich an. Auch knarzt es hier und da manchmal und der Klavierlack in der Mittelkonsole hat schon ein paar ärgerliche Kratzer. Das sind keine sonderlichen Ärgernisse, fallen aber im Vergleich doch auf. Ich würde sagen, dass der BMW am besten verarbeitet ist und am luxuriösesten daher kommt. Darauf folgt der Honda mit etwas weniger Eleganz und Sexappeal, dafür aber mit mehr Hightech. Den Tesla empfinde ich als am schlechtesten verarbeitet.
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Unterhaltskosten
Nachdem man die fast 40.000€ für einen Kleinwagen mit 200km Reichweite bezahlt hat, kann man sich über erfreulich niedrige Unterhalskosten freuen. Zunächst einmal gibt es 9000€ Förderung vom Staat, was den Nettopreis in die Region der 30k bringt. Dann profitiert man von:
- 3 Jahren Garantie
- 8 Jahre oder 160k Kilometer Garantie auf die Batterie
- wenigen Verschleißteilen
- keine KFZ-Steuer bis 2031
Dazu kommt, dass ich zu Hause für 27 Cent die Kilowattstunde laden kann. Einmal volltanken kostet mich also 9€ und bringt mich (im Winter) 150 km weit. Zudem kann ich bald bei meinem Arbeitgeber kostenfrei laden und es gibt noch einige Gratissäulen in meiner Umgebung.
Erstaunlich günstig ist zudem die Versicherung. Ich bezahle beim ADAC (Vollkasko, freie Werkstattwahl, SF-7, 15k Kilometer/Jahr, keine Kündigungsfrist) 750€ im Jahr. Das ist billiger als mein alter Corsa bei der HUK24 gekostet hat.
# Negativ
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Parkassitent
Der Honda kann auf dem Papier alleine einparken. Allerdings funktioniert das nur Optimalbedingungen und auch nur langsam. So kommt es durchaus vor, dass der Honda versucht, rückwärts in eine seitliche Parklücke zu fahren. Das hat dazu geführt, dass ich den Parkassistenten niemals nutze und lieber selber einparke. Das ist nicht nur schneller und sicherer - dank des kleinen Wendekreises und der guten Kameraübersicht kann damit wirklich jedes Kind einparken.
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Reichweite (im Winter)
Im Winter bei um die 0 Grad komme ich mit einer vollen Ladung etwa 150km weit. Das ist für meine Belange ausreichend, eine längere Strecke würde ich mit dem Honda aber eher nicht fahren. Die von Honda angegebenen 220km halte ich selbst im Sommer für utopisch. Ich rechne mit etwa 180km Reichweite unter Idealbedingungen. Damit eignet sich das Auto wirklich nur als Stadtflitzer. Dies ist gerade deshalb schade, weil der Wagen sich auf der Autobahn extrem gut fährt und definitiv Langstreckenqualitäten mit sich bringt. Allerdings ist auf der Autobahn bei Richtgeschwindigkeit nach spätestens 100km Schluss. Der Tesla kommt im Vergleich mit einer Ladung etwa 400 km weit. Ich muss aber anmerken, dass ich recht zügig fahre und auch gerne beschleunige.
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Ladegeschwindigkeit
Die von Honda angegebenen 50kw/h (DC) sind Unfug. In der Realität schafft der Honda selten über 20 kw/h und lädt an der heimischen Wallbox (11kw) auch eher gemach. Das führt dazu, dass ich am Schnelllader etwa 40 Minuten von 0 auf 80 Prozent brauche. Zu Hause braucht der Honda 5 Stunden an der privaten Ladesäule. Das Auto ist auch in dieser Hinsicht ein reines Stadtauto. Der Tesla lädt unglaublich viel schneller. Laut emobly kann der Tesla in 4 Minuten 100km nachladen, während der Honda 23 Minuten für 100km braucht. Da ich den Tesla noch nie leer gefahren habe, kann ich das nicht nachvollziehen. Die Werte erscheinen mir aber plausibel.
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Rückfahrkamera
Die Kamera ist eigentlich top - wenn sich nicht permanent verschmutzt wäre. Während die digitalen Außenspiegel ein selbstreinigendes System haben und sowohl Matsch, Regen und Schnee gewachsen sind, ist die Rückfahrkamera unbrauchbar, sobald ich vom Hof gerollt bin. Da das gesamte Konzept des Autos auf Kameras basiert, ist dies besonders ärgerlich.
## Android Auto nur mit Kabel
Aus irgendeinen Grund funktioniert Carplay ohne Kabel und Android Auto nicht. Das ist jetzt kein Weltuntergang, aber dennoch ein Ärgernis.
## Honda App (größte Frechheit)
Die App ist eine Frechheit. Sie funktioniert nicht und ist der größte Müll, die ich je benutzen durfte. Die Software ist grundlegend kaputt und ich denke nicht, dass dies durch Bugfixes behoben werden kann. Es bräuchte meiner Meinung nach einen kompletten Rewrite der Software. Der Honda Support hat mir aber Besserung versprochen, so dass ich meine Aussage hoffentlich in ein paar Monaten aktualisieren kann. Bis dahin sollte man das Auto einfach ohne die App genießen.
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Kaufpreis
Das Auto ist trotz seiner Features für das Gebotene zu teuer. Autos wie der ID.3, ein Opel Corsa e oder Peugeot 208 e bieten deutlich mehr Reichweite und Ladegeschwindigkeit bei ähnlichen Preisen - sind dafür aber weniger cool.
FAZIT:
Bereue ich den Kauf den Honda E?
Definitiv nicht. Ich bin nach wie vor in das Auto verliebt und freue mich jedes Mal diebisch, wenn ich auf Spritztour gehen kann.