Diesmal ohne Fotos, dem knappen Zeitumfang geschuldet.
Gestern Mittag war ich mit meinen Eltern im Tesla Center in Rostock, Probefahrt des Model 3 Long Range (Dual Motor AWD). Leider sind die Zeitslots mit genau einer Stunde extrem straff gefasst, sodass die Prio auf dem Fahren lag und nicht auf einem ausführlichen Bericht wie beim Enyaq oder IONIQ 5, leider.
Was erstmal interessant ist: Auch wenn die AHK nicht mehr online konfigurierbar ist, ist sie Stand heute nach wie vor bestellbar (für 1.350€), muss jedoch händisch durch den Verkaufsberater hinzugefügt werden. Dieser meinte jedoch auch, dass dieser Zustand jederzeit ein Ende finden kann.
Sind mit dem Auto einmal die A19 runter, A20 nach Westen, Stadtautobahn hoch bis zum AIDA Terminal in Warnemünde, und zurück durch die Stadt.
Haben auf den knapp 70 km bei rund -1°C und recht zügigem Fahrstil einen Durchschnitt von 17...18 kWh / 100 km erreicht, Klima war auf 20,5 °C eingestellt.
Karosserie / Innenraum / Verarbeitung
In Sachen Verarbeitung war an dem Vorführer sowie an dem Aussteller im Showroom nichts auszusetzen. Hin und wieder sieht man ja Bilder von arg schief eingepassten Kofferraumdeckeln, nicht fluchtenden Zierleisten etc. In der Hinsicht ist uns nichts augenscheinlich grob Mangelhaftes aufgefallen.
Innenraum war auch alles gut verarbeitet, Ziernähte liefen sauber, gute Materialauswahl in Sachen Kunststoffe, Alcantara, (Kunst-)Leder usw.
Vom ernsthaft großen Kofferraum, dem auch erstaunlich großem zweiten Fach unterm Ladeboden (das, was mal als Reserveradmulde bekannt war) plus dem Frunk waren wir überrascht. Vor allem hinten ist die Nutzbarkeit der Staufläche jedoch durch den Limousinen-Heckdeckel eingeschränkt, wenn man vorher Kombis gewohnt ist.
Vorne sitzt es sich gut, wobei mich persönlich (wie bei sehr vielen modernen KFZ) die feststehende, weit hervorragende Kopfstütze ein wenig störte - ich hab die Lehne normalerweise relativ steil, sodass der Nacken so überdehnt wird. Ergo muss ich die Lehne flacher stellen, als ich es eigentlich mag.
Das Lenkrad hat einen vergleichsweise dicken Kranz à la BMW und der Durchmesser ist einen Tick kleiner, als man es so gewohnt ist.
Sitzbank hinten taugt eher weniger. Sitzfläche ist ziemlich tief montiert, oder der Fahrzeugboden (wegen des Akkupacks) sehr hoch, je nach Betrachtungsweise. Jedenfalls kann man die Füße auch nicht unter die Vordersitze schieben, sodass das zu einer angewinkelten Sitzposition führt. Die hintere Mittelarmlehne ist auch vergleichsweise schmal und wegen der zwei integrierten Becherhalter auch nur so semi komfortabel. Beim Einsteigen muss man als Erwachsener (selbst mit nur 1,75 m) bereits den Kopf einziehen, um sich am Dachholm keine Beulen zu holen. Die Ausrichtung des Model 3 ist für mich klar die eines 2-Personen-Auto, welche auch mal Kumpels mitnehmen, und nicht als dauerhaftes Familienauto, wenn man so will.
Innenraum insgesamt (bekanntermaßen) extrem minimalistisch gestaltet, Ablagefächer sind mMn ausreichend vorhanden in puncto Anzahl und Größe.
Einstieg durch die flache Limousinen-Form ist (natürlich) nicht so komfortabel wie bei Enyaq und Ioniq 5. Papa hat deswegen ein wenig Bedenken was Mitfahrten durch Opa angeht, und die meine Eltern gehen nun auch inzwischen auf die 60 zu...
Fahren
Montiert waren die 18"-Alus mit Aero-Radkappen und Winterreifen.
Die A19 ist relativ wellig, worauf das Fahrwerk nicht sonderlich feinfühlig anspricht. Papas Passat B8 liegt dort deutlich komfortabler. Geschuldet sein dürfte dies dem relativ straffen Setup, damit das TM3 trotz des Gewichts von ca. 1,9t noch um die Ecken kommt. Was man so liest, ist ein KW V3 an dieser Stelle quasi der heilige Gral - Bessere Optik und höhere Reichweite durch Tieferlegung bei trotzdem verbessertem Komfort. Quadratur des Kreises. 😅 Lässt sich KW mit 2500€ zzgl. Einbau auch fürstlich bezahlen. Kann man nur hoffen, dass zukünftig noch ein V1 oder die günstigeren ST-Versionen auf den Markt gebracht werden.
Antritt des TM3 LR ist ausgezeichnet, an das verzögerungsfreie Ansprechen gewöhnt man sich sauschnell, Überholen ist ein Kinderspiel.
Sowohl Papa als auch ich konnten uns in der kurzen Zeit (jeder ca. 30 Min Fahrt) nicht vollständig anfreunden mit dem One-Pedal-Driving, welches nicht deaktivierbar ist.
Ich persönlich finde erstmal den Ansatz besser, 1PD als Option zu geben und stattdessen auch einen klassischen Modus zu haben, bei welchem beim Lupfen des Fahrpedals nur ein (einstellbares) Schleppmoment simuliert wird und stärkere Verzögerungen alleine durch das Betätigen des Bremspedals erfolgen - anfangs via Rekuperation, später dann auch über die Betriebsbremse. Taycan, Enyaq, Ioniq 5, e-Golf, e-Up usw. bieten allesamt dieses Verhalten und mit Ausnahme des Taycan 1PD als Alternative.
Kann aber gut und gerne sein, dass das eine Gewöhnungssache ist.
Rundumsicht mit den Spiegeln und aus der Heckscheibe bietet keinen Anlass zur Beschwerde, auch nach vorne ist der Blick durch die flache Motorhaube vorbildlich übersichtlich.
Anzeige der fahrrelevanten Daten (Tempo, Tempomat-Einstellungen etc.) links oben im zentralen Display anfangs ungewohnt, für mich jedoch schon nach kurzer Zeit kein Problem mehr. Aus meiner Sicht klar nicht ideal, ein Head-Up-Display wäre toll, aber auch kein Beinbruch. Hätte ich mir definitiv schlimmer vorgestellt.
Bedienung
Audio auf linker, ACC auf rechter Lenkradrolle einwandfrei bedienbar.
Der zentralisierte Ansatz mit "Alles auf dem großen Display" ist ganz sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. aber immerhin arbeitet das System extrem reaktionsfreudig. Ohne es vorher jemals benutzt zu haben, würde ich es durchaus als intuitiv bezeichnen. Als
Digital Native ist das wohl aber auch gewissermaßen meinem Alter "geschuldet".
Der zentrale Ansatz hat immerhin den Vorteil, dass alles, was irgendwie am Auto einstellbar ist, komplett im Fahrerprofil gespeichert wird. Lenkrad-, Spiegel-, Sitzposition, Wischerintensität, Außenlicht, Innenlicht, Farbschema usw. usf. wird alles abgerufen, sobald das jeweilige Profil geladen wird. Das Profil wird automatisch geladen anhand des erkannten Telefons (via Bluetooth-Kopplung), was natürlich bei Nutzung durch einen festen rotierenden Fahrerkreis (Eltern, Kinder) natürlich sehr komfortabel ist.
"EC-Karte" als Fahrzeugschlüssel ... ehm ok. Entriegeln des Fahrzeugs läuft über das Ranhalten der Karte an die B-Säule. Alles andere geht wohl viel über die App, was Öffnen der einzelnen Klappen/Türen angeht, aber ... weiß ich nicht, tut das Not?
Preis/Leistung
Für 51.990 (Tesla gibt keinerlei Rabatte) + Aufpreis für Farbe + 1.350 für AHK + 980 Überführung - 6.000 BAFA ist das TM3 LR auf jeden Fall der günstigste aus dem bisher getesteten Trio (Ioniq 5, Enyaq, TM3) und bietet dabei am meisten Leistung und die beste Reichweite. Als Daily für Mama aus meiner Sicht die beste Wahl von den dreien.
Vielleicht fällt mir später noch was ein, dann editier ich hier noch mal.
EDIT1:
Das Problem der Alibi-Rückbank geht das Model Y an, hier ist diese einwandfrei nutzbar. Das Model Y ist jedoch, sorry für den Ausdruck, einfach nur hässlich.