Welche Auswirkungen die Einführung eines allgemeinen Tempolimits hätte, dazu gibt es bis dato kaum Studien. Die wenigen wissenschaftlichen Betrachtungen der Frage allerdings kommen zu einem eindeutigen Ergebnis - zum Beispiel in Brandenburg.
Dort war ein 62 Kilometer langer Abschnitt der A24 zwischen den beiden Autobahndreiecken Wittstock/Dosse und Havelland bis Dezember 2002 noch ohne Tempolimit. Danach wurde eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h eingeführt, und die Auswirkungen wurden analysiert.
Die
Zahl der Unfälle halbierte sich anschließend, von 654 Unfällen in drei Jahren ohne Tempolimit auf 337 Unfälle in drei Jahren mit 130 km/h. Das geht aus
einer Studie über die Auswirkungen eines generellen Tempolimits im Land Brandenburg hervor. Zwar ging der Verkehr auf diesem Autobahnabschnitt im beobachteten Zeitraum ebenfalls leicht zurück, von 47.200 Autos in 24 Stunden in den Jahren 2000 bis 2002 auf 45.400 Fahrzeuge pro 24 Stunden im Zeitraum von 2004 bis 2006. Den Anteil des Tempolimits an den sinkenden Unfallzahlen bezifferten die Autoren unter Berücksichtigung des verminderten Verkehrsaufkommens trotzdem mit 26,5 Prozent.
Bemerkenswert ist vor allem die Entwicklung der Verletztenzahlen: So wurden von 1996 bis 2002 bei Unfällen auf diesem Autobahnabschnitt 1850 Menschen verletzt - im gleichen Zeitraum nach der Einführung der 130 km/h sank die Zahl um mehr als die Hälfte, auf 799 Verletzte.
[...] Tatsächlich
starben auf dem untersuchten Abschnitt der A24 in Brandenburg in den Jahren 1996 bis 2002 ohne Tempolimit 38 Menschen. Seit der Beschränkung auf 130 km/h im Jahr 2003
halbierte sich diese Zahl auf 19 Tote.
"Ein besseres Beispiel für die Auswirkung von Tempo 130 auf die Verkehrssicherheit gibt es in Deutschland wohl nicht", erklärte deshalb ein Sprecher des Ministeriums für Infrastruktur des Landes Brandenburg.
[...]
Die Studie im Auftrag des Landes Brandenburg befasste sich auch mit einem Argument vieler Gegner eines generellen Tempolimits: der geringeren Reisezeit durch ein höheres Durchschnittstempo. Der Unterschied der gefahrenen Geschwindigkeit zwischen unbeschränkten und beschränkten Autobahnschnitten ist laut der Studie erstaunlich gering: So wurden auf unbegrenzten Streckenabschnitten mittlere Pkw-Geschwindigkeiten von 137 km/h auf Autobahnen mit vier Fahrstreifen beziehungsweise 142 km/h auf Autobahnen mit sechs Fahrstreifen berechnet - mit sehr hohen Schwankungen zwischen den gefahrenen Geschwindigkeiten.
Bei einer Begrenzung auf 130 km/h sank die mittlere Geschwindigkeit der Autos auf 127 beziehungsweise 132 km/h, mit deutlich geringeren Schwankungen. Die Studie kam deshalb zu dem Schluss, ein Tempolimit für Pkw könne den Verkehrsfluss harmonisieren und die Kapazität eines Fahrstreifens um 100 Fahrzeuge pro Stunde erhöhen - und der Gesellschaft sogar Kosten sparen:
Den zusätzlichen Kosten durch eine längere Fahrzeit von 17,2 Millionen Euro stünden 22,5 Millionen Euro geringere Unfallkosten auf den ehemals unbegrenzten Abschnitten gegenüber.