Ein Versuch der neutralen Beobachtung:
1) Intel hatte weltweit Lieferschwierigkeiten bei allen Prozessoren. Das hat AMD natürlich geholfen, sowohl im Desktop als auch im Serverbereich ein Bein in die Tür zu bekommen. Die OEMs waren über die Lieferengpässe not amused und AMD versucht da voll in die Kerbe zu schlagen. Erst gestern habe ich wieder lesen dürfen, dass Intel *schon wieder* mit Produktionsausfällen zu kämpfen hat
2) Die neue Generation wurde im Artikel mit "10%" schneller angegeben, obwohl die Architektur gleich geblieben ist. Wenn man das durch den Takt realisieren möchte, müssten diese viecher ~5,5GHz im turbo machen. Sorry, das ist genauso unglaubwürdig wie das 5GHz Ryzen Märchen.
3) Wenn Intel die Preise einfach mal halbieren kann, muss man sich fragen, wie sehr man vorher von denen über den Tisch gezogen worden ist. Obwohl die reduzierten Preise begrüßenswert sind, fehlen da immer noch 25% nach unten, bevor die wirklich konkurrenzfähig wären. Ich frage mich hier ganz ehrlich, wie man seinen Kauf da noch rechtfertigen kann, wenn Intel da einfach mal die Preise halbieren konnte. Fühlt man sich da nicht etwas veräppelt oder wie will man das begründen? 14nm++++ ist btw spott billig.
4) Ich freue mich schon auf die Tests dieser neuen CPUs hinsichtlich der thermischen Performance. Welche Custom WaKü wird denn mit den Prozzis ausgeliefert? Oder wollen wir das mal mit dem Stock Kühler messen, der von Intel als "ausreichend" mit ausgeliefert wird?
5) Eine CPU wird nicht für sofort gekauft, sondern wird meistens mehrere Jahre ihren dienst verrichten. Vielleicht bin ich ein sonderling, aber ich gucke halt schon darauf, wie so eine CPU auch in 3 Jahren performan würde. Spiele skalieren immer besser mit den Kernen, Anwendungen schon seit mehreren Jahren und besondere Compute-Anwendungen können gar nicht genug Kerne bekommen. Je nach Anwendungsgebiet muss Intel sich mehrere Fragen gefallen lassen:
Billig Zocken: Was hat Intel einem 3600 entgegenzusetzen?
Normal Zocken: Hier bekämpfen sich 9900K(S) mit dem 3700X
Zocken und Mehr: Intels 12-Kerner ist dort zu teuer (und ich bin echt auf die thermischen Reviews gespannt), während der 3900X dort immer noch das bessere P/L Verhältnis bietet. Der größere Cache bietet AMD außerdem etwas mehr Spielraum.
Ich-hab-den-längsten-Balken-PC: Was bei AMD dann der 3950X wäre, wäre bei Intel der 18-Kerner. 16 vs 18 Kerne. Leider setzt Intel noch auf den alten Ring-Bus, der ab 10 Kernen degradierende Performance zeigt. Auch hier bin ich mal auf die slakierungsreviews gespannt und wäre nicht überrascht, wenn AMDs 16 Kerner Intels 18-Kerner schlägt. Die 200€ Differenz will ich auch nicht unterschlagen, spielen in dieser Kategorie aber wohl kaum noch eine Rolle.
Pro-Workstation: Die neuen Threadripper mit bis zu 64 Kernen kann Intel nicht schlagen. Selbst die 32-Kern Version ist unerreichbar, da diese auch noch übertaktbar ist. Für Home-Studios hat Intel keine Antwort und für Unternehmen auch nicht.
Server: Die Reviews sind bekannt
Insgesamt kann ich nur sagen: Preise von "wahnsinnig" auf "übertrieben" - der Weg hin zu "vergleichbar" ist aber noch lang für Intel.