Ich verstehe den Umgang in Deutschland mit Corona nicht. Null. Man sagt Messen ab, aber Fasching geht i.O., Reisende aus China mussten meines Wissens nach nie in Quarantäne, die Leute, die man zurückgeholt hat schon. Man schickt die Leute aus Österreich und Italien erstmal in die Arbeit und in die Schule und setzt sie nach zwei Tagen erst in die Isolation. Statt die Frequenz von Heimen und Krankenhäusern zu reglementieren wechselt man von komplett auf zu komplett zu. Noch bevor man den Höhepunkt der Ansteckungen überschritten hat, fängt man mit der großen Lockerungsdiskussion an. Ladenöffnungen mit Maskenpflicht verbinden - nein, die kommt erst eine Woche später. Währenddessen stapelt sich die Risikogruppe im Baumarkt, danach stehen sie an der Waschstraße Schlange und putzen in geselliger Runde ihre Autos an der Tankstelle.
Bei so viel Ignoranz und Mir-doch-Egal-Haltung verstehe ich langsam, warum die Akzeptanz bröckelt. Der "Broken-Window-Effekt" lässt grüßen. Und dann erlaubt man erstmal wieder Gottesdienste, ohne dass man sich eine praktikable Idee für Familien mit Kindern ausgedacht hat?! Mei, die laufen jetzt halt zwischen den Spielplätzen durch und spielen mit anderen Kindern auf der Straße. Das ist doch völlig absurd gerade. Mein Gefühl ist, dass diese völlige Planlosigkeit dazu führen wird, dass wir noch sehr lange und sehr viel Spaß mit der Seuche haben werden.
[...]das Problem was ich gerade sehe. Die Maßnahmen für die älteren Herrschaften werden gelockert (immerhin sind die ja die Kernwähler?!) und der Rest darf dann sein Leben dafür einschränken. Das mit "eine Kontaktperson" zielt doch genauso auf Rentner. Ich verstehe nicht, warum man nicht sagen kann "ein paar Familien können sich zusammen tun" und bleiben dann unter sich, dann hast du auch die Menge an "Außenkontakten" eingeschränkt aber immerhin sind dann wieder Sozialkontakte drin und niemand macht sich strafbar. Hältst du das für praktikabel? Meine Sicht darauf ist halt sehr technisch.
Ein anderer Gedanke zu dem Thema ist, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass man die KiTas in ihrer aktuellen Form einfach wieder aufmachen kann; Meine Kollegen mit mehreren Kindern haben oft nur Plätze in unterschiedlichen Kitas, über die Stadt und im Umland verteilt. Wenn du das zusammen mit den Kontakten in der Arbeit nimmst, hat man da ein wahnsinnig effizientes Infektionsnetz. Eine Vier-Schreibtisch-Gruppe nennt sich schon vor Corona spaßeshalber "Ground Zero". Aber wenn du versuchst, das irgendwie anders aufzuteilen, zerreißt du wieder Freundschaften der Kinder - also auch wieder keine echte Lösung.
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Corona-Artikel versuche ich gerade gar nicht mehr zu lesen. In der einen Hälfte fällt den Journalisten die Decke auf den Kopf, die andere zeigt welche Lobby gerade die Situation nutzen will um Interessen durchzusetzen. Und wieder mal fällt auf: Familien haben keine Lobby.