Obacht, ich hab das nicht gelernt. Mich hat nur die Funktion des ganzen Zeugs interessiert und dann hab ich mir was zusammengelesen. Dabei ist Wakü nur mein Hobby und das Wissen nützt mir im Alltag nichts. Könnte also durchaus sein, dass ich da Unsinn erzähle. Für mich ergibt sich aber aus paar Formeln, Zusammenhängen und Testergebnissen ein recht klares Bild.
An und für sich ist es so, dass ein Volumenstrom durch eine Druckdifferenz zustande kommt (ähnlich wie beim Wärmestrom durch die Temperaturdifferenz und beim elektrischen Strom durch die Ladungsdifferenz/Spannung). Da gilt auch immer an und für sich die selbe Grundgleichung Druck = Widerstand x Strom.
Wenn so ein Lüfter sich dreht, drücken die Blätter gegen die Luft direkt am Blatt, die bewegt sich, drückt wiederum gegen die Luft was weiter... das Schema kann man sich ja selbst durchdenken. Zeug drückt gegen Luft, dadurch ist auf der Druckseite mehr Druck als auf der anderen Seite und die Luft bewegt sich. Durch die Form der Lüfterblätter wird der Luftstrom dann in die gewünschte Richtung bewegt. Stößt der Luftstrom auf einen Widerstand, also z.B. auf den Radiator, drückt die Luft dagegen. Ein teil fließt ungehindert zwischen den Lamellen durch, ein Teil nicht. Die Luft strömt dann zur Seite, man hat ne Grenzschicht an der Oberfläche des Radiators, es entstehen Verwirbelungen... eben ganz normale Strömungsdynamik. So entsteht ein Widerstand bzw. Gegendruck. Dadurch baut sich eine Druckdifferenz zwischen der Seite des Radis, wo die Luft reinströmt, und der, wo sie wieder rausströmt, auf. Schon passt alles in die Grundgleichung. Mehr Druck bei konstantem Widerstand (ok, er steigt mit steigendem Strom auch an) erzeugt mehr Durchsatz.
Da kommen jetzt die Parameter des Lüfters ins Spiel. Der Hersteller gibt da einen maximalen statischen Druck bei 0 Durchsatz und einen maximalen Durchsatz bei 0 Widerstand an. An sich sind beide Werte für nix gut, die Kennlinie ist entscheidend, sprich wie viel Durchsatz schafft der Lüfter bei welchem Gegendruck. Da wirds spannend. Das ist von Lüfter zu Lüfter unterschiedlich und da entscheidet sich auch, wie gut der Lüfter für die Wakü geeignet ist. Stumpf auf maximalen Druck zu achten, ist genauso wertlos, wie stumpf auf den Durchsatz zu achten. Auf die Kennlinie kommts an. Der druckoptimierte Lüfter schafft so bei hohem Gegendruck/Widerstand eben mehr Durchsatz als der durchsatzoptimierte, bei niedrigem Gegendruck gewinnt der durchsatzoptimierte, weil er eben mehr Luft fördern kann (solange sich kein großartiger Widerstand im Weg befindet). Heutzutage bilden viele Lüfter ja eher einen Mittelweg, statt komplett auf eine Sache optimiert zu sein, und das hat eben den Grund, dass der Widerstand eines Radiators, Luftkühlers, Gehäuses,... eben nicht so hoch ist. Da geht dann durchaus mehr als die Hälfte des maximalen Durchsatzes auch wirklich durch. Entscheidend ist also, wie viel Durchsatz ein Lüfter bei typischem Durchsatz schafft.
Natürlich gibts da Abweichungen. Beispiel dicker Radiator mit eng stehenden Lamellen (HwLabs GTR). Hat ne riesige Oberfläche, aber bildet schon bei wenig Durchsatz einen so hohen Gegendruck, dass der Lüfter eben einfach nicht viel Luft durchbekommt und die Nachteile bei der Strömung den Vorteil der Oberfläche mehr als auffressen. Da machen druckoptimierte Lüfter dann Sinn, weil man eben einfach Druck braucht, um überhaupt halbwegs Durchsatz zu erzeugen. Im Gegenteil bei Radiatoren mit sehr geringem Widerstand (Mora z.B.) braucht man quasi keinen Druck. Der Radi erzeugt auch bei hohem Durchsatz kaum Gegendruck, da machen durchsatzoptimierte Lüfter durchaus Sinn. Natürlich sollte man da immer noch nicht mit Noctua S12 aufkreuzen, die wirklich wenig Druck schaffen. Man braucht aber keine Hochdrucklüfter.
Sehen wir uns jetzt mal Push und Pull an. An sich gibt es da keine so großen Unterschiede. Es entsteht eine Druckdifferenz. Beim Push eben nach dem Lüfter bzw. auf der Druckseite, beim Pull auf der Saugseite. Durch die Differenz zum Atmospärendruck gleicht sich das dann aus, bei Pull strömt also Luft durch den Radiator nach. An sich ändert sich bei den Lüftern also nicht wirklich was. Mit Push hat man aber deswegen einen Vorteil, weil bereits ein gerichteter Luftstrom auf den Radiator trifft, während auf der Saugseite einfach nur Unterdruck herrscht. So verstehe ich das.
Ich hab das auch schon mal zusammengefasst:
https://pc-aquacooling.de/core/arti...hsatz-die-kennlinie-und-deren-zusammenwirken/
Ist zwar grundsätzlich für Pumpen, aber lässt sich ja leicht auf Lüfterkennlinien adaptieren. Das Prinzip ist ja das gleiche und Strömungsmechanik hat man bei Gasen und Flüssigkeiten.