Beide Erklärungen sind physikalisch ziemlicher Unsinn . Die Verweilzeit das Wassers im Radiator je Durchlauf hat keinen Einfluss auf die mittlere Wassertemperatur, welche bei Abzug von der Komponententemperatur als ΔT Komponente-Wasser ein Maß für die Kühlleistung darstellt. In einem geschlossen Kreislauf gilt: Ein Volumenelement Wasser welches bei einem bestimmten Durchfluss in einer bestimmten Zeiteinheit einmal den Radiator durchläuft, gibt bei einem doppelt so hohen Volumenstrom zweimal in der gleichen Zeiteinheit jeweils die Hälfte der Wärmemenge im Radiator ab. An der insgesamt pro Zeiteinheit übertragenen Wärmemenge ändert sich dadurch also nichts und somit ändert sich auch die Kühlleistung und die Mitteltemperatur nicht. Tendenziell würde letztere sogar schlechter wenn man es mit der Absenkung des Durchflusses übertreibt, weil der Wärmübergang in den Kühlern schlechter wird. Aber dieser Effekt ist mit modernen Kühlern zum Glück so gering, dass er bis zu sehr geringen Durchflüssen so gut wir keine Rolle spielt (unterhalb gewisser Limits wird aber auch das zum Thema). Ein geringer Volumenstrom erhöht daher lediglich die Spreizung, also das ΔT im Kreislauf. Je nach dem, ob du nun eher am kältesten Punkt oder am wärmsten Punkt des Kreislaufs misst, ändert sich die Temperatur dort nach unten oder oben. Das bedeutet aber nicht, dass die gesamt-Kühlleistung steigt oder sinkt. Im Normalfall sind die Temperaturunterschiede in einem Kreislauf zwar vernachlässigbar gering, aber wenn man den Durchfluss zu drastisch reduziert und/oder gleichzeitig verhältnismäßig viel Wärme abgeführt werden muss, können schon deutlich messbare Spreizungen zu Stande kommen.
Die mittlere Wassertemperatur und damit die Kühlleistung insgesamt bleibt aber wie gesagt gleich, da der Wärmetausch zeitunabhängig erfolgt (zumindest solange man während der Messung nichts an der Heizleistung, der Radiatorbelüftung, oder der Raumtemperatur ändert). Allerdings kann es bei sehr geringem Volumenstrom passieren, dass sich die erreichbaren Absoluttemperaturen der Komponenten untereinander verschieben. Verringert man z.B. in einem Kreislauf in dem hinter der Pumpe die CPU sitzt, danach die Grafikkarte eingeschleift ist und anschließend der Radiator kommt, den Volumenstrom recht drastisch, bekommt die CPU zwar im Gegensatz zum höheren Druchfluss in Absoluttemperatur gemessen kühleres Wasser und bleibt dementsprechend ein Quäntchen kühler, aber dafür sieht die Grafikkarten eine etwas höhere Eingangstemperatur und wird entsprechend ein wenig wärmer. Solange man sich in normalen Volumenstrom-Bereichen und bei moderaten Heizleistungen bewegt ist das alles nichts weltbewegendes und problemlos vernachlässigbar, aber wenn der Durchfluss zu stark gesenkt wird und/oder eine sehr hohe Heizleistung abzuführen ist, kommt man u. U. schon in sauber messbare Bereiche. Beim Durchfluss gilt daher seit eh und je: Zu viel bringt nichts und macht vor allem Lärm, und zu wenig ist aus o.g. Gründen ebenfalls nicht sinnvoll.
Je geringer der Durchfluss und/oder je höher die Heizleistung desto relevanter wird daher auch die Platzierung der Komponeten und des Wassertemp-Sensors. Ansonsten kann es leicht passieren falsche Schlüsse zu ziehen .
Es hat seine Gründe, warum die gute alt 60l/h Zielmarke auch heute noch keine schlechter Wert ist. Natürlich spricht nichts dagegen sich mit dem Durchfluss niedrigen Werten zu nähern, wenn man den Fokus vor allem auf die Pumpenlautstärke legt, aber die Kühlleistung verbessert man dadurch nicht und wenn man es übertreibt geht der Schuss auch irgendwann nach hinten los in Punkto Kühlleistung. <- kaum zu glauben dass ich so was mal schreiben muss! Da kämpft man fast ein Jahrzehnt lang gegen den elenden HighFlow-Schwachsinn an und nun, da die eigenen und die Bemühungen vieler Mitstreiter zu erklären, warum das Unfug war, endlich fruchten und auf breiter Front verstanden wurden, geht es wieder ins andere Extrem los....