Mal abgesehen davon, dass Daniels Frage "Hast du auch die Auswirkung mit zwei Radiatoren
berechnet?" imho nicht nur wegen der eigentlichen Frage, sondern vor allem wegen der implizierten Methodik berechtigt ist, wundere auch mich über solche Aussagen wie sie hithunter hier bezüglich seiner angeblichen Messergebnisse proklamiert schon auch etwas. Man kann Konvektionsströmungen in dieser Größenordnung zwar mit nicht allzu teurem Messequipment nachweisen, aber in Bereichen so geringer Strömungsgeschwindigkeit geht das Signal dabei fast vollständig in der Messunsicherheit unter. Zudem wäre bei einer tatsächlichen Messung zu erwarten gewesen, dass wenigstens die allernötigsten Angaben zur Methodik kommen.
Wirklich sauber messen kann man derart geringe Strömungen nämlich eigentlich nur unter Laborbedingungen mit vergleichsweise teurem Equipment. Wenn hithunter über solches verfügt, würde es mich noch viel mehr wundern, warum er dann nichts zur Methodik sagt...
Da ich selbst wenigstens über ein einfaches Hitzdrahtanemometer verfüge, welches nominell einen Messbereich von 0,1m/s bis 25m/s abdeckt, und mit dem ich auch schon versucht habe Konvektionsströmungen an passiven PC-Gehäusen zu messen, würde ich derartige Aussagen ohne Angaben zur Methodik zunächst mal für recht zweifelhaft halten - auch wenn 0,3m/s an, gegenüber der Umgebung, relativ warmen freistehenden Gehäusewänden schon erreicht werden können - nur eben nicht im Gehäuse, sondern außerhalb an der Wand. Im Gehäuse findet wie gesagt keine freie Konvektion statt, sofern auch nur ein Lüfter darin verbaut ist. Sobald im Deckel Lüfter verbaut sind, oder auch nur indirekt über den Deckel angesaugt wird, schwächt sich im Übrigen auch der Konvektionsstrom an den Wänden schon wieder ab, weil die Konvektionssäule durch den Saugfächer teilweise unterbrochen bzw. abgelenkt wird und der dichtegetriebene Sog nach oben damit abgeschwächt wird.
So wie ich hithunter aber verstehe bezieht er seine Aussagen nun eben ohnehin nur noch auf die freie Konvektion außerhalb des Gehäuses, da er nun wohl auch realisiert hat, dass im inneren keine freie Konvektion stattfinden kann gegen oder mit der man arbeiten könnte. Stattdessen argumentiert er nun mit dem außen am Gehäuse aufsteigenden Konvektionsstrom, der bei einer saugenden indirekten Lüfteranordnung dazu führen kann, dass über den Saugfächer des Deckelradiators auch Anteile von an den Wänden erwärmter Luft ansaugt werden, die langsam an den Außenflächen des Gehäuses aufgestiegen ist. Das ist in der Tat nicht auszuschließen, sorgt aber meiner Erfahrung nach (und ich habe diesbezüglich schon mit vielen Konfigs experimentiert) nicht für messbare Effekte in Punkto Temperaturen im Wakü-Kreislauf. Seine Vermutung, dass sich die an der Öffnung im Deckel gegenläufig zur Saugrichtung (ins Gehäuse) vorbeistörmenden Kovektionsströme auf den Luftdurchsatz durch das Gehäuse auswirken, darf man aber getrost ins Reich der Fabeln und Legenden stecken. Das ist nicht der Fall. Um die Ansaugung eines PC-Lüfters auch bei geringsten Drehzahlen (und erst recht bei einem indirekten Luftstrom) durch ein gegenläufig strömendes Volumen, aus welchem angesaugt wird, messbar abzuschwächen, wären viel höhere Strömungsgeschwindigkeiten notwendig. Die Druckunterschiede sind so minimal, dass sich hier keinerlei messbarer Einfluss auf die Druckverhältnisse im Inneren ergibt, denn die wesentlichen Strömungswiderstände die überwunden werden müssen stellen Radiator, Netzteil, Hardware und Kabel dar. Ich denke hier liegt auch das Problem mit dem sich hithunter hier schwer tut. Betrachtet man immer nur ein rein aerostatisches Problem und bringt darin örtliche Druckdifferenzen ein (unabhängig von ihrer Herkunft), so haben bereits geringe Druckdifferenzen nennenswerten Einfluss auf die Strömungsrichtung und auch thermische Konvektionsströmungen können so leicht gestört werden bzw. sich erst mal aufbauen. Insbesondere in einem kleinen PC-Gehäuse egal ob direkt oder indirekt belüftet, gibt es aber erzwungene Luftströme mit dynamischen Druckanteilen. Außen herrschen hingegen mehr oder weniger statische Verhältnisse.
Was ich an hithunters Argumentation gelten lassen kann, wäre die bei einer über den Deckel ansaugenden Konfiguration (egal ob direkt oder indirekt belüftet) gegebene Möglichkeit, dass ein geringer Teilstrom, von an den Gehäusewänden leicht vorgewärmter Luft, mit angesaugt wird (wir sprechen hier allerdings nicht über nennenswerte Leistungen die über die Gehäusewände abgeführt werden). Allerdings sind damit keineswegs die 2K Unterschied zur direkten Belüftung erklärbar. Die wesentliche und eben auch messbare Reduktion der Kühleffizienz im Vergleich zur direkten Belüftung geht tatsächlich auf die indirekte Belüftung und die damit verbundenen geringeren Ein- bzw. Ausströmgeschwindigkeiten durch den bzw. die Radiator/en zurück - und zwar aus den weiter oben bereits genannten Gründen (je nach Weg und Abstand zwischen Lüftern und Radiatoren fast völliger Wegfall des dynamischen Druckanteils).
Was hithunters Schlussfolgerung aus seinen Überlegungen zur Konvektion an den Gehäusewänden angeht, kann man die Aussage, dass ein indirektes Setup mit je einem seitlich in den Wänden angeordneten Radiator, rein optimierungstechnisch sicherlich das beste indirekt belüftete Setup wäre, grundsätzlich gelten lassen. Nichts desto trotz bleibt auch dabei der wesentliche Kühleffizienzverlust gegenüber direkter Belüftung bestehen. Daran ändert sich dadurch nichts.
Auf Daniels Projekt bezogen ist im Endeffekt einfach die Frage, ob er den Effizienzverlust durch indirekte Belüftung in Kauf nimmt oder nicht. Durch die Anordnung lässt sich daran nur wenig ändern. Allerdings besteht die Gefahr, dass Leute die das Gehäuse regelrecht vollstopfen, die Situation noch weiter verschlechtern.