Bei XLR geht es um differentielle Übertragung. Bedeutet, das Audiosignal wird einmal normal und einmal negiert (180° Phasenverschoben) auf die Leitung gegeben. Werden auf dem Übertragungsweg Störungen aufgenommen kann der Empfänger das einfach wieder "rausfiltern"*. XLR ist für die Übertragung auf weitere Strecken gedacht. Auf den kurzen Strecken die man zuhause hat (0,5-1,5m) ist nicht mit Störungen zu rechnen.
Ein entschiedenes JEIN. Mit der Erklärung wird keinem klar, was passiert, wenn das Ausgangssignal exakt 0 ist.
Besser dröselt man das von hinten auf:
Ein symmetrischer Eingang interessiert sich einzig und allein für die
Spannungsdifferenz zwischen den zwei gleichartig beschaffenen Signalleitungen (Gegentakt). Jegliche gleichsinnige Komponente (Gleichtaktsignal) wird ignoriert. Liegen also jetzt die zwei Enden der Verbindung auf unterschiedlichem Potential, ist das überhaupt kein Thema - naja, in gewissen Grenzen, denn der zulässige Eingangsspannungsbereich ist i.d.R. letztlich durch die Höhe der Versorgungsspannungen begrenzt. (Bei erhöhten Anforderungen führt hier kein Weg an Übertragern vorbei, Ethernet verwendet Optokoppler.) Deswegen legt man bei solchen Geräten gern die Schaltungsmasse auf Schutzerde, die liegt überall auf etwa gleichem Potential.
Unsymmetrische Verbindungen dagegen setzen auf einen Potentialausgleich zwischen den Geräten über das Audiokabel.
Dessen Schirmung ist also bei weitem die "stärkste" (niederohmigste) Verbindung der Gerätemassen. Die zu übertragende Spannung bezieht sich dann auf das Ausgangsmassepotential, welches aber in guter Näherung gleich dem des Eingangs ist - die Geräte haben sich sozusagen per Kabelverbindung darauf geeinigt. In HiFi-Gerätschaften wird deswegen auf eine gute Trennung vom Stromnetz geachtet.
Man beachte, daß hier ein dickes
WENN drinsteckt. Bei Vorhandensein weiterer Masseverbindungen ("Masseschleife") kann man nämlich sein blaues Wunder erleben - etwa, wenn die Massen beider Geräten auch noch auf Schutzerde gelegt sind, wie das bei Fest-PCs normalerweise der Fall ist. Dann nämlich können die Gerätemassen ein deutlich verschiedenes Massepotential aufweisen (etwa durch kapazitives Übersprechen von Netzteilströmen auf den Schutzleiter beim PC). Leider erscheint nun jegliche solche Differenz 1:1 im Audiosignal, womit sie gar nicht einmal besonders groß ausfallen muß - schon wenige (10) mV können deutlich stören. Es bedarf also zusätzlich zum PC nur einer einzigen weiteren Erdverbindung, um sich Ärger einzuhandeln - oft kommt diese z.B. über Kabel- oder Antennenanlagen rein. Weitere Koppelmöglichkeiten gibt es über den Netzteilbereich und das Stromnetz.
Man erkennt: Die Entscheidung zwischen unsymmetrischen und symmetrische Eingängen bedingt letztlich eine diametral entgegengesetzte und oft inkompatible Gerätekonzeption. An ein typisches "symmetrisches" Gerät noch einen unsymmetrischen Eingang anzuflanschen sorgt in Verbindung mit dem PC für fast garantierten Ärger - und den gibt es in der Gerätekonstellation "ich häng mal eben ein paar Studiomonitore an den Rechner" auch in schöner Regelmäßigkeit, weil auch Kabel auf XLR in Wirklichkeit komplett unsymmetrisch beschaltet sind und den symmetrischen Eingang zum unsymmetrischen degradieren. Andersrum geht das noch deutlich eher gut, nachdem symmetrische Kabel i.d.R. selbst noch einmal geschirmt sind und auf diesem Wege auch ein nicht selbst schutzgeerdeter Verstärker / Aktiv-LS auf ein sinnvolles Potential zu bringen ist. Siehe z.B. ADAM F-Serie. In diesem Fall
muß aber die Schirmverbindung (XLR Pin 1) definitiv durchverbunden sein.