Keine Ahnung, ob da wirklich was dran sein muss. Für mich gehen eine Menge Vergleiche dieser Art schon auf ein so abstruses Niveau über, dass ich mich wirklich frage, ob denn nicht einfach das Niveau schon so dermaßen gut ist, dass man gar nichts anderes mehr testen kann, um überhaupt Unterschiede zu finden.
Ich meine, es kommt doch auch nicht von ungefähr, dass ausgerechnet beim Nikon-Monster, der D4, also DEM Profimodell überhaupt, ausgerechnet solche Vergleiche wieder deutlich schlechter aussehen.
Tatsächlich muss man wohl genauer hinschauen denn je, die Unterschiede im Detail sind dann aber nicht unbedingt gering. Ja die Hersteller sind wieder näher beieinander, besonders gut finde ich das aktuelle Niveau aber nicht. Die Entwicklung der Photodioden hat seit Jahren keine großen Sprünge mehr gemacht, es finden hauptsächlich langsame Evolutionen (Signalverarbeitung, mehr Packdichte bei annähernd gleichem oder leicht besserem Readout) und Verbesserungen am generellen Sensorkonzept statt, wie Hybrid AF oder Dual Pixel, wobei sowas keine direkten Auswirkungen auf die Bildqualität hat. Wenn ich die RAWs aus D3s und D5 vergleiche, ist der Unterschied zwar da, aber dafür, dass zwischen diesen Kameras 7 Jahre Entwicklung liegen, finde ich ihn enttäuschend. Ich möchte mal wieder einen richtigen Kracher sehen...
Aber egal, zum Thema: Die D5 sieht beim Dynamikumfang überhaupt nicht schlecht aus, in dem Bereich für den sie gebaut würde, hat sie sogar den höchsten Dynamikumfang den man bekommen kann. Da sind wir dann beim genauer hinsehen. Das "bekloppte" an dieser ganzen Nummer mit dem Dynamikumfang ist in meinen Augen, dass sich in den meisten Tests immer nur auf die Base ISO bezogen wird (weil der Umfang da halt am größten ist). Nunja, das mag ja alles schön und gut sein, wenn man immer genug Licht oder Stativ zur Verfügung hat, aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Dreht man am ISO Rad, löst sich bei den meisten Kameras der Dynamikumfang in Luft auf und all die tollen Sensorverbesserungen bei ISO 100 sind für die Katz. Da kommt dann die D5 ins Spiel.
Was man hier sieht, erinnert im Vorgehen stark an die D3s. Nikon hatte deren Sensor nicht für Low ISO optimiert, im Vergleich zur D3 zeigte sich ein höheres Grundrauschen, was damals auch für Irritationen sorgte. Im Endeffekt war es den Leuten egal, weil die D3s dafür im High ISO Bereich einfach überragend war. Auch bei der D5 hat Nikon offensichtlich im Low ISO Bereich Performance geopfert, wie man sieht holt sie beim Dynamikumfang aber schon ab ISO 800 die D4/1DXII wieder ein und hintenraus hat sie dann einen komfortablen Vorsprung, die Canon schlägt nicht mal die alte D4. Und sowas ist durchaus sehr wichtig. Wenn wir über "Low Light Performance" reden, dann ist das eben nicht nur "wer rauscht am wenigsten". Ich sehe ständig High ISO Bilder im Grenzbereich, wo das Rauschen zumindest in den Mitteltönen noch akzeptabel wäre (Tiefenrauschen ist nochmal ein anderes Thema), aber die Bilder wirken einfach "platt" und die Farben sind grauenhaft. Für genau sowas sind dann Monster wie die D3s oder D5 gebaut, nicht für Tests bei ISO 100. Wer sich so eine Kamera kaufen will, wird das natürlich in der Regel wissen. Aber diese DR Tests zeigen da einfach ein zu oberflächliches Bild.
Das Problem was hier auftritt, ist dass das Video (und einige ähnliche) als Totschlagargument nach dem Motto "Mehr DR!!! Ohne das kann man keine Fotos schießen!" verwendet wird, oder Canonsensoren bzw. alles was nicht-Sony-Sensor ist allgemein als unbrauchbar dargestellt wird. Und dem ist halt einfach nicht so.
Also das jemand auch nur angedeutet hätte, die Canon Sensoren wären unbrauchbar, hab ich ja noch nie gehört. Das wäre natürlich kompletter Mumpitz. Auch wenn sich die Lücke zuletzt verkleinert hat, ist es allerdings Tatsache, dass Canons Sensoren seit Jahren nicht mehr unbedingt die technologische Spitze darstellen und ja, das hat auch praxisrelevante Auswirkungen und ist daher tiefergreifende Analysen wert, wenn man den richtigen Sensor für den richtigen Einsatzzweck haben möchte. Dynamikumfang bei Base ISO ist da ja nur ein Punkt, für mich persönlich sogar der unwichtigste. Da sind aber auch noch Dinge wie High ISO Noise oder eben High ISO Dynamikumfang (s.o.) und Farbreproduktion, wo Canon auch mal mehr, mal weniger hintendran ist. Insofern sollte man sich die Sensoren schon genauer ansehen, wobei das natürlich nicht heißt, dass es DEN besten Sensor für Jedermann gibt oder Canon immer schlechter wäre - eigentlich sollte es bei solchen Diskussionen logisch und nicht erwähnenswert sein, dass es sich immer um persönliche Blickwinkel handelt. Wenn ich z.B. sage "die D5 ist die klar bessere Kamera", dann meine ich das natürlich mit meinem Fokus auf High ISO. Wenn jetzt jemand den "mehr allround" Sensor der 1DXII besser findet, muss demjenigen deshalb kein Zacken aus der Krone brechen.
Wer "nur" einen guten Sensor sucht resp. die Kamera nur anhand der Sensoren bewertet (DxO...) kann sich auch eine Sony E kaufen (APS-C). Gibt zwar keine gescheiten Objektive dazu, geschweige denn sind sie P/L mässig weit vorne dabei, aber immerhin ein guter Sensor steckt drin.
Fasst die Kamera an, macht ein paar Fotos damit, dreht die Rädchen, drückt die Knöpfchen.
Passt dir die Nikon dann gut in der Hand, herzlichen Glückwunsch zur Nikon. Passt dir die Canonbedienung, herzlichen Glückwunsch zur Canon.
Naja das Sony/Fuji System ist sicherlich nochmal ein bisschen was besonderes, das stimmt natürlich, die meisten Leuten dürften sich aber wohl für Canikon interessieren und da kann man schon mal einen Blick auf DxO werfen. Ich finde es ein bisschen schade, dass die immer so viel Prügel als Zahlenjunkies beziehen müssen. Ich konnte mit deren Zahlen und Ratings zuerst auch nicht so viel anfangen, weil es eben nur abstrakte Zahlen sind. Nachdem ich deren Ergebnisse aber in der Praxis ziemlich gut nachvollziehen konnte, lese ich deren Rests echt ganz gerne. Mittlerweile ist es durch die Erfahrungswerte schon so, dass ich mir eine ganz gute Vorstellung von der Auswirkungen auf ein "Real World" Bild machen kann, wenn ich nur in den Messwerten einen Unterschied von xy sehe. Übrigens ist deren RAW Konverter auch nicht schlecht.
"Mal kurz im Laden angrabbeln" und nach Gefühl entscheiden finde ich jedenfalls zu kurz gegriffen. Wobei ich dazu sagen muss, dass sowieso gar nicht nachvollziehen kann, warum bei Canikon Unterschiede bei Body/Bedienung immer noch so ein Thema sind. Unterschiede bei der Ergonomie ergeben sich hauptsächlich zwischen den Kameraklassen, wenn man aber klassenintern vergleicht, liegt eine 5DIII imho jetzt wirklich anders in der Hand als eine D800. Unterschiedliche Bedienkonzepte waren vor 10 Jahren mal ein großes Thema, aber mittlerweile hat sich das so sehr angeglichen, allein die ganzen Konfigurationsmöglichkeiten. Wenn man das aus irgendwelchen Gründen so will, kann man eine Nikon heute weitestgehend so einstellen wie eine Canon. Der größte Mindfuck ist im Prinzip noch, dass man die Objektive "falsch rum" drehen muss. Aber sowas bekommt man auch schnell raus. Ich habe vor Jahren schon keine Woche gebraucht um mich von Canon auf Nikon umzugewöhnen und ich bin mir recht sicher, dass ich morgen früh ziemlich problem- und emotionslos zu Canon zurückwechseln würde, wenn die plötzlich so überlegen wären wie Nikon damals. Denn die Performance finde ich persönlich dann doch wichtiger als die Richtung in welche in den Zoomring drehe oder ob der AF Schalter jetzt unten links oder oben rechts ist, an solche Lappalien gewöhnt man sich im Nu. Ich weiß nicht, ob ich wirklich an sowas meine Entscheidung für ein System festmachen würde.