So, mal ein "Erfahrungsbericht" von mir zur Sony A7III, vielleicht interessiert es ja jemanden..
Kurz zu meinem Hintergrund: Ich habe seit 2012 mit einer EOS 60D von Canon fotografiert, hauptsächlich mit dem Canon 50mm f/1.4, dem 18-55mm Kit, das bei der 60D dabei war und dem Sigma 10-20mm. Zusätzlich habe ich mir hin und wieder von Freunden und Bekannten Objektive wie das 17-40mm f/4 L, das 24-105mm f/4L, 70-200mm f/4L oder das Sigma (oder wars ein Tamron?) 150-600mm ausgeliehen. Davor hatte ich eine EOS 450D mit nem Kit.
Ich würde mich selbst als fortgeschrittenen Enthusiasten bezeichnen, der am liebsten Architekturdetails und "Portraits" auf Familienfeiern usw. fotografiert. Viel Wert lege ich auch auf die Bearbeitung der Fotos mit Lightroom.
Mein (schon ewig nicht mehr aktualisierter 500px Account:
Thomas Schütz (th_schuetz) Photos / 500px ).
Ich bin davon überzeugt, dass man ab einem gewissen Niveau auch aus "nicht perfekten" Equipment (also zB eben APS-C Sensor und nur verhältnismäßig günstige Objektive) viel herausholen kann.
Letztendlich ist mir aber zufällig in den letzten Wochen die A7III ins Auge gesprungen (ich habe nicht aktiv nach einer neuen Kamera gesucht, wollte aber "immer schon" auf Vollformat umsteigen), und hab mich dann innerhalb einer Woche zur Vorbestellung entschlossen und konnte sie dann glücklicherweise gleich am nächsten Tag abholen. Ich habe die A7III mit dem 28-70mm Kit und dazu noch einen 2. Akku gekauft. In den zwei Wochen jetzt habe ich ca. 2000 Fotos gemacht (war in Moskau auf Urlaub) und konnte so also schon Recht viel Erfahrungen mit der Kamera sammeln.
Also, Punkte, die mir aufgefallen sind, bzw. die ich ansprechen möchte:
* Am Anfang war der Akku leer und man konnte nichts mit der Kamera anfangen, das fand ich frustrierend, man möchte ja schon gleich mal losfotografieren.
* Ich bin gute 2m groß und hab auch dementsprechende Hände. Die A7III ist definitiv kleiner als meine 60D, aber sehr gut in der Hand zu halten, und ich finde auch den Griff angenehm groß. Außerdem finde ich das Gewicht sehr angenehm.
* Die Bildqualität ist so, wie ich sie mir erwarten würde, habe nichts dran auszusetzen.
* Der Weißabgleich springt aber hin und wieder von einem Foto zum anderen deutlich.
* Ich kannte es bisher nicht, dass man die Tiefen der RAW-Files so dermaßen "hochziehen" kann, das ist großartig, vom Dynamikumfang bin ich wirklich sehr angetan.
* Ich verwende die Kamera zu 90% Aperature Priority, Auto ISO zwischen 100 und 25600 und minimal Shutterspeed auf "Fast". Außerdem AF-C und einen "Expandable Flexible Spot" (?).
* Die ISO-Performance ist der Wahnsinn. Bis 16.000 würde ich jederzeit gehen (ja, man sieht ein rauschen, aber das ist mir ehrlich gesagt egal. Meine 60D hat bei 1600 schon so gerauscht, wie jetzt die A7MIII bei 16k). Im Notfall reize ich auch die 51200 aus. Benötigt man zwar eigentlich eh nie, aber wenn ich das Bild "unbedingt haben will", dann geh ich auch den Kompromiss ein.
* Der Autofokus ist meiner Meinung nach großartig:
** Ich muss nicht mehr zentral fokusieren und dann schwenken, ich kann den Punkt mit der Touchpadfunktion des Touchscreens relativ schnell verschieben, das funktioniert sehr gut, mMn. Sonst halt mit dem Joystick, aber das dauert, bis man da den Fokuspunkt von ganz links oben nach ganz rechts unten geschoben hat.
** Von 9 Fokuspunkte (bei meiner 60D) auf 693 ist schonmal eine Ansage...
** Ich habe eigentlich immer mit links durch den Sucher geschaut, das muss ich mir jetzt aber umgewöhnen, da ich ansonsten eben die Touchpadfunktion nicht nutzen kann (weil meine Nase im Weg ist). Dank der Hilfslinien im EVF ist das aber kein Problem.
** Gesichtserkennung + Augenautofokus sind grenzgenial, sehr sehr praktisch. Funktionieren bei mir eigentlich auch einwandfrei.
* 10fps sind für mich der Overkill. Aber hey, was man hat, das hat man.
* Der Monitor ist nicht ganz ausklappbar, das wäre für Selfies (ja, die mach ich hin und wieder), sehr praktisch, erst recht in Kombination mit der Gesichtserkennung...
* Ich war skeptisch einem EVF gegenüber, bin jetzt aber begeistert davon. Alleine schon, dass man sich ein Histogram einblenden lassen kann.
** Der EVF ist definitiv nicht perfekt, aber ich bin sehr sehr damit zu frieden. Ich muss zB nicht mehr vom Sucher weg, um ein Foto anzusehen.
** Wenn es sehr finster ist, und der AF nicht mehr funktioniert, sieht man durch den EVF trotzdem noch was und kann im Notfall auch manuell scharf stellen.
** Die Zebrafunktion ist unglaublich hilfreich. Ich belichte jetzt eigentlich immer so weit "über", bis dass das Zebra (auf "100+" gesetzt) anschlägt, und habe so das Maximum an Licht eingefangen.
** Man (oder zumindest ich) muss aber sehr nahe an den Sucher, damit ich wirklich alles im Blickfeld habe, weil er eben so groß ist.
* Es ist super, wie man die Kamera customizen kann, also die Buttonbelegung ändern, usw.
** Man kann Buttons so programmieren, dass man die Kamerafunktionen komplett verändert, wenn man den Button gedrückt hält, unglaublich praktisch, wenn etwas unvorhergesehenes passiert
** Der AF-on und der AEL Button könnten aber mMn noch mehr "Tiefgang" haben, die Buttons einer 5D Mark IV finde ich zB definitiv angenehmer zum drücken.
* Die Akkulaufzeit ist ok. Definitiv nicht mehr, aber auch nicht weniger.
** Mit zwei Akkus kommt man über den Tag.
** Die GPS-Link-Funktion in Kombination mit einem iPhone funktioniert teilweise sehr gut, aber teilweise auch wieder nicht. Es hilft aber meistens, wenn man das iPhone kurz in den Flugzeugmodus versetzt, dann kann man sich verbinden, und wenn man mal verbunden ist, dann hält die Verbindung auch.
** Wenn sich die Kamera automatisch abschaltet, kann es sein, dass danach die Verbindung wieder weg ist.
** Deshalb, habe ich eingestellt, dass sie sich erst nach 30 Minuten selbst abschalten soll.
** Das zerrt wiederum an der Akkulaufzeit. Trotzdem, mit 2 Akkus kommt man durch den Tag.
** Man kann die Kamera über USB aufladen, das ist gut (zB mit einer Powerbank im Urlaub).
** Es liegt kein extra Akkuaufladegerät bei, und das find ich wiederum schlecht.
** Der Schutz für die USB-Anschlüsse öffnet sich nach unten. Wenn man dann ein Mikro-USB-Kabel angeschlossen hat, ist ständig Zug auf dem Verschlussdings, absolut bescheuert.
** Wenn die Kamera eingeschalten um den Hals baumelt ist ständig der EVF aktiviert und die Kamera verbraucht einiges an Akku. Abschalten will ich sie aber nicht, einerseits wegen dem GPS und andererseits:
** Es dauert schon etwas, bis die Kamera nach dem Einschalten startklar ist. Die 60D war da wesentlich schneller.
* Es gibt keine verlustfreie RAW-Komprimierung, das wäre praktisch
** Ich konvertiere die Bilder mit Lightroom nach DNG, das verringert die Größe verlustfrei von 50mb auf irgendwas zwischen 30 und 40mb.
** Nur einer der Slots ist UHS-II fähig. Wenn man aber auf beide Karten RAWs speichert, hilft einem das auch nicht weiter. Andererseits sind UHS-II Karten derzeit sowieso mehr oder weniger "unerschwinglich", insofern fahre ich jetzt auch mit 2 128GB UHS-I Karten gut, den Buffer nütze ich sowieso nie aus.
* Das Teil ist unglaublich anfällig gegenüber Sensorflecken. Ich habe nur 1 Objektiv und nehme dieses nicht ab, trotzdem hab ich schon einige... Mühsam.
* Wie "wetterfest" die Kamera wirklich ist, will ich lieber nicht herausfinden. Eine 5D Mark IV ist definitiv mehr "Panzer" und stabiler gebaut.
* Es gab den 5 Jahres Sony Pannenschutz gratis dazu, finde ich gut.
Also, insgesamt bin ich echt begeistert von der Kamera, perfekt ist sie aber natürlich nicht. Trotzdem, für 2500 Euro bekommt man schon echt einiges an Kamera.. Für Feedback oder Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Aber ich hab keine Lust irgendwelche ISO-Langzeitbelichtungs-Whatever-Belichtungsreihen zu erstellen, sorry.