Aber wie willst du den demographischen Wandel denn aufhalten? Alle Paare zum Kinder bekommen zwingen, am besten 2-3?
Finanzielle Anreize sind genug da, Elterngeld, Kindergeld etc.
Es gibt Paare oder Menschen die einfach keine Kinder haben möchten.
Darum müssen wir das beste aus der Situation machen, privat vorsorgen, aber dennoch nicht vergessen zu leben.
Ich denke das reicht bei keinem Einkommen um die Mehrkosten zu decken, bei hohen Einkommen ist das aber natürlich auch weniger tragisch. Elterngeld ist ja bei 1800€ gedeckelt. Wenn man nicht verheiratet ist und länger als 1 Monat am Stück Elternzeit nimmt, darf man als freiwillig Versicherter übrigens auch noch die Krankenkasse davon zahlen.
Ich möchte den Gedanken mal eben aufgreifen weil diese Gedanken die letzten Jahre unsere Finanzplanung dominiert hat.
Sowohl meine Frau als auch ich haben effektiv bei null angefangen. Wir haben beide keine reichen Elternhäuser hinter uns, alles was wir besitzen haben wir uns erarbeitet. Studium, Ausbildung, Weiterbildung, Fachprüfungen - all das sind Zeiten, in denen man im besten Fall von der Hand in den Mund lebt, im schlechteren auf Kredit. Alles was an Lebenshaltungskosten zusammen kommt ist in den letzten Jahrzehnten gewaltig gestiegen. Hätte ich mir als Berufseinsteiger eine Wohnung voll-Finanziert, wäre alleine die Wertsteigerung größer gewesen als mein Netto-Einkommen minus Fixkosten über die gleiche Zeit.
Es ist verdammt viel in unserer Gesellschaft auf Singles oder kinderlose Paare ausgelegt - vor allem preislich!
Ich habe in der ersten Beziehung nach dem Berufseinstieg mal etwas gerechnet, was Nachwuchs für uns finanziell bedeutet hätte. Schön war das nicht - Elterngeld bei mir hätte in der Zeit jedes (dürftige) finanzielle Polster aufgefressen, weil die Kosten für Wohnung, Auto, Versicherungen, Nahrung, Ausstattung etc. nicht daraus gedeckt werden können. Dafür waren schon damals die Lebenshaltungskosten schlicht zu hoch, und das ohne jeden Luxus. Mit Kinderbetreuung später kann sie quasi gleich zuhause bleiben, weil die zusätzlichen Kosten für die Kinderbetreuung, Steuern, Sozialversicherung etc. höher gewesen wären ihr zusätzliches Netto vollständig aufgefressen hätten. [Edit] Und dann sprechen wir mal nochmal über Altersarmut speziell bei Frauen! [/Edit]
Das Kernproblem in unserer Gesellschaft ist die Progression in so ziemlich jedem Aspekt irgendwelcher Gebühren. Bei niedrigem Einkommen und in Regionen mit niedrigen Lebenshaltungskosten sind diese Anreize durchaus attraktiv. Ab der Mittelschicht verhindern sie nicht mal ansatzweise den Einbruch in den Einnahmen bei gleichzeitig - teils drastisch - steigenden Ausgaben. Wer wie meine Schwägerin und ihr Mann trotz Abschluss ohnehin mit Sozialhilfe unterwegs ist, muss schlicht nicht arbeiten um die Grundsicherung gestellt zu bekommen. Das Leben ist eine Umlage. Wenn von den beiden nur einer arbeiten würde (in dem Fall zu Berufseinsteiger-Konditionen) würde das ihre finanzielle Situation nicht groß ändern - bei weniger Freizeit. Und das alles liegt schlicht daran, dass unser Lebenskosten- und Abgabensystem in Bezug auf Kinder einfach nur kaputt ist. Man sieht sie als Luxusgut, was man sich eben leisten können muss.
Dass dabei unsere Demografie völlig den Bach runter geht ist ein Aspekt, der überhaupt nicht zum Tragen kommt. Ohne die Einwanderung in den 90ern durch teils hochqualifizierte Leute aus dem Osten Europas, denen ihre Qualifikation nicht anerkannt wurde und damit unter ihrer Qualifikation bezahlt wurden sähe es heute noch schlimmer aus. Aber dieser Einmaleffekt ist vorbei. Jetzt überlege ich mal laut. Wenn eine signifikante Menge Menschen ihr Leben lang kinderlos bleibt, dafür aber "fürs Alter" Geld hortet bis zum Geht-nicht-mehr. Was passiert denn dann? Die Gesetze der Marktwirtschaft greifen: Hohe Anzahl an Pflege- und Versorgungsbedürftigen treffen auf eine immer kleiner werdende Gruppe an Menschen, die sich das antun wollen. Die Kosten für die Versorgung steigen und das Geldpolster ist verdammt schnell weg.
Aktuell sehen wir die ersten Auswirkungen in die Richtung - die letzten Jahrzehnte herrschte eine Politik für die einflussreichste Bevölkerungsschicht: Die Rentner. Das Ergebnis: Dieser Mechanismus wurde unterdrückt - Pflegekräfte können vielerorts kein eigenständiges Leben führen; Eine Freundin von mir hat als ITS-Pflegekraft mit 30 immer noch eine WG mit ihrem Papa, weil sie sich schlicht keine eigene Wohnung leisten kann. Und das ist noch nicht mal München. Wer als Patient in der Altenpflege landet sieht schnell sein Hab und Gut "verdampfen" weil die Pflege gewinnorientiert arbeiten muss - und irgendwo muss das Geld ja herkommen.
Dennoch: Wenn ich mir ansehe, wie viel im Vergleich zur Förderung von Nachwuchs in Anreize für eine private Altersvorsorge (ebenfalls gewinnorientiert für die Finanzkonzerne) gesteckt wird, dann kommt einem das heulen.