Bei den letzten zwei Jobs hatte ich keinen Tarif und bin froh darüber. Mit Tarif würde ich definitiv schlechter dastehen.
Natürlich kommt dann der 1 vorbei, für den sich ein Tarifvertrag nicht lohnt. Tarifverträge sind für die Menschen, die da drin sind fast immer sehr gut. Sie bringen gleiche Bezahlung für alle (Genderpay // aber auch faire Bezahlung für die Erfahrung und kein "mal gucken ob wir ihn abziehen können mit lächerlichen Gehalt), andere handeln mehr Geld aus ohne das man was dafür tun muss, es gibt allgemein deutlich bessere Arbeitsbedingungen als vom Gesetzgeber vorgeschrieben (mehr Urlaub, kaum ein Tarif hat 40 Std Woche usw), es gibt nicht das ständige "uns geht es so scheiße, wir können nicht bezahlen Gesülze", weil sich das schon die Vertreter angehört haben. Es gibt auch Tarife die nicht so dolle sind, meistens sind das dann solche, die "Angelehnt" sind an andere Tarife, so wie es gerne in der Sozialbranche gemacht wird. Man lässt dann die klaren Vorteile des öffentlichen Dienstes weg und nimmt sich das aus den Tarif, was einen passt wie die eher durchschnittliche Entlohnung. Aber selbst für die lohnt sich das, weil keiner so richtig über den Tisch gezogen werden kann.
Tarifverträge sind für die Angestellten meistens sehr gut. Das Problem dabei ist allerdings, das das einfache Volk ohne Tarifvertrag massiv im Hintertreffen liegt. Ich bin nicht teil dieser Gruppe, ich werde so oder so außertariflich bezahlt.
Tarifverträge sorgen aber auch dafür, das einfache Gelernte Gehälter bekommen, die in der normalen freien Marktwirtschaft zu den Hochqualifizierten gehören. Nicht umsonst jammern die bei VW und co alle massiv rum mit ihren Job. Am Fließband 60k verdienen ist halt einfach schon geil mit einfachen Gesellenwisch. Wenn da die Kündigung kommt, wird der nächste Job keine 40k mehr bringen, weil außerhalb der großen Industriewelt keiner 60k für einen Gesellen hinlegen wird.
Ich habe 2011 den gleichen Bumms selbst miterlebt in Flensburg, als Motorola direkt hinter der Grenze in DK dichtgemacht hat (bei 2009 rum). Die ganzen Helferlein ohne Ausbildung oder Ausbildung ohne Perspektive haben in Dänemark 20€/std (damals ein top Gehalt) verdient und dann kam die Kündigung wegen Pleite. Es gab erstmal Großzügig ALG1, bzw. eine Auffanggesellschaft. Die Leute wohnten in Flensburg und Umgebung (waren ja alles Deutsche) und mussten sich plötzlich mit der Realität auseinandersetzen, das sie nun für damals normale 8€ Arbeiten gehen sollten. Ich war nach dem Studium 4-5 Wochen beim Hartz Amt, wo ich sofort zu so einen "Wie bewerbe ich mich richtig Kurs" verdonnert wurde, wie damals jeder. Und der gesamte Kurs war voll mit diesen Leuten, die nicht für unter der Hälfte des Lohns die gleichen Arbeit wieder machen wollten und deshalb durch die ganzen Transfergeschichten gerutscht sind bis hin zu Hartz4 und kurz davor waren, alles zu verlieren, weil sie mit ihren 20€ damals ein gutes Leben geführt haben mit großen Immokrediten und co. Alle erzählten Sie das gleiche, das sie mit 8€ ihre Kredite nicht mehr begleichen können und es mehr Arbeitslosengeld 1 gab als ihr neuer Job, weshalb jeder die Zeit voll genutzt hat bis hin dann zum Hartz4. Daher kam dann auch immer mein Spruch "Es ist zwar schön, das man Überqualifiziert bezahlt wird, aber andersrum ist es auf jeden Fall sicherer"