Ökonomen und Volkswirte können sich zwar sicher viel besser in die Denkweise von Spitzenpolitikern und C- und V-Level Managern von Grosskonzernen hineinversetzen als ich, aber dafür nicht mehr in die normalen Bürger.
Deswegen überschätzen Ökonomen und Volkswirte auch oft völlig die Auswirkungen von Leitzinsänderungen. Oder denken zu sehr exportorientiert und frauen sich wenn durch einen billigen Euro die Exportwirtschaft brummt, aber verdrängen das verteuerte Importe egal ob Benzin und Diesel oder Elektronik dafür die Binnennachfrage lähmt.
Martin du kannst dein Gehalt und deine Einkünfte erheblich steigern, wenn du entsprechend deiner Kritik an den Fehlleistungen von Ökonomen ein makroökonomisches Modell entwickelst, welches präzise alle Auswirkungen einer Leitzinsänderung, zu einem beliebigen Zeitpunkt in der Zukunft, zeigt.
Nur das Nennen der Hauptquellen für die Ungenauigkeit bei der Dosierung einer Maßnahme reicht nicht aus, das hat Prof. Robert E. Lucas in seiner Arbeit von 1976 gemacht. Diese "Lucas-Kritik" trug auch dazu bei, dass er einige Jahre später den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt. Du solltest also schon etwas mehr liefern, um die 1 Mio. Dollar Preisgeld abzustauben.
Kurze Zusammenfassung der "Lucas Kritik":
Für geldpolitische Interventionen einer Zentralbank (ZB) wurden bis zu seiner "critique" makroökonomische Modelle verwendet, welche auf historischen Daten basierten, deshalb unbrauchbar, um exakte Veränderungen in der Zukunft, ausgelöst durch gegenwärtige Maßnahmen, zu prognostizieren.
Lucas erkannte, dass Maßnahmen der ZB und Erwartungen der Akteure die strukturellen Parameter der ökonometrischen Modelle beeinflussen, welche die Grundlage für die Prognosen der ZB darstellen.
Wirtschaftssubjekte (WS) versuchen sich nutzenmaximierend bzw. optimal zu verhalten. Als Basis für die optimalen Entscheidungen der WS dienen Erwartungen bezüglich der Zukunft. Ändert die ZB den Zinssatz, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, so ändert sich aufgrund dieser Entscheidung die Erwartungshaltung der WS hinsichtlich der Zukunft, was möglicherweise ein Verhalten zur Folge hat, welches die Maßnahme der ZB neutralisieren kann.
Eine Anekdote:
Robert Lucas erste Frau hat sich von ihm 1988 scheiden lassen. Sie hat aber in die Scheidungsunterlagen eine Klausel reinschreiben lassen, dass, falls ihr Mann in den nächsten sieben Jahren den Nobelpreis für seine Arbeit bekommt, sie einen Anspruch auf die Hälfte des 1 Mio. Dollar Preisgeldes hat. Lucas bekam 1995 den Nobelpreis.
Da fragt man sich, wer denn nun intelligenter war.