Dass du so über ich urteilst obwohl du mich garnicht kennst ist mal überhaupt nicht nett.
Ich hatte einen tollen Job der mir jede Menge Spaß gemacht hat. Leider hatte dieser Job sowohl karrieretechnisch als auch finanziell keine Zukunft (Kinder und Familie hätte ich mir nie "leisten" können, ich weiß es ist hart bei Kindern und Familie von leisten zu sprechen aber ist leider so).
Aktuell verdiene ich mehr und habe als Beamter auch eine gewisse Jobsicherheit, all das werde ich aber demnächst aufgeben da sowohl ich als auch mein Dienstherr gemerkt haben dass die Tätigkeit nicht zu mir passt.
Somit kann ich mit 27 Lebensjahren ganz von vorne anfangen.
Wie du siehst hab ich wirklich jeden Grund mich zu fragen was ich falsch gemacht habe.
Das würde ich mir sehr genau überlegen. Ich bin selbst auch verbeamtet, allerdings im gehobenen Dienst. Als ich mit 24 Jahren fertigstudiert hatte vor 16 Jahren und mein erstes Gehalt "nur" 1500 Euro auswies, war ich zerknirscht. Die ganze Arbeit für das Diplom und dann so "wenig" Geld?
Die Einsteigsgehälter sind mau für Beamte. Ich hatte all die Jahre weniger verdient als alle meine Kumpels in der Privatwirtschaft. Erst jetzt, mit fast 40 Jahren, bin ich in etwa auf dem Einkommensnivau, aber mit dem "Perk", dass ich entspannt schlafe, keine Jobangst habe, immer die Miete bezahlen kann und (mittlerweile fast "zu viel") Geld für Hobbys und Freizeit habe.
Der Eintritt in das Beamtendasein ist ein Deal: Es gibt keinen Arbeitsvertrag, sondern ein öffentlich-rechtliches Dienst- und Treueverältnis mit Hingabepflichten der Beamten und Fürsorgeplficht der Dienstherren.
Wir bekommen kein Gehalt, sondern Alimentation und jammern immer etwas über die "gesicherte Armut", was natürlich Unsinn ist. Klar ist, dass man für die gleiche Qualifikation und Tätigkeit mehr Cash bekommt in der Privatwirtschaft, so soll das auch sein.
Wir zahlen keine Sozialversicherungsabgaben, einfach weil wir auch keine Rente erhalten, nicht arbeitslos werden können und uns privat versichern "müssen", wir sind nicht gkv.
Nach der Schule wurde ich belächelt. "Studieren und Beamter werden?! lol. Wie bieder und langweilig ist das denn?!". Über 15 Jahre später sind dieselben Personen diejenigen, die mich Großverdiener nennen und sagen, ich kann soooooo froh sein, unkündbar zu sein.
Ja, richtig, Deshalb - unter anderem - war ich den Weg der allgemeinen gehobenen Beamtenlaufbahn a priori auch gegangen.
Und das Lästern schlägt langsam in etwas Neid um, es ist schon sonderbar.
Ich weiß, dass man mit Mitte und Ende 20 einfach zu wenig verdient, gerade im mittleren Dienst. Aber mein bester Kumpel und seine Partnerin sowie meine Frau sind alle im mittleren Dienst der Steuerverwaltung, und im Alter von 40 Jahren oder drüber bist Du mit einer A8 bei rund 2300 netto in Steurrklasse I bzw IV - abzüglich PKV dann, was das "echte Netto" darstellt.
Ich selbst bin A12, d.h. Amtsrat, das entspricht der Grundstufe Lehrerbesoldung. Ich bekomme fast 2950 Euro ausbezahlt, abzüglich PKV habe ich dann 2700 netto.
Mein 50% Anteil für Miete mit Betriebskosten und Strom: 500 Euro
Stellplatz: 25 Euro
Beamtendarlehen (Sammelablösekredit für hohen 5stelligen Bereich aufgrund einiger akuter Fehlentscheidungen damals als ich noch "jung" war sowie Lebenssituationsveränderungen), : 250 Euro
Versicherungen (DU+BU, Priv. Haftpfl., Diensthaftpflicht, Unfallversicherung, Rechtsschutzversicherung): 60 Euro
Haushaltskosten inkl. Lebensmittel, Getränke: 200 Euro
Handy: 50 Euro
Internet: 20 Euro
Karitatives Engagement und Sponsorships: 100 Euro
Gewerkschaft: 22 Euro
Sparen: 450 Euro
= 1677 Euro
Mein Luxus+Freizeitbudget (Essen gehen/bestellen, Kino, Dauerkarte, Ingame Purchases, Steam Spiele, Klamotten etc.): 600 Euro
= ~ 2300 Euro Ausgaben monatlich
Der Rest von rund 400 Euro bleibt auf dem Girokonto. Davon habe ich ich mir 2015 einen neuen High-End PC gekauft, 2016 geht das in einen Urlaub. Also ich spare das nicht, sondern konsumiere.
Da ich einen Firmenwagen habe, entstehen für mich keine Mobilitätskosten, ich muss nur den Steuervorteil als Gehaltsabzug bezahlen. Tanken+Leasingrate+Inspektion etc. zahlt alles der Arbeitgeber. Damit habe ich im Monat natürlich eine indirekte Geahltserhöhung, so gesehen.
Ich kann somit jetzt sagen, ich verdiene gut, ich bin unkündbar, habe eine spannende Aufgabe im Außendienst in der IT im öffentlichen Sektor.
Immer wieder bekam ich bessere Jobangebote aus der Privatwirtschaft, aber die Jobsicherheit und ein A12er Beamtengehalt (mit Perspektive der A13 und sogar A14 noch) ist schon in Ordnung für meine Qualifikationen, meine Erfahrung und meine Aufgabe.
Für 1000 Euro netto mehr gebe ich das alles nicht auf. Das Geld landet eh nur im Konsum, und ich kann mir derzeit alles leisten, was mir materiell wichtig ist.
Und ich habe Gleitzeit in einer 41 Stunden Woche! Das ist einfach klasse. Überstunden fallen immer an, aber ich kann das "abbummeln".
Kollegen lassen sich das auszahlen, aber mir ist die Freizeit wichtiger....
Da meine Frau auch Beamtin ist (A8), kommen wir auch in Hamburg gut klar mit einem wirklich guten Lebensstil.
@blueheaven: Mit 27, als Inspektor, nachdem ich gerade Beamter auf Lebenszeit wurde, war ich auch sehr unzufrieden mit dem Netto. Durch die Alterstufen und Beförderungen geht das mit Mitte/Ende 30 aber dann schon ganz gut.
Also, überleg Dir das bitte nochmal!
Wenn Deine Aufgabe Dich nicht glücklich macht....hast Du dann noch Alternativen bei Deinem Dienstherren? Die Behördenwelt ist doch so groß?
@MV-Payne: Payne aus dem UFD Forum? Mavericks Clan?