Ob nun ein 85 °C Kondensator oder 105 °C Modell gewählt wird, ist sehr von den anderen Spezifikationen, der Dimensionierung und vor allem der Strombelastung abhängig. Erwärmt sich der Elko durch einen hohen Strom, verdampft das Elektrolyt schnell und der Raum reicht nicht mehr aus. An Ventilationsöffnungen bläht sich der Korpus, da dies die schwächste Stelle ist, an dem sich der Druck entladen kann. Wie gut der Elko abgedichtet ist, entscheidet ebenso über die Qualität. Wie oben erwähnt macht ein 105 °C Fabrikat in der passiven Umgebung Sinn, dabei darf die Temperatur aber nur im Zusammenhang mit der Zeitangabe gebracht werden. Dort geht man oft von mehreren Tausend Stunden bei 105°C aus, die unter realen Temperaturbedingungen natürlich höher sind. Aber selbst nach Ablauf geht das Bauteil nicht zwangsweise kaputt. Viel mehr beschränkt sich die Angabe auf den Verlust von Kapazität, meist auf 20 % festgelegt. Elektrolyt vertrocknet langsam und dabei sinkt seine Leitfähigkeit. Dennoch ist ein Elektrolytkondensator streng genommen kein Verschleißteil, da es immer auf die Anwendung ankommt. Eine Gusseisenpfanne hält schließlich auch ewig, wenn ich sie nicht gerade 1534 °C aussetze und das Material ihren Schmelzpunkt erreicht. Ein schnelles Ende wird man dem Elko nur bereiten können, wenn man ihn falsch gepolt einlötet und sich die Oxydschicht abbaut. Dann wird auch das Elektrolyt verdampfen und zur explosionsartigen Reaktion führen. Temperaturspezifisch sollten die meisten Kondensatoren aus Taiwan oder Japan standhalten können und leben lange genug. Selbst einfachste chinesische Modelle würden unter den richtigen Bedingungen und einer guten Kühlung effektiv arbeiten. Ein tatsächlicher Nutzen kann japanischen Modellen also nur beschränkt zugewiesen werden.