Düsseldorf. Im Volkswagen-Konzern könnte sich der Start eines wichtigen Zukunftsautos entscheidend verzögern. Wie das Handelsblatt aus Konzernkreisen erfuhr, soll die Markteinführung des einst als Leuchtturm geltenden Elektro-Modells Trinity, ein komplett neu entwickeltes kompaktes SUV mit hoher Reichweite, deutlich nach hinten geschoben werden.
Anlaufpläne der Einheitsplattform SSP, mit denen Volkswagen die Fertigung seiner neuen Modelle organisiert und die das Handelsblatt einsehen konnte, weisen als Produktionsstart des Trinity das Ende des Jahres 2032 aus. Ursprünglich sollte das Auto 2026 auf den Markt kommen.
Das Startdatum war aber wegen Softwareproblemen schon vor knapp zwei Jahren kassiert worden. Auch den Bau eines separaten Werks für das Fahrzeug hatte Konzernchef Oliver Blume vergangenes Jahr gestoppt und damit die Pläne seines Vorgängers Herbert Diess zurechtgestutzt
In den Anlaufplänen werden auch die Produktionsstarts weiterer Modelle verschoben: So soll der Nachfolger des bereits heute verkauften ID.4 und ein weiteres Elektro-SUV später als bislang geplant produziert werden.
Mit der Verzögerung reagiert VW nach Einschätzung von Insidern auf die schwache Nachfrage nach Elektroautos – und sie ist Teil des eigenen Sparkurses. Denn wenn die Zukunftsautos später starten, können bestehende Fahrzeugplattformen länger genutzt werden. Aber auch die anhaltenden Softwareprobleme werden angeführt.
Die neu terminierten Anläufe müssten bei Volkswagens kommender Investitionsplanungsrunde im Herbst aber noch bestätigt werden, heißt es von mehreren Insidern. Sprecher des Volkswagen-Konzerns und der Marke VW wollten die Informationen nicht kommentieren.
Einst war es das Prestigeprojekt für den gesamten VW-Konzern: Mit dem Trinity wollten die Wolfsburger einen Herausforderer für die Modelle des US-Elektroautobauers Tesla schaffen – ähnlich schnittig gebaut und autonom fahrend. Doch von den Ursprungsplänen ließ Volkswagens aktueller Konzernchef Oliver Blume wenig übrig
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Noch im Juni ging VW-Markenchef Thomas Schäfer davon aus, dass Volkswagens nächste Elektroautogeneration voraussichtlich ab 2028 auf den Markt kommen wird, wie er anlässlich des Golf-Jubiläums durchblicken ließ. Wenig später sollte eine Sitzung des Konzernvorstands, bei der auch Schäfer anwesend war, den Markenchef eines Besseren belehren.
Insgesamt ist von Verschiebungen zwischen 15 und 33 Monaten die Rede, betroffen sind im Wesentlichen Autos der Marke VW. Einige Modelle sollen aber auch ohne größere Verzögerung auf den Markt kommen oder könnten sich in der Zeit bis zur
Planungsrunde noch mal minimal nach vorne oder hinten schieben.
So soll der elektrische Nachfolger des Golfs, Arbeitstitel: ID.Golf, laut Plan im Herbst 2029 mit der Produktion starten und könnte im Anlauf noch etwas nach vorne gezogen werden, wie es aus VW-Kreisen heißt. Auf dem Auto liegt viel Druck, da es das erste SSP-Modell der Kernmarke VW werden soll. Konzernweit soll die SSP nach Angaben aus Unternehmenskreisen zuerst bei Audi zum Einsatz kommen. Der elektrische (...)
Konzern drosselt Investitionen in die Entwicklung
Volkswagen kämpft wie die gesamte Autoindustrie zurzeit mit der sinkenden Nachfrage nach Elektroautos, nachdem der Konzern Milliarden für die Weiterentwicklung der Technologie verplant hat. Der aktuelle Fünfjahresplan sieht Investitionen in Höhe Von 180 Milliarden Euro vor, grob zwei Drittel davon fließen in die Elektrifizierung und Digitalisierung der Fahrzeuge. Für die nächste Planungsrunde rechnet das Management damit, den Gesamtbetrag auf 165 Milliarden Euro abschmelzen zu können, wie Blumes Finanzchef Arno Antlitz anlässlich der Halbjahreszahlen