@daunti
Du denkst da zu viel. Die Stromflussrichtung ist völlig uninteressant. Dich "tötet" der Hinstrom genauso wie der Rückstrom. Strom tötet dich, die Ursache für den Strom ist aber die Spannung, daher ist für dich die Spannung ursächlich für den Tod.
Richtig ist, dass der Strom zwischen L und N hin und her fließt. Das wird später (ich denke, du bist in der Ausbildung) noch nen richtig spannendes Thema.
Folglich ändert sich auch die Stromrichtung.
Dein Problem ist, dass es aus Funktionssicht im Gerät eigentlich keine Änderung ergibt, ob nun L und N oder N und L angeschlossen ist. Im einfachsten Wechselstromsystem ist das auch so. Wie rum du das anschließt, ist egal, da du immer eine Spannung zwischen -400V und +400V (ich nehme jetzt explizit die Spannungen, kommt später) sehen willst. Wenn du an einem solchen System einpolig anfässt, wird dich auch kein tödlicher Schlag treffen, da kein zusätzlicher Stromkreisgeschaffen wird.
Man hat in einem solchen System also nur L und L und nichts weiter, auch keinen N oder solche Scherze. Man kann die Leiter nicht unterscheiden, die sind identisch.
Jetzt kommt der Punkt, den ebastler falsch erklärt hat. (er ist halt nur nen Bastler und keine Fachkraft, nimms mir nicht übel ebastler
)
In unsere Wechselspannungssystemen (und nur da gibt es den N, nicht in einem akademischen Wechselstromkreislauf) haben wir Drehstrom. Es gibt also nicht wie oben "2" Phasenanschlüsse, sondern 3 separate Phasen, was das Ganze spannender macht. (gibt auch noch mehrphasige Systeme)
In diesem Systemen gibt es Generatoren bzw. Trafos. Bei beiden Gerätetypen gibt es 3 Spulen, die erstmal losgelöst sind. Das sind letztendlich 3 voneinander losgelöste Spannungsquellen. Jeder hat L und L oder L1+L1,L2+L2 und L3+L3. Diese funktionieren nach dem Prinzip und so wie du es für dich zusammengereimt hast. (ohne den N-Quark)
Wenn man jetzt jeweils einen Anschluss der 3 Spulen nimmt und diese verbindet, bringt man dieses 3 autarken System irgendwie zusammen. Jetzt ist es aufgrund der Überlagerungseffekte an genau diesem Punkt so, dass sich alle elektrischen Spannungswellen gegenseitig auslöschen. (genauso, wie man es in der 8. Klasse gelernt hat)
Da dort also ein "leerer" Raum entsteht, gilt der Raum als neutrale Zone. Und jetzt rate mal, wo der Neutralleiter oder Nullleiter herkommt?
Er ist also der Sternpunkt aller 3 Spulen.
Jetzt nochmal nen Exkurs zum Spannungsthema.
Spannung ist eine Potentialdifferenz. Sprich also der Potentialunterschied zwischen 2 Punkten. Betrachtet man nun nur den L, dann hat der keine Spannung, da dir der 2.Punkt zum Feststellen des Unterschiedes fehlt.
Gleiches gilt für den Neutralleiter. Die Spannung tritt erst auf, wenn du zwischen beiden misst. Dann misst du 230V und zwar +, weil es über die Definition für den Effektivwert mit dem Quadrat kein Vorzeichen mehr gibt.
Egal wie rum, immer +230V aufm Oszi aber von -325 bis +325. Dann sind wir wieder beim Thema oben. (es gibt daher auch kein Ueff -230V!)
Deine letzte Erkenntnis ist daher falsch.
Allerdings kann die Spannung auch zwischen jedem anderen Wert wanken. Es ist nämlich eine Frage, wo man die Nulllinie hinlegt. Meist wird ein Anschluss als Referenz genommen und sagt hier ist jetzt 0. Dann pendelt die Spannung aber nicht zwischen -325 und +325, sondern zwischen 0 und 650. Da 0 hier der Scheitelwert der unteren Halbwelle ist. Um das aber in das Sinussystem zu ziehen, legt man dazu die 0-Linie auf 325 (wie mit nem Drehregler) und schon ist das die neue Mitte und dann geht es von -325 nach +325. Kannst du ganz einfach auf ein Blatt aufmalen.
Die L1-3 und der N sind bis zum jetzigen Zeitpunkt identisch, wenn man jede für sich betrachtet. Betrachtet man das System aber zusammen, ist auf dem N nicht mehr los. In einem solchen System kannst du jedes Wechselstromgerät egal wie rum anschließen, es wird gehen. (sowohl zwischen jede Kombi L und L(das nur bedingt, wenn das System den Drehfeldeffekt ausnutzt, dann knallts) und auch L1-3 und N)
Und jetzt wird es spannend.
Bei manchen Netzformen zieht man den N, sprich Sternpunkt, auf Erde. (man steckt einfach nen dicken Draht in den Boden)
Damit gilt die Erde jetzt als N-potential. Diesem Anschluss gibt man jetzt aber nicht nur N mit, sondern nennt das System gleich PEN. Also Erde und Neutralleiter.
Damit kann man nun also eine Spannung zwischen L und Erde messen. Da N und PE(Erde) auf dem selben Niveau sind, kannst du keine Spannung zwischen N und PE messen.
Erst du den 3. Parameter, die Erde, kannst du den L und den N auseinanderhalten. N=keine Spannung zur Erde, L=Spannung zur Erde.
Jetzt nimmt man für die Vereinfachung an, dass N oder PE 0V-Potential seien. 0V-Potential ist aber nur ein willkürliche Festlegung. Ich kann auch sagen, für mich ist Erde 10V, weil heute Weihnachten ist.
(siehe oben die Drehreglergeschichte)
Leider haben Spannung und Potential die selbe Einheit, obwohl sie was unterschiedliches meinen.
Erst an dieser Stelle wird der PEN(N) zu etwas besonderem. Vorher, ohne diese Sternpunkterdung (und das gibt es durchaus), kannst du den N und die L1-3 nicht auseinander halten.
EDIT:
Dein Problem ist, dass du dein Wissen aus der SV-Netz deiner Wohnung auf das Wechselstromsystem überträgst. Das akademische Wechselstromsystem ist aber nur bedingt mit dem deutlich komplexeren SV-Netz zu vergleichen.
Da kommen soviele Sachen zusammen, die wieder speziell sind.
Wenn du das Ganze richtig verstanden hast, weist du auch, wie man vom allgemeinen Wechselstromnetz auf genau den speziellen Fall der SV-Netze kommt und da dann weiter auf die einzelnen Netzformen.
2nd EDIT:
Wichtig ist noch anzumerken, dass wir hier von idealen Systemen sprechen. Wie im allgemeinen im Unterricht behandelten Themen.
Insbesondere wird dabei das Thema Leitungswiderstände komplett vernachlässigt.