Ich mache das Problem einmal anhand des Traums expliziter: im Traum können wir auch Farben erleben obwohl keine Wellenlängen des Lichts vorhanden sind. Trotzdem ist das Phänomen der Farbe da. Und dann ist man wieder bei der Frage: was sind Farben bzw. wie "wirklich" sind sie. Aber gut, das geht hier wohl zu weit.
Nein, du bist nicht bei der Frage was Farben sind, sondern du bist bei der Frage was unser Gehirn so kann. Was für Vorstellungsmöglichkeiten wir haben, bis hin zum eigentlichen Bewusstsein. Analog kannst du genauso Fragen ob es Töne wirklich gibt, weil im Traum hörst du ja auch, obwohl kein reales Geräusch existiert.
Die Umkehrfrage ob es etwas wirklich gibt, nur weil wir uns rein fiktive Bilder vorstellen können die farbig sind (wir können uns überhaupt "Bilder" vorstellen, gibt es Licht also überhaupt?
) die aber nicht real exisiteren, finde ich ziemlich... dumm.
Im Bereich der Wahrnehmung kann sich ein Mensch aber nur Sachen vorstellen, die er auch tatsächlich mit seinen Sinnen real erfassen kann, bzw. irgendwann mal erfassen konnte. Ein Blinder (von Geburt an) träumt nicht "optisch" und entsprechend auch nicht in Farbe. Er kennt diesen Sinneseindruck nicht und kann ihn dementsprechend auch nicht träumen. Ein Tauber hört auch im Traum nichts, aus dem selben Grund. Farbe gibts trotzdem, du kannst sie ja wahrnehmen, das ändert sich auch nicht, wenn jemand anderes das nicht kann.
Man kann sich auch keinen Sinn vorstellen, den man nicht hat. Z.B. das Seitenlinenorgan von Haien über das sie elektrische Felder spüren können. Das ist eben ein 6ter Sinn, die sehen das nicht, die hören das nicht, die riechen das nicht, die ertasten das nicht. Wir Menschen bilden das auf unsere 5 Sinne ab, wenn wir uns vorstellen wollen, wie man sowas wohl spüren können soll, aber wir wissen nicht, wie ein Hai das wirklich empfindet und können es schon gar nicht am eigenen Leib nachvollziehen.
Umgekehrt wird eher ein Schuh draus, z.B. kann man Farben hören?
Das gibts durchaus und hat sogar einen Namen: Synästhesie. Das ändert aber nichts an der physikalischen Grundlage von Farben oder Tönen, sondern liegt daran, das das Gehirn bei Betroffenen "falsch" verdrahtet ist. Da besteht dann eine Verbindung zwischen dem Hirnteil der fürs Hören zuständig ist und dem Teil der fürs Sehen zuständig ist und ein Sehimpuls z.B. zusätzlich den Hörbereich stimuliert (oder andersrum).
Auch bei Blinden kann das Sehzentrum im Gehirn durchaus funktionsfähig sein (je nach Ursache der Blindheit) und afaik wurde da auch schon nachgewiesen, das das Sehzentrum bei Blinden durchaus aktiv sein kann, aber eher mit anderen Sensoren verbunden ist, meist Hören und/oder dem Tastsinn. Es kann also durchaus sein, das Blinde vor dem inneren Auge ihre Umgebung sehen, das "Bild" aber eben nicht aus visuellen Reizen sondern eben aus Akkustischen erzeugt wird. Wie auch immer das dann "aussieht" kann sich ein nicht betroffener aber kaum vorstellen.