Vor allem sollte man berücksichtigen, dass in Spanien der Großteil der Transfers vom Präsidium initiiert wird.
Klar wird sich kein Trainer wehren, wie jetzt auch Ancelotti bei Real, aber die Argumentation der völlig verfehlten Transferpolitik ist so nicht korrekt und Zeichen mangelnder Kenntnisse über den spanischen Fußball.
Die Frage ob Guardiola ein exzellenter Trainer ist, ist ebenso überflüssig, ob er bei einem anderen Verein auch so funktionieren kann dann wieder eine ganz andere Frage.
Guardiola ist geprägt durch die Philosophie des FC Barcelona, er war selber Absolvent von La Masia, der Jugendakademie des FC Barcelona.
Die Wurzeln liegen im niederländischen "totaalvoetbal" der Ära Rinus Michels/Cruyff, der Ajax-Akademie, die Prämisse ist technische Perfektion, Ballbesitz über alles, Kurzpassspiel, einheitliche Spielphilosophie in allen Altersklassen.
Es ist halt nicht nur ein Konzept wie bei vielen Jugendakademien, sondern eine Vision des totalen Fußballs die man dort umgesetzt hat, eine Philosophie des Fußballs.
Die Trainingskonzepte die man dort entwickelt hat, Anleihen aus dem Futsal, Kurzpassspiel auf engstem Raum unter höchstem Druck, gehören mittlerweile zum Standardrepertoire der meisten Vereine und Nationalmannschaften.
Auch unter diesem Gesichtspunkt muss man Aussage, wie die von Xavi, nach dem "7:0" im Halbfinale sehen, klar wollen die auch Siege und Titel, aber die Philosophie steht über allem und davon sind sie total überzeugt.
Will das jetzt auch nicht bis zum Erbrechen ausführen, hab mich im Detail damit beschäftigt, aber Guardiola ist ein herausragender Trainer, der natürlich bei Barcelona die perfekten Bedingungen für seine Philosophie hatte, denn diese Philosophie wird in allen Altersklassen gelehrt und die Trainingsinhalte, das Scouting sind perfekt auf die Systemanforderungen abgestimmt.
Deshalb hatte er bei Barca die perfekten Spieler dafür und einer der Gründe warum sich die La Masia Absolventen wie Xavi, Iniesta, Messi, Pique, u.v.m. gegen die teuren Topstars durchgesetzt haben.
Übrigends auch der Grund warum die spanischen Nationalmannschaften so erfolgreich sind, denn die handeln nach eine sehr ähnlichen Philosophie.
Fantastische Fußballer hatte Spanien schon immer, aber nie eine Generation bei der ein Großteil der Leistungsträger schon von klein an auf ein System, eine Fußballphilosophie geschult wurde und damit auch ein ganz anderes Niveau des gemeinsamen Spielverständnisses und der taktischen Perfektion erreicht hat.
Das zieht sich von den U-Mannschaften bis zur A-Mannschaft und ist ein wesentlicher Teil des Erfolgs der spanischen Nationalmannschaften.
Ein spanischer Nationalspieler beherrscht das System perfekt, bevor er überhaupt nur ein A-Länderspiel gemacht hat, weil das System in allen Altersklassen gleich ist.
Guardiola ist ein Perfektionist und hat sich natürlich eine Mannschaft ausgesucht, bei der er das Gefühl hat die passenden Spieler für seine Philosophie zu haben.
Ob es dann so klappt, man kann es nie wissen, jeder Verein ist anders, auch ein Mourinho ist kein mieser Trainer, weil er mit Real nicht an die ganz großen Erfolge der anderen Vereine anknüpfen konnte die er trainiert hat.
Das Kreuz was er jetzt zu tragen hat ist das Triple, logisch das deshalb die Bereitschaft sich auf etwas Neues einzulassen bei Fans und manchen Spielern gering ist.
Hätte man ihn nach dem "Finale Dahoam" geholt, wäre die Bereitschaft bei den Fans, bei manchen Spielern und den Medien natürlich viel größer sich auf Neuerungen einzulassen.
Ob Guardiola auch bei Bayern großen Erfolg hat, hängt auch maßgeblich davon ab, ob die Verantwortlichen, die Öffentlichkeit bereit ist diesen Weg mitzugehen.
Gibt man ihm die Zeit, dann bin ich mir sicher das er Erfolg hat, mehr noch er wird mit Sammer auch unsere Nachwuchsarbeit restrukturieren, was für die Zukunft des FC Bayern noch viel wichtiger ist als kurzfristiger Erfolg.