Die Zentralbanken machen bisher ungebremst weiter mit QE. Die Frage ist, wie lange noch.
Wie Du ja selbst schreibst:
weil die M3 nicht richtig in Schwung kommt, weil die privatbankliche Kreditvergabe nicht in Schwung kommt.
Genau dies kompensieren die Zentralbanken mit ihrem QE, wie sie es schon in / nach der Finanzkrise 2008 gemacht haben, als die Kreditvergabe in Stocken geriet und genau weil sie nur die Geldschöpfung durch geringere Kreditvergabe kompensieren, ist es damals auch nicht zu Hyperinflation gekommen, die so mancher angebliche Expert als sicher vorhergesagt hatte, der aber selbst diesen simplen Zusammenhang übersehen hatte.
Da muß man sich mal die Mandate der jeweiligen Zentralbanken anschauen.
Die Mandate sind im Zweifel nicht mehr wert als die Wahlprogramme von Parteien nachdem sie gewählt wurden, denn die Chefs der Zentralbanken werden durch die Regierungen ernannt und daher ist es mit der offiziellen Unabhängigkeit in der Praxis auch nie so weit hin, denn wer sich gegen die Wünsche der Regierung stellt, ist im Zweifel schnell weg vom Fenster.
Nur wie es aussieht fällt derzeit zumindest in den USA die Erholung wohl nicht so stark aus wie erhofft. Arbeitsmarktdaten enttäuschten, wenn auch teilweise wegen hoher staatlicher Alimentierung von Nicht-Arbeit. Geleistete Wochenarbeitszeit fiel geringer aus als erwartet. Konsumentenvertrauen enttäsuchte.
Derzeit fehlen in den USA Arbeitskräfte, besonders in den Niedriglohnjobs. Aber auch in Branchen die von der Pandemie besonders betroffen waren, da die Mitarbeiter eben nicht über sowas wie Kurzarbeitergeld gehalten werden konnten und sich im Zweifel andere Jobs gesucht haben, gerade wenn sie höher qualifiziert sind, was es auch schwerer macht sie zu ersetzen. Welche Rolle die Alimentierung von Nicht-Arbeit hier spielt, wird man in nächster Zeit sehen, wenn diese weggefallen ist, aber vergiss nicht, dass 2/3 der US Bürger from paycheck to paycheck leben und keine Reserven haben, dafür aber meist Kredite die sie bedienen müssen.
Auf der anderen Seite Teuerung in einigen Bereichen, die aber mMn fälschlicherweise größtenteils als Inflation gedeutet wird.
Preissteigerung ist eigentlich nicht das Gleiche wie Inflation, auch wenn die Bedeutung dieser Begriffe zunehmen verwischt und gleichgestellt wird, vor allem in der Presse. Die Inflation erfordert aber eigentlich auch den Anstieg der Löhne und nicht nur die Preissteigerungen.
Oder völlig falsche Preise im Falle von Flugtickets, in angeordneterweise halbvoll besetzten Flugzeugen.
Künftige Flugpreise werden sowieso noch eine große Unbekannte sein, da die Luftfahrt noch längst nicht wieder im neuen Normalzustand angekommen ist. Der wird davon abhängen wie viel Kapazität vorhanden sein wird, aller Unternehmen haben aj massive Verluste eingefahren und einige nur mit Staatshilfen überlebt. Anfangs dürften die Ticketpreise eher gering sein um die Flieger zu füllen, aber wenn die Nachfrage anzieht und wegen des Nachholeffektes sogar sehr hoch wird, dann auch hier eine ungewöhnlich hohe Nachfrage auf ein verringertes Angebot treffen und die Preise treiben.
Wann letzteres passieren wird, ist aber schwer vorherzusagen, da dies davon anhängen wird, wann und wie Einreisebschränkungen bei den jeweiligen Reisezielen und Herkunftsländern fallen. Dies dürfte von Impfquoten und Virusvarianten abhängen, aber eben auch davon wer welche Impfung und welche Impfnachweis anerkennt, wobei hier die WHO meiner Meinung nach komplett versagt hat. Nachdem vor einem Jahr schon absehbar war, dass es wohl Imopfstoffe geben wird, hätte man einen internationalen Impfausweis ähnlich wie für die Geldfieberimpfung definieren und einführen müssen. Einfach um so Sicherheit zu schaffen, so werde jetzt z.B. die Russen, Chinesen oder alle anderen die mit Impfstoffen geimpft wurde, welche in der EU nicht zugelassen sind, z.B. viele in Asien oder Lateinamerika so die russischen und chinesischen Impfstofffe verwendet werden, auch weil die USA und die UK bisher keine Impfstoffe exportiert haben, derzeit als nicht geimpft betrachtet, dabei verhindert auch der Biontech Impfstoff eine Infektion nicht zu 100%, aber Todesfälle zu 95 bis 99% und chinesische Sinovac Impfstoff verhindert ebenso Todesfälle zu fast 100%. Der wird in Brasilien eingesetzt und es gibt eine Modellstadt in der alle Erwachsenen damit geimpft wurden und wo esjetzt praktisch keine Coronainfektionen mehr gibt, der funktioniert also und dies auch gegen die brasiliansiche P1 Variante.
Preise für Flüge, Kreuzfahrten und alles was während der Pandemie nicht möglich ist/war, werden also schwer vorhersagbar sein, aber ich würde anfangs geringe Preise erwarten um die Kunden wieder anzulocken und danach deutlich höhere Preise, eben weil da auch Kapazitäten abgebaut (Kreuzfahrtschiffe verschrotten und Flugzeuge wie z.B. alle A380 außer Dienst gestellt) wurden. Wenn die Nachfrage da ist, werden die Anbieter, die ja besonders gebeutelt wurden, auch wieder Kassen machen wollen.
Obwohl es aber genaugenommen keine Inflation ist
Wie gesagt braucht man für eine Inflation neben den Preissteigerungen auch die Lohnsteigerungen und man wird sehen müssen, wie die Löhne sich entwickeln werden.
weniger QE und höhere Zinsen. Es wäre aber tödlich für eine schwach laufende Wirtschaft in einer Situation, in der Teuerung aufgrund gestörter Lieferketten und Konsumumlagerung stattfindet.
Eben, die Zentralbanken können derzeit gar nichts machen und wegen der hohen Verschuldung, der Staaten wie auch Unternehmen und Privatpersonen, wird dies auch noch eine Weile so bleiben. QE wird sicher zurückgefahren, wenn die Wirtschaft anspringt, aber die Zinsen sehe ich noch lange nicht steigen.
Die FED hat sehr wohl das Mandat für Vollbeschäftigung zu sorgen, im Gegensatz zur EZB deren Fokus auf Preisstabilität liegt.
Ja, aber derzeit gibt es in den USA eher einen Mangel an Arbeitskräften und die EZB sieht die Preissteigerungen die wir in einigen Bereichen derzeit sogar massiv sehen, eben als vorübergehend, wird also erstmal nicht darauf reagieren.
Mit moderater Inflation kommen (die meisten) Unternehmen erfahrungsgemäß sehr gut zurecht. Bei Starkinflation funktioniert hingegen die Preisfindung nicht mehr so richtig und es kommt zu Problemen. Bei Hyperinflation, wird es schwierig überhaupt einen Geschäftspartner zu überreden, gegen das inflationäre Geld etwas zu tauschen.
Von Hyperinflation sind wir weit weg, diese erfordert eine kontinuierliche Aufweitung der Geldmenge und der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, die dem Angebot an Waren und Dienstleistungen davonläuft. Vor allem das Warenangebot und die Umlaufgeschindigkeit wurden durch die Pandemie gestört, Firmen haben eben nicht (wie gewohnt) produziert und Leute konnte ihr Geld nicht für all die Dinge ausgeben wie vorher und haben es gespart, aber beides ist eben vorübergehend.
Inflation bzw deren Erwartung sorgt aber auch für höhere Marktzinsen. Die setzen sich ja bekanntlich aus Risikoprämie plus Inflationsaufschlag zusammen
Die Marktzinsen werden vor allem von den Zentralbanken bestimmt und wenn sie dies nicht über die Leitzinsen schaffen, dann eben über QE, also den Aufkauf von Anleihen. Damit wurde auch die Risikoprämie schon lange weitgehend abgeschafft, was ich als das größeste Probleme des QE ansehen. Auch den Inflationsaufschlag kann man nicht durchsetzen, wenn die Zentralbank es nicht zulässt, wie man in den USA und UK in der Vergangenheit gesehen hat, beide haben nämlich durch hohe Inflation kombiniert mit geringen Marktzinsen bis in die 70er, 80er Jahre ihre Staatsschulden aus dem zweiten Weltkrieg abgebaut.
Bei Aktien basiert der Kurswert auf der Erwartung auf den über X Jahre abgezinsten Cashflow
Theoretisch, praktisch hat dies die Spekulation längst außer Kraft gesetzt. Aber selbst wenn, im Fall einer Inflation steigt auch der erwartete Cashflow für die nächsten Jahre.
Dass der Markt hier und dort nach oben oder unten übertreibt, ist eine andere Sache.
Also ich würde eher sagen, nur hier und dort übertreibt (oder dezeit selten untertreibt) der Markt mal nicht gewaItig.
Höhere Zinsen bedeutet aber auch, dass derjenige der Aktien auf Kredit bzw Margin kauft oder handelt, hierfür höhere Kosten hat und sich nur geringere Hebel leisten kann. Trifft aber gleichsam die Shorties.
Höhere Zinsen bedeutet aber auch, dass Produkte die bevorzugt auf Kredit finanziert werden, für den Konsumenten teurer werden und letzlich weniger nachgefragt werden.
Das stimmt, aber rechnest Du angesichst der Verschuldung wirklich auf absehbare Zeit mit höheren Zinsen? Ich nicht und dazu kommt, dass die Unternehmen die meisten ihrer Bonds dann zu weitaus geringeren Kupons ausgegeben haben, also weniger als den Marktzins zahlen. Kritisch wird es dann allenfalls für überschuldete Unternehmen die Probleme haben neue Bonds für akzeptable Zinsen auszugeben um die alten abzulösen. Dies sind dann aber eher Zombieunternehmen die eigentlich jetzt schon pleite wären und genau damit diese nicht pleite gehen, werden die Zentralbanken auch bei Zinserhöhungen vorsichtig sein.
Anleihen werfen bei negativem Realzins auch negative Real-Rendite ab, insofern man sie bis zum Ende ihrer Laufzeit hält. In Erwartung auf noch niedrigere Marktzinsen kann der Kurs bereits begebener Anleihen allerdings stark steigen. Deswegen waren Anleihen in der Vergangenheit ein beliebter Hedge auf Deflation im Portfolio, weil in Reaktion darauf regelmäßig Zinsen gesenkt wurden. Nur ob die Marktzinsen derzeit noch weiter absinken können ist mehr als fraglich.
Das ist richtig, von Anleihen halte ich sowieso nicht und ich würde auch empfehlen die Finger von Anleihen lassen, denn es ist kaum mit weiter sinkenden Zinsen zu rechnen.
Bei Immobilien wird mit steigenden Zinsen die Finanzierung teurer. Das schlägt unmittelbar negatibv auf die Preise am Markt durch.
Ja, aber solange die Zinsen nicht wirklich wirklich steigen, hat dies keinen Einfluss auf die Preise und die als sicher angesehenen Immobilien werden im Vergleich zu den ebenfalls als sicher betrachteten Anleihen auch weiterhin attraktiv bleiben, egal ob zur Eigennutzung oder zum Vermieten. Es werden ja teils historisch hohe Kaufpreise wie 50 Jahresmieten und mehr gezahlt, bei denen man eigentlich nur über die Wertsteigerung eine Chance auf eine reale Rendite hat.
Davon halte ich nichts, die sind ohne Substanz und reine Spekulationsobjekte, über denen auch noch ständig das Damoklesschwert staatlicher Regulierungen schwebt. Die jüngste Erpressung des Pipelinebetreibers in den USA wo das Lösegeld mit Bitcoin bezahlt wurde, dürfte den Faden am dem dieses Damoklesschwert hängt, nicht gerade gestärkt haben.
Zusammengenommen wird dann klar, dass man ein gut aufgestelltes Portfolio, das in mehreren Szenarien besteht bzw profitiert, aus mehreren der genannten Assetklassen zusammensetzen sollte.
Ob man in allen genannten Assetklassen investiert sein sollte, bezeifel ich und halte es mit Aktien, aber eben breit gefächert investiert und bin damit über die Jahre nicht schlecht gefahren:
Im Übrigen speist sich ein Teil der seit Jahresanfang gestiegenen US-Marktzinsen nicht aus Inflationserwartungen, sondern schlicht daraus dass China massiv US-Staatsanleihen verkauft hat.
Nicht nur China, sondern auch Russland. Aber hier spielen vor allem politische Motive eine Rolle und nicht wirtschaftliche und diese Effekte sind auch nicht nachhaltig, denn irgendwann haben diese Länder keine US Staatsanleihen mehr die sie verkaufen könnten und im Zweifel kauft die FED eben alles auf.
Nur wirkt sich das nicht so schön gleichverteilt aus, wie du ja schon angemerkt hat. Weder individuell, noch nach Branche bzw Güterklasse, noch regional. Wo wann was weshalb wieviel Inflation, ist höchst höchst kompliziert.
Klar, aber es ging ja auch nur darum das Prinzip zu erklären, warum Aktien eben vor Inflation geschützt sind. In der Praxis wird dies so nie bei irgendeiner Firma passieren, aber eben über die Masse gesehen, wird es so laufen und es kommt eben bei der Aktienanlage immer auf die breite Streuung an, alles andere ist Zockerei.