Keine Anlageberatung.
Wir können mal etwas neues probieren, was ich von reddit klaue. Eigene kleine Analysen von Aktien. Denn es muss wieder mehr über Aktien und Geldanlage im allgemeinen gesprochen werden. Viele unserer Beiträge waren in letzter Zeit thematisch doch etwas entrückt. Sagt, was ihr davon haltet. Nutzt das Vorbereitungsforum, wenn ihr selber Beiträge dieser Art schreiben wollt. Ich versuche selber welche zu bringen.
Die folgende habe ich geschrieben. Es geht hierbei nicht um Vollständigkeit und Professionalität im großen Stil, aber man sollte sich mit dem Unternehmen mehr oder weniger auseinandergesetzt haben und auch erklären, ob Positionen gehalten werden. Da der Text zunächst für reddit war, ist er nicht ganz so passend für unser Forum geschrieben. Wir legen ja schon noch mehr Wert (zum Glück) auf die Ausdrucksweise. Habe es hier und da schon entschärft:
Heute möchte ich euch ein Unternehmen aus dem deutschen Sprachraum vorstellen (die ersten habe ich schon hier verloren, nicht wahr?). Jedoch:
- Solides Unternehmen mit stetigem Wachstum? Haken dran.
- Unternehmen aus dem Bereich Militärtechnik? Oh ja, Haken dran.
- Nebenher noch einige weitere zivile Projekte? Haken dran.
- Auftraggeber zu 90% aus der öffentlichen Hand? Unlimitierte Geldmengen.
- Kann doch gar nicht schiefgehen oder?
Frequentis wurde 1947 in Zeiten des Wiederaufbaus gegründet und war vor allem im Bereich der Funktechnik für Feuerwehr und Polizei präsent. 1955 wurde das nächste Geschäftsfeld mit dem Aufbau der Flugsicherung für den Flughafen Wien-Schwechat eröffnet. Mittlerweile stellt Frequentis für 33% des Flugsicherungsmarktes die Kommunikationssysteme und ist damit Weltmarktführer. Da dies vor allem die Industrienationen betrifft, werden 90% der globalen Flugpassagiere durch Systeme der Frequentis sicher durch den Luftraum gebracht.
Im Grunde baut das weitere Unternehmenswachstum der folgenden 74 Jahre auf diesen Säulen auf, die weiter diversifiziert wurden. Diese sind im Einzelnen:
1. Flugverkehrsmanagement mit den Bereichen
a. Zivile Luftfahrt:
- Flugsicherung, Datendienstleistung für Flugsicherungen, Flughäfen und Fluginformationen, Dienstleistung für unbemannten Flugverkehr, Weltraumagenturen
b. Militärische Luftfahrt:
- Luftstreitkräfte, Heer, Marine, Innere Sicherheit
2. Öffentliche Sicherheit und Verkehr
a. Öffentliche Sicherheit
- Polizei, Feuerwehr, Rettung, kritische Industrieinfrastruktur
b. Öffentlicher Verkehr
- Eisenbahn und öffentlicher Verkehr
c. Schiffahrt
- Küstenwache, Offshore, Häfen, Such- und Rettungsdienste
Frequentis beschäftigt derzeit 2100 Mitarbeiter und hat 46 Stellen ausgeschrieben. Weiteres Wachstum ist auch hier gegeben.
Ein paar Zahlen zu Frequentis aus dem Geschäftsbericht 2020:
Die Eigenkapitalquote beträgt 40,7%. Hierin ist der Verlust durch die Pleite der Commerzialbank Mattersburg und dem damit verbundenen Verlust an Kapital enthalten.
Die Pleite der Commerzialbank trug auch wesentlich zum negativen Konzernergebnis von -3,4 Mio. Euro bei. 2019 ****** das Konzernergebnis noch 12,5 Mio. Das Ergebnis je Aktie in 2020 sank auf -0,13, 2019 lag es noch bei 0,93.
IPO der Frequentis Aktie war im Jahr 2019 im Primestandard der Wiener und Frankfurter Börse. Der Kursverlauf seit IPO:
Die Haarpracht der einzelnen Vorstandsmitglieder trägt nicht gerade zu einer Thelen’schen Seriosität bei. Einzig Frau Sylvia Bardach, die Ehegattin des Aufsichtsratsvorsitzenden und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Johannes Bardach, trägt eine besonders erwähnenswerte, weil vollkommen aus der Mode gekommene Mähne.
Die Auftragsentwicklung spricht hingegen für das Unternehmen. Der Auftragseingang der Frequentis-Gruppe lag im Jahr 2020 bei 314,6 Mio., der Auftragsstand per Ende 2020 ****** 427,6 Mio. Der Auftragsstand wird voraussichtlich im Ausmaß von rund 241,6 Mio. im Jahr 2021 als Umsatzerlös realisiert bzw. im Jahr 2022 und in den Folgejahren mit 186,0 Mio. erlöswirksam werden.
Dadurch, dass die von Frequentis gelieferten Produkte zur sicherheitskritischen Infrastruktur zählen, hatte die Pandemie kaum Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeiten. Daher sehen die prognostizierten Daten für 2021 auch recht zuversichtlich aus. Ergebnis je Aktie soll auf 0,97 steigen. Das KGV von 21,72 in 2019 und erwartetes KGV von 28,35 in 2021 (2020 nichts, weil negativ…) sind für die Branche nicht unüblich (verglichen mit weiteren IT-Dienstleistern und Militärsoftwareanbietern wie datagroup, SAP, Elbit, Hensoldt).
Bear-Case
Ganz klar, ein Bear Case gibt es auch. Frequentis schafft es nicht die bestehenden Ausschreibungen, z.B. zum EU Projekt BroadPort und anderen zu gewinnen. Durch die Bindung an die öffentliche Hand ist zwar Geld in rauen Mengen vorhanden, aber Ausschreibungen müssen gewonnen werden und dies ist der Knackpunkt in der ganzen Geschichte. Allerdings ist, mMn, der Burggraben von Frequentis recht tief und das schon vorhandene Know-How und die geleisteten Projekte sprechen für sich. Durch die Spezialisierung auf sicherheitskritische Infrastruktur, inklusive Militär und Polizei, ist der Sparzwang nicht ganz so hart, wie bei der Errichtung von Schulen oder Kindergärten, die eh kein Mensch braucht.
Ich halte Frequentis seit dem IPO und bin nach der Pleite der Commerzialbank Mattersburg noch einmal mit einem kleineren Betrag rein. Stand jetzt liege ich bei ca. 60% plus. Anlagebetrag ist im unteren 4-stelligen Bereich.
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WKN A2PHG5, Militärtechnik und IT Dienstleistung, geht nur hoch, dauert aber.
Keine Anlageberatung. Jeder investiert auf eigene Gefahr.