Ich habe mich erst diese Woche mit VL über Finesto beschäftigt und mich ganz klar dagegen entschieden. Meine Firma zahlt 26,59€ an VL, diese werden auf das Brutto-Gehalt addiert, versteuert und danach vom Netto gehalt abgezogen. Beispiel:
Brutto-Gehalt 4000€
mit VL: 4026,59€
Bei mir wandert jeder zusätzliche Euro exakt zu 50% zum Staat. Ich bekomme also 13,30€ weniger Netto aufs Konto, dafür fließen 26,59€ auf das VL-Konto. Dort wird 6 Jahre einbezahlt, das siebte Jahr ist ein Ruhejahr und nach 7 Jahren kann ich alles entnehmen. Jetzt aber die Kröten:
Ich habe keine freie Auswahl an Anbietern oder ETFs. Nehme ich beispielsweise Finvesto als Mantel für ETF Sparpläne, dann kostet mich das 10€ VL-Kontogebühr pro Jahr plus 5€ Quartalsweise Depotführungsgebühr bei nur einem ETF bzw. 9€ quartalsweise bei mehr als einem ETF. Nehmen wir der Einfachkeit halber den günstigen Wert mit 30€ pro Jahr Gebühren. Ich hätte also im Jahr ca. 160€ weniger Netto, dafür 320€ auf einem VL-Konto, bei dem 30€ an Gebühren weg gehen. Bleibt unterm Strich ein Plus von 130€ im Jahr.
Dem gegenüber stehen folgende Nachteile:
- Bürokratie bei einem Arbeitgeberwechsel
- Bürokratie, wenn man aufhören will
- Unflexibilität, weil man 7 Jahre nicht an das Geld heran kommt
- Im 7. Ruhejahr hat man nur Gebühren, ohne von VL-Leistungen zu profitieren
Bei ING gibt es z.B. 1,5% auf ein VL-Konto, aber da habe ich bei aktueller Inflation so viel Kaufkraftverlust, dass auch das am Schluss fast eine Nullnummer wird. Wenn ich mir alles schön saufe, habe ich nach 7 Jahren vielleicht 700€ "Gewinn" durch VL, dafür muss ich den Zirkus 7 Jahre betreiben und habe deutsche Bürokratie am Hals, einen unter "non VL" Bedingungen völlig unattraktiven Anbieter (Finvesto) und ich bin in dieses Verischerungsähnliche Produkt gebunden. In meinen Augen ist das VL Produkt nur sinnvoll, wenn der Sparer "Geringverdiener" ist und einen niedrigen Grenzsteuersatz hat. Für einen Bäcker mit 28k Jahresbrutto sind die 26,59€ erstmal viel mehr Geld und gleichzeitig ist der Grenzsteuersatz ist viel niedriger, als bei einem IT-Admin. Der muss davon vielleicht nur 1/3 versteuern und dann lohnt sich das durchaus. Wer 60k Aufwärts verdient, für den sind diese Peanuts den Bürokratie-Aufwand einfach nicht Wert.