ja, da gehts ja wieder los.
ich hab den film nun zur hälfte durch: was soll ich sagen, ganz erschrocken, dass bisher alle menschen, welche auf ihn in schwarzer person, negativ reagiert haben, um die 60 waren (mag sein, dass sich das im film noch aendert).
Ja, tut es. Wobei du natürlich Recht hast - vornehmlich sind eher die älteren Generationen reserviert. Die Jüngeren (also die, die rassistisch denken) beschränken sich auf plumpes Pöbeln.
desweiteren sind nur städte wie cottbus magdeburg zu sehen(hier sind leute durch die geschichte im ganzen noch mehr isoliert gewesen). klar, zwar köln dabei, aber da wars wunderbar mit der vermieterin, welche die sache unbewusst auf den punkt bringt, indem sie sagt: deren kultur passt hier nicht rein. BINGO!
Auf den Punkt bringt sie es in der Tat. Aber inwiefern passt er denn nicht rein? Ein Vermieter kann ja relativ frei entscheiden, an wen er vermietet. Und wenn er dem Skater-Punk oder dem Hundenarr die Wohnung nicht vermieten will, dann kann er das ja mit gutem Recht auch so durchziehen. Diese Personen haben sich für einen Lebensstil entschieden, den man als Vermieter nicht akzeptieren muss.
Aber Hautfarbe? Das ist doch kein Lebensstil, sondern etwas Unveränderbares, womit man auf die Welt kommt.
Und gerade Köln wäre ja eigentlich die Stadt, in der man am ehesten tolerante Menschen erwarten würde.
wenn man den hintergrund dieser leute weiss, bzw. erahnt, braucht man sich auch nicht weiter wundern, dass dort mit gewisser ablehnung reagiert wird. bei uns in deutschland gibt es so ne redensart: was der bauer nicht kennt.... die kennen das nicht, finden das befremdlich, fühlen sich in ihrem trott, alltag gestört. die meisten "fremdenfeindlichen" sind doch eher einfach gestrickt im kopf.
Und deshalb ist der Film ja auch gar nicht anklagend, sondern eher aufzeigend. Was komisch ist: immer wird vom Befinden der Leute gesprochen, auf die Wallraff trifft. Aber wer erkundigt sich denn nach den Leuten, die darunter leiden? Viele Leute werden jeden Tag aufs Neue ganz dezent ausgegrenzt. Die von dir aufgeführten Punkte mögen es ja nachvollziehbarer machen, aber keineswegs akzeptabler.
tja, die behauptung, dass böse nazifilme sofort den aufschrei nach vergeltung durch verumglimpfung der linken oder problemausländer weckt, kann ich nicht nachempfinden. warum? weil in den medien eigentlich zu 99 prozent nur über die bösen nazis geschimpft wird (lassen wir die gefühlten 20 adolf hitler war böse indoktrinationen am tag auf 3sat und history mal weg). ernsthafte reportagen über linksextreme kenn ich so nicht, lasse mich aber gerne belehren.
Zunächst mal widerlegt der letzte Teil dieses Absatzes ja nicht meine Annahme. Es kann ja gut sein, dass Filme über Rechtsextreme oder Rassismus in Deutschland reflexhaft eine "aber dann bitte auch über Linke berichten"-Forderung nach sich ziehen, diese aber nur selten umgesetzt werden.
Für mich klingt das aber so, als gäbe es wie fest verabredet zwei Extreme in diesem Land, zahlenmäßig auch gleich stark vertreten und es würde immer nur auf das eine geschimpft. Ist dem so? Wenn ja, wäre hilfreich zu wissen:
- Inwiefern stellen Linksextreme das Existenzrecht von Ethnien in Deutschland in Frage oder wünschen sich, dass bestimmte Sorten von Menschen aus Deutschland ausgewiesen werden?
- Inwiefern richtet sich linksextreme Gewalt gegen Bevölkerungsgruppen, die für den Hass, den sie bei ihren Feinden entwickeln, überhaupt nichts können (Hautfarbe, Akzent, Herkunft,...) und inwiefern richtet sie sich gegen politisch Andersdenkende, was ja zwar auch kein Kavaliersdelikt ist, aber auf beiden Seiten vorkommt und bis zu einem gewissen Punkt auch moralisch noch vertretbar ist?
und
warum? weil in den medien eigentlich zu 99 prozent nur über die bösen nazis geschimpft wird
- inwiefern sind historische Dokumentationen über den Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg o.ä. "Schimpfe" und inwiefern ist das für Deutsche heutzutage - das suggerierst du ja mit der Formulierungsweise - nachteilig bzw. muss mit Dokumentationen über "die anderen Bösen" ins Gleichgewicht gebracht werden? Inwiefern benachteiligen Dokumentationen über den Nationalsozialismus Deutsche des 21. Jahrhunderts bzw. Konservative Deutsche des 21. Jahrhunderts, so dass sie sich Berichte über Linksextremismus wünschen?
das liegt wiederum an der naziphobie. rechtspolitische äußerungen darf man nicht erwähnen, seien sie noch so konstruktiv --> nazistempel. dahingegen ist links immer gern gesehen, auch wenns so links ist, dass sie fast rechts wieder ankommen.
Ein ergiebiges Thema. Die jüngste Vergangenheit hat m.E. bewiesen, dass rechtspolitische Äußerungen äußerst populär sind, von auflagestarken "Zeitungen" brutalstmöglich unterstützt werden und es absolut kein Sprechverbot diesbezüglich gibt. Die Behauptung "das darf man nicht sagen, sonst gilt man als Nazi" wird darüber hinaus sehr gerne als Schutzbehauptung formuliert, um sich als Märtyrer oder Opfer zu stilisieren.
da sind wir dann wieder beim nächsten punkt. mir gehen die linksextremen und oder symphatisanten mit ihrer hetzte gegen jüdische "ethnien" gehörig aufn sack
Quod erat demonstrandum. Momentan in der Presse, ja. Und da muss auch definitiv mehr drüber berichtet werden und mehr Stellungnahmen müssen folgen. Ich habe mal irgendwo einen Artikel gelesen, wo der Erklärungsansatz war, für einige Linke sei der fortlaufende Selbsthass auf ihr Land und die ewig fortwährende "Schuld" an irgendeinem Punkt so nervig gewesen, dass sie ihre Wut gegen die gerichtet hätten, die sie in diese Situation gebracht hätten. Die Juden hätten also dadurch, dass sie von den Nationalsozialisten verfolgt worden wären, für so viel Scham der Deutschen über ihre Vorfahren und ihr Land gesorgt, dass man sie quasi dafür verantwortlich machen würde. Juden würden somit zum zweiten Mal zum Übel Deutschlands erklärt.
Ein anderer Ansatz zielt freilich auf den Widerspruch der Unterstützung der Palästinenser bzw. arabischer, muslimischer Gruppen und Israels. Da habe sich ein Teil der Linken zunächst solidarisch mit Palästina erklärt aus rein humanitären Gründen und sei dann abgedriftet in Israelhass.
Wie dem auch sei - gutheißen kann man das alles nicht und natürlich ist jetzt die Linkspartei gefragt und muss Antworten liefern.
Ich finde aber nicht, dass man das und das von mir geschilderte Problem inhaltlich gleichsetzen kann. Und da wären wir wieder beim Thema: Wieso muss das Thema "Israelhass unter Linken" aufkommen, wenn man über Rassismus >in< Deutschland spricht? Fühlt man sich jetzt als Vertreter der Rassisten nach dem Motto "ist zwar nicht gut, was die machen, aber mich plagt mein Gewissen zu sehr, wenn ich das alles zu ernst nehme und deshalb fordere ich ausgleichende Berichterstattung über andere Probleme, wenn auch nicht innerhalb Deutschlands"?
Das erinnert alles ein bisschen an die USA der 50er und 60er Jahre. Als dort immer kritischere Berichte zum Thema Segregation aufkamen, wurde im Gegenzug von rechten Parteien/Gruppierungen quasi als "moralischer Ausgleich" immer häufiger auf Probleme mit US-Kommunisten und Landesverrätern verwiesen. Ganz nach dem Motto: "Mag sein, dass wir die Neger nicht mögen, aber schlimmer als die ganzen Rassisten sind doch die Kommis, die mit dem Russen sympathisieren!" ^^ Aber was zur Hölle hatte das eine mit dem anderen zu tun?
Warum brauchte man Jagd auf Kommunisten als Reaktion auf Segregation und die Freiheitsbewegung der Afroamerikaner?
Wo ist das Problem dabei, sich ganz souverän und ohne jegliche Schuldgefühle zuzugestehen, dass es Alltagsrassismus in Deutschland gibt und folglich noch vieles am gesellschaftlichen Miteinander hier verbessert werden kann? Als Seelenbalsam kann man sich ja jederzeit wieder bewusst machen, dass Deutschland grundsätzlich vergleichsweise menschenfreundlich ist und es viele Länder gibt, in denen Dunkelhäutige nicht so gut behandelt werden.