Noch ein paar Gedanken zur Keychron Q8, zunächst zum "tape-mod out of the box". Umgesetzt wird er durch ein grün-graues Papier, es ist vollflächig selbstklebend und dicker als übliches Kreppband, deshalb steht es am Rand des PCB etwas ab durch die Höhe der hotswap-sockets. Obwohl der Switch oben rechts, wo sich der Encoder befinden würde, ausgelassen wurde, hat das tape eine deutliche Wirkung, so hat es mir der Tipptest ohne tape gezeigt. Ich sehe keinen Grund, das mitgelieferte Papier durch Kreppband zu ersetzen. Durch die Form des PCB wäre das ein nicht unerheblicher Aufwand und es ist kein Platz da, um das Kreppband am Rand des PCB umzuschlagen, da würde es den gaskets in die Quere kommen.
Das Flachbandkabel, das PCB und daughter-board verbindet, ist viel zu lang, lässt sich aber gut lösen und erweckt den den Eindruck, als würde es das ein paar Mal überleben wollen. Auf dem daughter-board ist nichts weiter als der USB-C-Port und der OS-Switch, dessen Plastikeinsatz ich herausgenommen habe, um ihn nicht versehentlich zu betätigen, so wie es mir
damals bei der Keychron K6 mehrmals passierte.
Beim Bedrucken des PCB gab man sich viel Mühe, ein QMK- und ein VIA-Logo sowie die Ankündigung weiterer Boards. Die hot-swap-sockets sind von Gateron, vergleichen mit Kailh kann ich nicht, es ließen sich aber alle Switches einsetzen ohne einen Pin zu ruinieren.
Anfangs gaben die rechts gelegenen Tasten in der bottom-row ein quietschendes, schmatzendes Geräusch von sich, beim Zerlegen zeigte sich, dass ein gasket fehlt. Dieses noch eingelegt, ließ das Geräusch verschwinden. Festgeklebt hab' ich es nicht, die steel-plate klingt sowieso wie zu erwarten fürchterlich und kommt raus, um Platz für eine fr4-Platte zu schaffen. Die gaskets liegen bei und müssen selbst geklebt werden. Ebenso die stand-offs, die bei der Stahlplatte aufgeschweißt sind, muss man auf fr4 selbst festschrauben. Ist das gleiche System wie bei den stand-offs für's Mainboard, zusätzlich eine Mutter auf der Unterseite. Die Ausschnitte passen, keine Arbeit mit der Feile notwendig.
Spinnt das PCB mal rum, kann es mit dem Reset-Switch auf der Oberseite (ja, richtig gelesen!) zurückgesetzt werden - der Taster befindet sich unter der 2.75u space rechts. Hurra, endlich mal ein Board, wo der Knopf sinnvoll positioniert wurde! 🥳 Apropos Leertasten, da muss ich eine Lanze für den MrMukeMukem brechen, gleich vier Space-Tasten zu haben ist wirklich cool, da lässt sich eine ganze Menge unterbringen, auch meine geliebte Menu-/RApp-Taste. So stört es mich gar nicht, dass zwischen space und Pfeiltasten nur ein Modifier liegt.
Was das flexing betrifft, bin ich tbh ein wenig enttäuscht, da hätte ich mir etwas mehr erwartet - einige Boards, die hier stehen, ob G80-1800, NCR80 oder aber XD96, flexen mehr, obwohl es nur technisch so einfache PCB-mounts sind, mit so großer Wirkung und für mich im Tippgefühl unübertroffen. Die andere Seite der Medaille ist der Sound. In der Disziplin ist der gasket-mount einfach überlegen und stellt tray ganz klar in den Schatten! Das wurde mir vor allem in dem Moment klar, als ich mit acht gaskets anfing (sehr spaßig die zu kleben übrigens!) und dann an der Vorderkante noch zwei nachgeklebt hatte, was sich vor allem auf die Leertasten positiv ausgewirkt hat.
Die Kailh BOX Dark Yellow erscheinen die angegebenen 70g tatsächlich zu haben, der Kraftaufwand liegt irgendwo zwischen MX Black (60g) und den 80g eines MX Linear Grey. Die Switches sind schön smooth, geben einen schön dumpfen Ton von sich und lassen Licht durch, ohne die Farbe zu verfälschen, insgesamt die richtige Wahl gewesen. Auch die BOX Ancient Grey gefallen mir, sind aber gefühlt nicht deutlich schwerer als MX Linear Grey. Die 100g kaufe ich denen nicht ganz ab.
Auch wenn ich die bottom-row vermutlich noch mal neu belegen werde, gefällt mir das Alice-Layout extrem gut und die Q8 ist eine gelungene Tastatur, die ich ohne große Bedenken weiterempfehlen kann. Die fr4-plate ist allerdings verpflichtend mitzubestellen.
So, wenn schon hot-swap, denn schon muss ich das Ding auch als Switch-Tester missbrauchen und einige Kandidaten testen, die als Einzelstück noch so herumliegen. Links die tactile-gang, die wirklich extrem tactile ist und noch einige Linears:
Die Tippgeräusche hab' ich aufgezeichnet, um genau zu sein mit vier unterschiedlichen Mikrofonen, die aber alle zu billig sind, um den Ton auch nur ansatzweise realistisch wiederzugeben, deshalb werde ich keine davon hier veröffentlichen - besser in ein paar Worten, v.l.n.r.:
Gazzew Boba U4: Super leise, beinahe auf dem Niveau des Bobagum, extrem taktil, mir zu sehr für den Alltag.
Gazzew Boba U4 Black: Gleiches Tippgefühl, nur im Kleid eines MX Black, für unsere Schwarzliebhaber.
Gazzew Boba U4 RGB: Auch der fühlt sich für mich absolut gleich an, Streuung ist wohl gering. Beste Ausleuchtung im Testfeld.
Gazzew Boba U4T: Der lauteste Switch, beinahe auf clicky-Niveau, CLACKY CLACK in höchsten Tönen, auch beim upstroke - thocky ist für mich etwas Anderes.
kbdfans x Mito Laseron: Auch relativ laut, aber deutlich dumpfer und unaufdringlicher. Guter Switch, wer keinen Bock auf Modding hat.
Gateron CJ: Auch mittlere Tonhöhe, aber leiser als der Laser und ein unglaublich smoothes Einzelstück, leider. Davon 80 Stück, bitte.
C³EQUALZ x TKC Tangerines: 62g vs. 67g ist - wenn man es drauf anlegt - gering fühlbar, einen hörbaren Unterschied gibt es nicht. Klingt dem Laseron ähnlich.
Gateron Milky Yellow: Eine echte Überraschung - den würde ich auf fr4 als "thocky" bezeichnen! Zwar laut, aber sehr dumpfer, "edler" Klang - definitiv empfehlenswert!
Gazzew Bobagum (RGB): Sehr, wirklich sehr leise, beinahe auf dem Niveau einer Rubberdome. Unaufregend, aber Familien- und Kollegen-kompatibel.
Durock POM: bottom-out fast so schön wie beim Milky Yellow, leider nervige Nebengeräusche beim upstroke - hat Potential, erfordert aber Nacharbeit.
Jetzt rüste ich wieder um auf Dark Yellow und Ancient Grey, bis hoffentlich irgendwann Banana Splits irgendwo verfügbar sind, die will ich schon seit einer kleinen Ewigkeit testen.