2010 herrschte eitel Sonnenschein im PS3-Land: Die Verkäufe zogen an, exklusive Titel wie Heavy Rain begeisterten Kritiker weltweit und mit der raschen Move-Veröffentlichung kam man Microsofts Kinect am Markt zuvor. Doch die Hochstimmung könnte sich bald eintrüben.
Dafür verantwortlich sind vor allem zwei Besorgnis erregende Entwicklungen an der Hardware-Front, die Sony in naher Zukunft vor nicht unerhebliche Probleme stellen könnten: Zum einen scheint die eierlegende HD-Wollmilchsau PS3 ihre Dominanz als Blu-ray-Player zu verlieren. Zum anderen gefährdet die noch immer nicht ausgestandene Jailbreak-Krise die Absatzzahlen für teuer entwickelte Originalspiele und somit die finanzielle Grundlage für zukünftige Neuentwicklungen.
War die PS3 nämlich lange Zeit eine attraktive und preiswerte Alternative für potentielle Käufer von Blu-ray-Playern, so hat sich dies laut einer Meldung von destructoid.com in den letzten sechs Monaten drastisch geändert. Besaßen früher von drei Blu-ray-Nutzern zwei eine PS3 und nur einer einen Standard-Player, so hat sich dieses Verhältnis laut einer aktuellen Studie des Home Media Magazines mit 47 zu 45 Prozent mittlerweile nahezu ausgeglichen. Dieser Marktverlust ist auf sinkende Preise der Stand-Alone-Geräte zurückzuführen und könnte in Zukunft eines der ehemals wichtigsten Verkaufsargumente der PS3 drastisch abschwächen.
Fast wie perfektes Timing scheint es da, dass der seit etwa zwei Monaten erhältliche PSJailbreak-USB-Dongle die Konsole für Raubkopierer und Homebrew-Entwickler interessant macht. Die alte Rechnung aus den Tagen der ersten PlayStation: Gratis-Spiele = bestverkaufteste Konsole ihrer Generation, wird an dieser Stelle allerdings kaum aufgehen. Mit einer in Form der Xbox 360 bereits etablierten Konkurrenz, die zwar auch mit Raubkopien zu kämpfen hat, aber eine wesentlich entwicklerfreundlichere Hardwarearchitektur aufweist, könnten Dritthersteller in Zukunft verstärkt auf Microsoft-exklusive Entwicklungen für PC und Xbox setzen und die vergleichsweise komplizierte PS3 ignorieren. Bislang belohnte die Sony-Konsole den Mehraufwand in der Entwicklung mit garantiert soliden Software-Verkaufszahlen, die nicht durch illegal verbreitete Raubkopien verwässert wurden. Fällt diese Garantie weg, könnte Sony bald in Verhandlungsnot mit Activision-Blizzard, EA und Co. kommen.
Dass dem PS3-Konzern die Problematik bewusst ist, zeigt die Vehemenz, mit der Sony gegen Jailbreak vorgeht. Die im Firmware-Update 3.42 enthaltene Reparatur der Sicherheitslücke, die der Jailbreak-Hack ausnutzt war der Anfang, nun folgen juristische Schritte gegen die Hacker selbst. Dabei versucht Sony nicht nur die Urheber des Hacks zur Rechenschaft zu ziehen. Auch der Verkauf des Jailbreak-USB-Sticks in Australien und Asien ist laut Medienberichten seit letzter Woche ebenso strafbar, wie die Veröffentlichung von Anleitungen zur Deaktivierung des PS3-Kopierschutzes.
Ob diese Maßnahmen den gewünschten Erfolg haben, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Zu hoffen bleibt, dass der Konzern neben berechtigten Restriktions-Maßnahmen zum Schutz seines Eigentums auch positive Kaufanreize schafft, um potentielle Kunden gar nicht erst ins Raubkopierer-Lager zu treiben. Eine faire Preis-Leistungs-Politik, attraktive Online-Angebote und eine wertige Aufmachung physischer Datenträger sind auf Dauer die besten Garanten für Sonnenscheinstimmung bei Herstellern und Kunden