S.T.A.L.K.E.R.: Call of Pripyat (Preview)
So sieht S.T.A.L.K.E.R.: Call of Pripyat aus
Einer geht noch: Zum dritten Mal lädt GSC Gameworld in die strahlenverseuchte Zone. Diesmal immerhin mit sinnvollen Verbesserungen. Zuletzt hatten die Entwickler mit S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky bewiesen, wie man es nicht machen sollte: Ein halbgares Fraktionssystem, ständige Massenkämpfe und reichlich technische Mängel traten dem Spielspaß mit Anlauf in die Weichteile. Für Call of Pripyat besinnen sich die smarten Ukrainer daher wieder aufalte Stärken. Das Spiel ist eine eigenständig lauffähige Erweiterung zu Shadow of Chernobyl, dem ersten Teil der Reihe. Die Handlung setzt einige Tage nach dem Ende des Vorgängers ein und wird durch die Augen eines neuen Helden erzählt: Alexander Degtyarev, ein Agent, der für das Militär den Aufrag übernommen hat, in der strahlenverseuchten Zone nach fünf abgestürzten Helikoptern zu suchen. Und natürlich geht dabei jede Menge schief.
STRAHLEND SCHÖN
Wie in den Vorgängern erwartet den Spieler eine glaubhafte Spielwelt, in der viele reale Orte akribisch nachgebaut wurden, darunter die Stadt Pripyat, die Yanov-Bahnstation, die Jupiter-Fabrik und die Stadt Kopachi. Man wird also reichlich neues Terrain erforschen. Und obwohl die Entwickler diesmal keine Updates an der Grafik-Engine X-Ray 1.6 vornehmen, ist die Optik immer noch vorzüglich: Hohe Weitsicht, realistische Texturen und fabelhafte Lichteffekte zeichneten schon die beiden Vorgänger aus. Das grundlegende Spielprinzip ändert sich natürlich nicht, es soll sich aber wieder stärker am ersten Teil orientieren. So gibt es beispielsweise kein dynamisches Fraktionssystem mehr, sondern nur noch drei Gruppierungen: die Wächter, die Freiheit und die Banditen. Für jede Seite kann der Spieler Aufgaben erfüllen, das bringt ihm Ansehen, Belohnungen und neue Handelsoptionen. Die langweiligen zufallsgenerierten Aufträge aus den Vorgängern sind dabei gottlob Geschichte, denn diesmal designen die Entwickler rund 70 Nebenquests von Hand.
NACHGEBESSERT
Die NPC-Stalker haben neue Verhaltensmuster. Sie begeben sich tagsüber auf die Suche nach Artefakten, während sie sich nachts meistens aufs Ohr legen. Auch der Protagonist selbst kann nun schlafen, etwa um so die quälend lange Zeit bis zum Morgengrauen zu überbrücken. Allerdings werden manche Missionen nur nachts angeboten – solche Aufträge sind besonders gefährlich, denn einige Monster sind tagsüber zwar inaktiv, doch dafür im Dunkeln umso härter drauf. Das Kampfverhalten der Bestien will GSC überarbeiten, außerdem stoßen mit Chimera und Burer auch zwei neue Ekelpakete hinzu. Um sich zur Wehr zu setzen, braucht der Held natürlich passende Ausrüstung. Schutzkleidung und Helme sind nun voneinander getrennte Objekte und können separat angelegt werden. Auch das aus Clear Sky bekannte Upgrade-System für Waffen ist wieder mit dabei, allerdings in abgeänderter Form. Damit man sich dabei nicht die Finger bricht, wurde das Inventar ein wenig überarbeitet. Beispielsweise gibt es nun vier Quick-Slots, die sich flexibel mit Gegenständen bestücken lassen.
OB DAS WOHL GUT GEHT?
Die Einsicht der Entwickler scheint lobenswert, doch ein paar Dinge bereiten uns Sorgen. Da sind etwa wieder die gefährlichen Anomalien, die unsichtbar und überall in der Spielwelt vorkommen. Nur in ihnen kann der Spieler die kostbaren Artefakte finden, mit denen er auch seine Ausrüstung verbessert. Es lässt sich darüber streiten, ob dieses System Spaß oder vielmehr Frust bereitet. Ebenfalls etwas skeptisch stehen wir den Psi-Emissionen gegenüber, wie man sie schon aus Clear Sky kennt. Diese tödlichen Druckwellen können nun jederzeit auftreten, werden also nicht geskriptet ausgelöst. Es gilt dann, in kürzester Zeit einen Unterschlupf zufinden, sonst ist der Held hinüber– und durch den Zufallsfaktor sollte man nun praktisch immer wissen, wo sich die nächste Zuflucht befindet. Ob das Spaß macht? Obendrein verändert jede Emission den Standort der Anomalien und auch die Artefakte darin werden dann „nachgefüllt“. Doch selbst wenn diese Features super funktionieren sollten, werden S.T.A.L.K.E.R.-Fans wohl vor allem auf eines achten: die Bugs. Immerhin litten die beiden Vorgänger, vor allem Clear Sky, merklich an technischen Mängeln. Ob GSC es diesmal wirklich besser macht, wissen wir im Oktober dieses Jahres, falls das Spiel pünktlich erscheint – ein Publisher hat sich nämlich bislang noch nicht gefunden.
(Autor: Felix Schütz)
Quelle:
PCAction