So, hier nun endlich mein *kleines*
REVIEW DER MTRON SSD PRO 7500 (7535-32).
Synthetische Benches zu dem Drive gabs ja schon eine paar, daher moechte ich mich an dieser Stelle vor allem auf ein paar praxisnahe Werte aus dem
Alltag konzentrieren. Die Werte der synthetischen Benches decken sich jedoch sehr gut mit denen aus AristoChats Review (
http://aristochat.l-tech.info/index.html), an der einen oder anderen Stelle springen bei mir sogar ein paar mehr MB/s raus.
System & Allgemeines
# Hardware #
- Intel C2D E8500
- Gigabyte X38-DS5 F7c
- 2x1GiB Patriot PC6400
- Leadtek GF8800GTX
- SB AudigySE
- LG Flatron L226WTQ-SD (1680x1050)
# Hard Drives #
- HDD: Seagate Barracuda 7200.10 ST3250410AS (3.AAC) (250GB)
- SSD: MTron 7535-32 (0.18R1H3)
# OS #
- WinXP Pro 32bit SP2
- Ubuntu 8.04.1 (2.6.24-19) 32bit
# Benchmarks #
- HDTach
- HDTune
- Atto
- hdparm
# Allgemeines #
Das komplette System lief waehrend der Tests auf Standardtakt und Standardspannungen.
Beide Platten wurden am ICH9R betrieben. Da ich den Trick mit der nachtraeglichen Aktivierung von AHCI unter XP (
http://forums.pcper.com/showthread.php?t=444831) erst spaeter erfahren habe, sind die Tests unter WinXP alle
ohne AHCI gelaufen.
Auf den Platten werden folgenden Filesysteme verwendet:
- WinXP: NTFS (Standard)
- Ubuntu: SSD mit ext2, HDD mit ext3
Die SSD wurde in zwei gleichgrosse Partitionen unterteilt, die jeweils das System und Anwendungen beherbergen. Die
/swap unter Linux wurde auf die HDD ausgelagert,
trackerd wurde deaktiviert. Unter WinXP wurde das
Pagefile (2GB) auf der SSD deaktiviert und ebenfalls auf die HDD verlegt. Weiterhin wurde das
Indexing deaktiviert.
Da ich die Benches der Seagate damals nicht im Write getestet habe, kann ich leider nur mit den Read-Werten dienen. Im folgenden steht
HDD fuer die Seagate Platte,
SSD fuer die MTron.
Benchmark - Ergebnisse
# HDTach 3.0.4.0 #
HDD (short)
- ReadAvg 87.2 MB/s
- Burst 246.9 MB/s
- RanAccess 15.4 ms
- CPU 3%
SSD (short & long)
- ReadAvg 117.3 MB/s
- Burst 125.5 MB/s
- RanAccess 0.1 ms
- CPU 5%
# HDTune #
Hinweis: Die Seagate wurde damals mit HDTune 2.54 gebencht. Alle aktuellen Benches liefen mit der Pro 3.10 Version. Die Unterschiede der Werte fuer die Seagate zwischen den beiden Versionen sind jedoch vernachlaessigbar.
HDD
- ReadMin 53.7 MB/s
- ReadMax 99.6 MB/s
- ReadAvg 83.4 MB/s
- Access 15.1 ms
- Burst 183.5 MB/s
- CPU 2.1%
SSD
- ReadMin 112.1 MB/s
- ReadMax 112.6 MB/s
- ReadAvg 112.5 MB/s
- Access 0.1 ms
- Burst 96.7 MB/s
- CPU 3.5%
- WriteMin 104.2 MB/s
- WriteMax 112.7 MB/s
- WriteAvg 108.2 MB/s
- Access 0.2 ms
- Burst 96.4 MB/s
- CPU 3.4%
# Atto #
Bin ich jetzt zu faul zum aufschreiben, die werte sind jedoch nahezu identisch mit denen aus AristoChats Review.
# hdparm #
An dieser Stelle habe ich ein paar Kombinationen durchprobiert. Zum einen habe ich AHCI aktiviert, zum anderen habe ich unter Linux auch einen anderen
I/O-Scheduler getestet. Standardmaessig verwendet Linux
CFQ, fuer SSDs empfiehlt sich - wie auch die Tests zeigen - auf
NOOP umzustellen. Waehrend CFQ die I/O Requests nach Prozessen in Queues ordnet und dann Zeitfenster fuer den Zugriff vergibt, werden bei NOOP die Anfragen in eine simple, ungeordnete FIFO Queue gepackt.
Um herauszufinden welcher scheduler aktiv ist (sdX - Laufwerksbezeichnung)
Code:
cat /sys/block/sdX/queue/scheduler
und um den Scheduler auf NOOP zu stellen
Code:
echo noop > /sys/block/sdX/queue/scheduler
Hier die Ergebnisse (sda2 = SSD mit ext2, sdb7 = HDD mit ext3), die Werte sind jeweils das arithmetische Mittel aus 3 unabhaengigen runs/sessions:
Code:
hdparm -tT /dev/sda2 7085 MB/s/111.9 MB/s
hdparm -tT /dev/sda2 7048 MB/s/116.7 MB/s *NOOP
hdparm -tT /dev/sda2 7027 MB/s/119.5 MB/s *AHCI
hdparm -tT /dev/sda2 7075 MB/s/122.0 MB/s *NOOP & AHCI
hdparm -tT /dev/sdb7 7042 MB/s/79.2 MB/s
hdparm -tT /dev/sdb7 6974 MB/s/79.2 MB/s *AHCI
AHCI bringt in diesem synthetischen Bench fuer die SSD also eine ganze Menge, der andere Scheduler reisst je nach Einstellungen auch nochmal ein paar MB/s raus.
Nun endlich zu etwas praxisnaeheren Werten.
# Kopieren und Loeschen #
Kopiert habe ich vor allem unter Linux im Terminal mit
cp, Zeitmessung mit
time. Ergebnisse jeweils gemittelt ueber zwei unabhaengige Runs (reboot). Die zwei Tests unter WinXP habe ich mit
TotalCommander 6.51 durchgefuehrt, Zeitnahme mit digitaler Stoppuhr. Zeitangaben in m:s und s. Geloescht wurde mit TotalCommander (->Papierkorb) und mit
Nautilus bzw.
rm.
WinXP
Copy1: Ordner mit Unterordnern, 10.017 Files, 2.48GB
- SSD(ntfs) --> SSD(ntfs) 1:21 (30.6 MB/s)
- HDD(ntfs) --> SSD(ntfs) 1:06 (37.6 MB/s)
- SSD(ntfs) --> HDD(ntfs) 1:14 (33.5 MB/s)
- HDD(ntfs) --> HDD(ntfs) 2:10 (19.1 MB/s)
Copy2: Image file, 535MB
- SSD(ntfs) --> SSD(ntfs) 12.9s (41.5 MB/s)
- HDD(ntfs) --> SSD(ntfs) 6.7s (79.8 MB/s)
- SSD(ntfs) --> HDD(ntfs) 7.0s (76.4 MB/s)
- HDD(ntfs) --> HDD(ntfs) 17.4s (30.7 MB/s)
Loeschen: Ordner mit Unterordnern, 10.017 Files, 2.48GB
- SSD(ntfs) 57s
- HDD(ntfs) 104s
Ubuntu 8.04.1
Copy1: Ordner mit Unterordnern, 10.017 Files, 2.48GB
- HDD(ext3) --> HDD(ext3) 2:12 (18.9 MB/s)
- HDD(ext3) --> HDD(ext3) 2:14 (18.5 MB/s) *AHCI
- HDD(ext3) --> SSD(ntfs) 1:29 (27.9 MB/s)
- HDD(ext3) --> SSD(ntfs) 56.0s (44.2 MB/s) *NOOP
- HDD(ext3) --> SSD(ntfs) 56.5s (43.8 MB/s) *NOOP & AHCI
- HDD(ext3) --> SSD(ext2) 54.9s (45.2 MB/s)
- HDD(ext3) --> SSD(ext2) 54.9s (45.2 MB/s) *AHCI
- HDD(ext3) --> SSD(ext2) 55.9s (44.4 MB/s) *NOOP & AHCI
- SSD(ntfs) --> SSD(ext2) 1:15 (33.1 MB/s)
- SSD(ntfs) --> SSD(ext2) 1:05 (38.1 MB/s) *NOOP
- SSD(ntfs) --> SSD(ext2) 1:13 (34.0 MB/s) *AHCI
- SSD(ntfs) --> SSD(ext2) 1:04 (39.8 MB/s) *NOOP & AHCI
Copy2: Image file, 535MB
- HDD(ext3) --> HDD(ext3) 20.8s (25.7 MB/s) *AHCI
- HDD(ext3) --> SSD(ntfs) 8.1s (66.0 MB/s) *NOOP & AHCI
- HDD(ext3) --> SSD(ext2) 7.9s (67.7 MB/s) *NOOP & AHCI
- SSD(ntfs) --> SSD(ext2) 11.4s (46.9 MB/s)*NOOP & AHCI
- SSD(ext2) --> SSD(ext2) 11.4s (46.9 MB/s)*NOOP & AHCI
Loeschen: Ordner mit Unterordnern, 10.017 Files, 2.48GB
Da kein Trashcan auf SSD vorhanden, Papierkorb-loeschen nur auf HDD.
echtes loeschen des selben Ordners mit
rm -r
- HDD(ext3) 3.9s
- SSD(ext2) 0.4s
Real-life Performance
Nun zu etwas, was fuer viele sicher am interessantesten ist: OS-Bootup time und Startzeiten von Anwendungen. Die Werte sind jeweils wieder Mittelwert aus 3 unabhaengigen Sessions (reboot). Hierbei bezeichnet
boot die Bootzeit vom OS Loader (GRUB) zum Login-Screen und
login die Zeitspanne zwischen Login und einsatzbereitem Desktop;
shtdwn ist - denke ich - selbsterklaerend. Die Zeiten wurden mit einer digitalen Stoppuhr gemessen. WinXP laeuft im klassischen Design, zum Testen ohne Firewall & Virenscanner. Ubuntu laeuft mit proprietaeren NVidia Treibern und Compiz auf normalen Einstellungen.
# Startup #
WinXP
- boot HDD: 21s | SSD: 15s
- login HDD: 24s | SSD: 7s
- shtdwn HDD: 53s | SSD: 11s
Ubuntu 8.04.1
- boot HDD: 26s | SSD: 18s
- login HDD: 18s | SSD: 6s
- shtdwn HDD: 13s | SSD: 11s
# Ladezeiten Anwendungen #
WinXP
- Microcal Origin8 HDD: 4.5s | SSD: 1.2s
- Armed Assault, Mission BloodSweatTears HDD: 57.4s | SSD: 33.5s
- Call of Duty 4 1.7 SP, Load Mission AllGhilliedUp HDD: 29.7s | SSD: 6.1s
- Call of Duty 4 1.7 MP, Load Map Overgrown HDD: 15.0s | SSD: 3.22s
Ubuntu 8.04.1
- Firefox, 5 versch. Tabs HDD: 8s | SSD: 5.6s
- Gimp, 20MB .TIF File HDD: 4.5s | SSD: 2.9s
- Open Office, 13MB .PPT File HDD: 13s | SSD: 5.4s
- LiveTeX, in: .TeX, out: 2.8MB .PDF HDD: 5.3s | SSD: 3.4s
Addendum: Das AHCI-Problem
Viel wurde schon berichtet ueber Probleme mit verschiedenen SSDs und AHCI in Zusammenhang mit unterschiedlichen Controllern oder auch nicht, oder vielleicht lag es ja auch an dem Tannenzapfen, der da gerade auf Honshu einem 82jaehrigen Bauern auf den Kopf gefallen ist. Ich kann nur sagen:
das AHCI Problem besteht.
Die Tatsache, dass WinXP bei aktiviertem AHCI (BIOS) beim Start ohne die entsprechenden Treiber einen Bluescreen produziert, sehe ich gelassen, denn das kann man wie oben erwaehnt nachtraeglich patchen. Was aber viel Schlimmer ist, ist der Fakt, dass bei einem
Systemkaltstart mit aktiviertem AHCI dessen BIOS ca. 45s braucht, um die SSD zu erkennen. Selbst wenn WinXP auf AHCI gepatcht wurde, haengt es beim Startversuch. Dieses Phaenomen tritt jedoch
nicht bei einem Warmstart auf, was ich ziemlich kurios finde. Deshalb hilft beim Rechnerkaltstart nur, zunaechst in NON-AHCI zu starten und zu warten bis die SSD-Erkennung im POST einmal durchgelaufen ist - es muss also kein OS starten - dann sofort mit Affengriff warmstarten, im BIOS AHCI aktivieren und alles ist gut. Das AHCI BIOS braucht dann die ueblichen paar Sekunden fuer den Scan der Laufwerke und die Betriebssysteme starten normal.
Ob man auf AHCI verzichten kann oder nicht muss letztendlich jeder fuer sich entscheiden. Fuer meinen Geschmack sind die Unterschiede in der Praxis zu gering. Ich habe ein paar Boot- und Startzeiten verglichen - die Differenzen liegen im Allgemeinen innerhalb der Standardabweichung. Nichts desto trotz besteht hier
Handlungsbedarf seitens der Hersteller.
Eine Art Fazit
Nachdem ich vor einer Woche die fixe Idee hatte, doch mal zu schauen, was denn SSDs so "bringen", habe ich ein paar Tage lang recherchiert und bin zu dem ernuechternden Ergebnis gekommen, dass es fuer vernuenftige Leistung offensichtlich doch ein SLC Drive sein muss. Die von mir urspruenglich anvisierte OCZ Core (MLC) erwies sich in verschiedenen Praxisberichten im Vergleich mit SLC Laufwerken zwar als recht performant, jedoch schwer gebeutelt von Kinderkrankheiten.
Getreu dem Motto
keine halben Sachen habe ich mich dann bei MemoRight und MTron umgeschaut. Und da die neuen MTrons gerade frisch erschienen, die vergleichbaren MemoRights jedoch schwer verfuegbar und zudem fast 100 Euro teurer waren, fiel meine Wahl auf die MTron 7535-32.
Da ich persoenlich keine Schw***verlaengerung benoetige, halte ich nicht viel von synthetischen Benchmarks. Mich interessieren real-life Anwendungen, denn ich moechte mit dem Rechner arbeiten bzw. spielen. In den Tagen bevor ich die SSD testen konnte, hatte ich als Tagtraum die Vorstellung, dass sich meine Start- und Ladezeiten halbieren wuerden. Nun bin ich von Natur eher Realist, daher habe ich diese Gedanken schnell mit einem Grinsen verworfen.
Umso mehr bin ich aus den Latschen gekippt, als ich festgestellt habe, wieviel Zeitvorteil dieses lustige kleine Solid State Drive tatsaechlich bringt. Zwar ist die zum Vergleich verwendete Seagate Barracuda nicht on-par mit Rasern wie der Velociraptor, aber sie ist dennoch keine langsame Platte.
Ich wuerde es mal so formulieren: wenn mir nicht in absehbarer Zeit die filesystems abschmieren oder die SSD andere ernste "Macken" zeigt, gibt es fuer mich keinen Grund, mein System jemals wieder auf einer HDD zu installieren. Der Rechner reagiert jetzt nahezu instantan auf Mouseclicks, sei es beim Wechseln von Ordnern oder beim Start von Programmen und die Installation von Anwendungen laesst einem neuerdings nichteinmal mehr Zeit zum Kaffeekochen.
Mein einziges "Problem" im Moment ist, dass ich nicht genug Geld habe, um meinem /home Verzeichnis die benoetigten ca. 60GB Speicherplatz ebenfalls als SSD zu goennen. 460 Euro fuer 30GB sind irre viel Geld, aber fuer mich hat sich die Investition in dieses Stueck Zukunft auf jeden Fall gelohnt.
Eine Investition, die endlich das seit Jahren schwaechste Glied in der Datenverarbeitungs-Kette - nein,
nicht den Nutzer - etwas dem Stand der uebrigen Technik anpasst, ohne dass man dabei die Kosten und das Pfeifkonzert eines SAS-Arrays in Kauf nehmen muss.
*Klick* und wech!