Nachdem ja gerade ein wenig die Emotionen hochkommen, wollte ich nur meine 2 Cents dazu geben:
Zum Einen sind Fähigkeiten aus meiner Sicht in erster Linie erlernte Fähigkeiten. Wenn man nicht gerade eine technische oder handwerkliche Ausbildung gemacht hat oder große Erfahrung mit ähnlichen Projekten hat, muss man sich nahezu alles selbst beibringen, da die Fähigkeiten und Kompetenzen die man im Casemodding benötigt nicht unbedingt im Alltag vorhanden sind. So habe ich es zumindest erlebt.
Daher ist es auch nachvollziehbar, dass Menschen sich Dinge vorstellen, die im Kopf wunderbar aussehen und funktionieren und in der Praxis deutlich schwieriger sind, da man den Weg dorthin nicht einschätzen konnte.
Das wäre auch ein Teil der Erklärung für das regelmäßige Auftreten von Teilnehmern, die zwar wollen, aber es irgendwie einfach nicht gebacken bekommen.
Man kann natürlich davon ausgehen, dass hier böse Absicht oder böser Wille vorliegt, und natürlich wäre das Schade und schlecht, aber ich denke, das ist teilweise einfach weitestgehend Überforderung. Kann jedem passieren 🤷
Das Andere sind die finanziellen Mittel: Natürlich wäre es schön, wenn Casemodden mit wenig Geld möglich ist. Aus meiner Sicht ist es das aber nicht, insbesondere als Anfänger (oder auch als etwas Fortgeschrittener) nicht. Projekte kosten Geld, je mehr man plant, umso teurer wird es. Fehler kosten Geld. Und zwar nicht wenig. Kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen, dass der Begriff "Lehrgeld" durchaus wörtlich zu verstehen ist.
Meine Projekte haben meistens den Gegenwert von dem andere Leute komplette Computer kaufen, aber dafür entwickelt man halt auch seine Möglichkeiten und Werkstoffe weiter. Irgendwas bleibt immer Hängen.
Der dritte Faktor ist Zeit: Casemodding kostet an sich unendlich viel Zeit. Und da gehe ich jetzt mal nicht nur von der Tätigkeit der Umsetzung aus, ein (aus meiner Sicht) noch höherer Zeitaufwand ist die Gedankenarbeit, in der man sich mit den Themen auseinandersetzt, Lösungsmöglichkeiten entwickelt, versucht umzusetzen, verwirft, neue Ansätze sucht, YouTube Tutorials anschaut, etc.
Das muss man sich im Vorfeld bewusst machen, und sollte das auch tun, bevor man sich bewirbt.
Der Zeitraum ist kein Luxus, sondern notwendig um gute Projekte herzustellen, da es am Ende auch beim Casemodding nach dem Pareto-Prinzip läuft: Man kann 80% der Arbeit in 20% der Zeit schaffen, aber für die restlichen 20%, die man braucht, damit es etwas wirklich beeindruckendes wird, braucht man nochmal 80% mehr Arbeitszeit und -leistung.
Wenn man ein 80% Projekt anstrebt, ist das okay, aber dann muss man sich keine Illusionen über die zu erwartende Begeisterung machen.
Diese Faktoren sind aus meiner Sicht die immer wiederkehrenden, ausschlaggebenden Gründe, warum manche Projekte einfach nicht so abheben, wie man sich das wünschen würde. Aber es ist leicht, von außen zu meckern und es ins Lächerliche zu ziehen, wenn man es nicht selbst erlebt hat.
Ich will damit die Ergebnisse nicht pauschal verteidigen, ich glaube nur, dass es auch eine feine Eigenschaft ist, höflich zu bleiben, auch wenn einem ein Projekt nicht gefällt. Für die Endbewertung gibt es ja eine Jury.
Und trotzdem finde ich es gut, dass unerfahrenen Moddern auch eine Chance gegeben wird, ich habe auch deutlich kleiner und unfähiger angefangen und musste mich entwickeln. Und bin auch noch nicht fertig damit
Und am Ende belohnt man sich mit einem gelungenen Casemod ja am Meisten selbst, erlebte Selbstwirksamkeit und Begeisterung vor den eigenen Fähigkeiten ist fast unbezahlbar