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Im Gegensatz dazu wurde das Zoomlevel in WT auf historische Werte angepasst, sodass darüber sehr wohl balancing stattfindet.
Inwieweit soll ein Balancing stattfinden, wenn jedes Fahrzeug sein historisches Visier erhält? Das ist doch kein
Balancing?!
Balancing wäre es ohne Frage, wenn etwa die Hellcat ein besseres Visier (als historisch gegeben) erhält, weil es als Panzerjäger sonst weniger geeignet wäre, oder?
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Fahrzeuge, die in der Realität eben sehr gute Optiken hatten, weil die Kanonen entsprechend stark und präzise waren, bekommen entsprechend einen (historisch) größeren zoom. Wenn ich mich recht entsinne haben z.B. alle TDs mit der langen 8,8 (Jagdpanther fällt mir konkret ein) einen historisch höheren zoom.[…]
Ja, der Jagdpanther hatte beispielsweise ein
W.Z.F. 1/4 mit 10×Vergrößerung und 7° Sichtfeld („
Winkelzielfernrorhr für 8,8 cm Panzerjäger 44“).
Darüber hinaus hatten eigentlich alle deutschen Panzer abhängig von ihrer Kanone entsprechende Visier-Einrichtungen. So hatten (glaube ich) alle Panzer mit der Zwölf-Achter-Kanone das
W.Z.F. 2/1
(„
Winkelzielfernrohr für 12,8 cm Panzerjäger 44“) mit 10×Vergrößerung und ebenfalls 7° Sichtfeld für direktes zielen, während die Zielpeilung von 0 – 4.000 m mit der
PzGr 43 und 0 –
8.000 m mit der
SpGr L / 5.0 über ein
S.F.Z. 14Z (
Scherenfernohr 14.Z) stattfand. Diese hatten je nach Panzerart ein
Strichplatte- oder das
Gitternetzplatte-Visier, welches innerhalb des rotierenden Kommandanten-Kuppel untergebracht war (
Quelle: „Jagdtiger – Volume One: The Most Powerful Armoured Fighting Vehicle of World War II: Technical History, Andrew Devey).
Dafür kann man jetzt z.B. mit dem Mausrad die Entfernung im Fadenkreuz einstellen, also wieviel Erhöhung pro Entfernung. Das finde ich sehr komfortabel.
Konnte man schon immer mit der
vollständig realistischen Steuerung, nur jetzt kann man auch das Mausrad belegen.
Es gab (allerdings schon vor einigen Monaten) entsprechende News und auch Posts auf reddit und im Forum dazu - war so wie Bomber-Cockpits und Rauchgranaten ein qol Feature, was sie ausgerollt haben und nach und nach für alle Fahrzeuge gemacht haben / wollten.
Bin mir sicher, dass es dazu Listen gab, wo drin stand, welches Fahrzeug welchen zoom bekommen hat.
Korrekt,
Tabelle von Gaijin.
Excel-Tabelle, finde aber gerade dazu nicht die dazugehörige Ankündigung seitens Gaijin …
@smartcom5
Jain.
Die Hellcat musste zwar nah ran und tat das auch, musste ihre Opfer aber aus der ferne sichten um mit seiner Mobilität die Gegner zu überraschen. Denn für ein Standard 1vs1 war sie ja viel zu dünn gepanzert und nutzte stattdessen seine Geschwindigkeit.
Und was ändert es daran, daß sie es aufgrund ihrer Visiereinrichtungen oft schlicht nicht
konnte?
Nicht
jain, sondern eher ein klares nein.
Die Hellcat war für die direkte Konfrontation natürlich viel zu dünn gepanzert, daß ist korrekt – und das durften auch die Besatzungen erfahren;
»While ordnance tests back in the States concluded the 76mm gun could pierce the frontal armor of a Tiger at ranges up to 2,000 yards, the tests were marred by flaws which underscored the overmatched firepower of the M18. In truth, M18 crews quickly learned that frontal fire at ranges beyond 300 yards would have little effect on the heavy German tanks; at the same time, the Hellcat provided no protection against the high velocity 75mm and 88mm guns of the Panther and Tiger, respectively.«
— „The M18 Hellcat Tank Destroyer“, Army History Foundation
Die
Hellcat wurde keinesfalls als Panzerjäger zur Bekämpfung auf große Distanz eingesetzt – dafür waren die Durchschlagsleistungen der
76 mm gun M1 auch überhaupt nicht ausreichend. Die von Seiten einiger Stellen propagierte Leistung, einen
Tiger I frontal auf bis zu 2.000 Yards (~1,8 Km) zu durchschlagen, waren selbst mit den durchschlagstärksten Munitions-Typen für diese Kanone bestenfalls in's Rechte Licht gerückt um nicht zu sagen übertrieben (High-Velocity Armour-Piercing
M93-Munition → 135 mm Durchschlag auf 1000 m bei 30° Auftreffwinkel). Ihre große Stärke lag im
flankieren. Dort konnte sie das große Potenzial ihrer Agilität und vor allen Dingen
Mo·bi·li·tät durch
Nahkampf-Treffer in die Flanke des Gegners überhaupt erst ausspielen.
Zweitens impliziert die Verwendung einer etwaigen bestimmten Kanone – in diesem Fall die 76 mm M1[A2], wie sie ebenfalls bei dem 76 mm-Shermans Verwendung fand –
in keinem Falle eine Nutzung
gleichwertiger Visiere. So hatten die normalen 75 mm M3-Shermans das
M70F Monoluar Telescopic Sight (fixe 3×-Vergrößerung) und die 76 mm-Shermans standardmäßig das
M71D Monoluar Telescopic Sight als Richtschützen-Visier (13° Sichtfeld/Field of View), welches eine fixe 5×-Vergrößerung hatte. Die
M18 Hellcat wurde hingegen mit dem
M76C-Visier oder dem
M70H Monoluar Telescopic Sight ausgerüstet (
Quelle: TM 9-755 76-mm Gun Motor Carriage M18, „Armored Champion: The Top Tanks of World War II“), welches lediglich eine ebenfalls fixe
3×-Vergrößerung bot – und Zeit ihres Lebens mußte die Besatzung damit klar kommen, da es nie geändert wurde, wahrscheinlich aus Kostengründen.
Drittens waren sich hochrangige Offizielle seitens der U.S.-Administration seinerzeit
sehr wohl um die dürftige Qualität ihrer Visier-Einrichtungen bei U.S.-Panzern bewußt, die zwar nicht derart zu Wünschen übrig ließen, wie etwa jene frühen Visiere der Russen, allerdings auch nicht im Ansatz vergleichbar waren mit denen deutscher Panzer – welche gemeinhin die besten Visiereinrichtungen und folglich die präzisesten Kanonen hatten. Die Visiere amerikanischer Panzer waren nun einmal entsprechend der jeweiligen maximalen Kampfentfernungen (innerhalb derer man noch effektive Wirkungstreffer erzielen konnte) sinnvoll gewählt. Selbst ein
M26 Pershing (Indienststellung Februar '45) hatte beispielsweise erst ein fixes
M71C mit 5×-Vergrößerung und erst im späteren Verlauf wurde ein
M83C-Visier mit variablem, da umschaltbarem Zoom mit 4×- & 8×-Vergrößerung nachgerüstet.
Dem zugrunde liegt und lag folgende schlüssige Logik;
Die 76 mm Shermans (siehe Jumbos) waren im Vergleich mittelmäßig bis gut gepanzert und konnten sich aufgrund dessen (und auch im Hinblick auf das Geschütz) auch ein Gefecht auf größere Distanzen mit dem Gegner liefern → gute Visier-Einrichtungen mit stärkerem/größeren Zoom.
Eine
M18 Hellcat war de facto
ungepanzert und konnte nicht nur vom eigenen .50 MG problemlos durchschlagen werden, sondern selbst eine Bf 109 G-Serie mit ihren MG151/15 mit panzerbrechendem Gurt konnte einer Hellcat auf Distanzen bis zu 750 m frontal gefährlich werden, da durchschlagen – von einem Angriff von oben ganz zu schweigen → weniger stark vergrößernde Visier-Einrichtungen erforderlich.
War und ist alles eine Frage der Kosten.
Nicht ohne Grund findet man über Visiere bei den Amerikanern nicht allzu viel, da so etwas seitens der Historiker ganz gerne unerwähnt bleibt, um das Bild der überlegenen Technik aufrecht zu erhalten. Es gab aber ohne Frage auf seiten der Amerikaner eine »
Optics Crisis«, welche praktisch den gesamten Kriegsverlauf über den Deutschen und später selbst den Russen in Bezug auf die Leistungsfähigkeit der Visiere hinterher rennen mußten.
Für mehr in Bezug auf die chronisch realitätsfernen Wehrbeschaffungsmaßnahmen der U.S. Streitkräfte und was das Ganze mit Inkompetenz, Überheblichkeit und Ignoranz zu tun hat, empfehle ich den Film
„The Pentagon Wars“ als unterhaltsame Feierabendlektüre – der beruht denn auch auf
wahren Begebenheiten (
Wikipedia, engl.,
Youtube, in voller Länge, ebenfalls in engl.).
In diesem Sinne
Smartcom