Den Religionsunterricht in der Oberstufe empfand ich bei uns damals durchaus interessant. Zugegebenermaßen habe ich diesen in der Mittelstufe und später dann nach dem Pflichtjahr wieder abgewählt, war halt ein fauler Schüler.
Glaube in was für einer Ausprägung auch immer ist erst einmal eine bestimmtes Modell, was genau die gleiche Berechtigung besitzt wie eine atheistische Weltsicht. Man sollte sich nur klar machen, wo ich aus welchem Grund welche Schlussfolgerungen ziehen darf, und wo nicht...
Beispiel: Annahme: Es existiert eine Instanz, die allwissend ist.
(1) Dann steht die Aussage <Es gibt mindestens einen Vorgang, dessen Ausgang nicht vorhersagbar ist> im Widerspruch zur Annahme. ACHTUNG: Man sollte hier genau darauf achten, wie man die Begriffe (z.B. Instanz, allwissend, vorhersagbar) definiert!
(2) Daraus folgt Determinismus, denn Determinismus sagt, dass es nur einen möglichen Ausgang gibt. Wählen wir als einzig möglichen Ausgang den, der laut Prädestination eintritt, so unterliegt das Ereignis offenbar einem deterministischem Prozess.
(3) Determinismus erzeugt nun das Fehlen von freiem Willen. Freier Wille bedeutet in seiner gängigen Definition, dass man die freie Entscheidung zwischen mehreren Möglichkeiten besitzt, d.h. dass ein Prozess also verschieden verlaufen kann, je nach dem wie man sich entscheidet. Determinismus sagt, es gibt aber nur genau einen möglichen Ausgang, d.h. es gibt nur eine Möglichkeit, wie man sich entscheiden kann. Dies ist dann aber keine Wahl mehr, sondern nur eine Festlegung auf eine Möglichkeit, auf die man keinen Einfluss hat. Also gibt es keinen freien Willen.
(4) Wir tragen dann keine Verantwortung. Diese kann man nur dann für bestimmte Ereignisse übernehmen, wenn man bewusst auch anders hätte handeln können. Denn sonst ist man "Opfer der Umstände", aber nicht selbst am entsprechenden Vorgang so beteiligt gewesen, dass man was hätte ändern können. Ohne freien Willen kann man aber nicht anders als vorgegeben handeln, trägt also auch keinerlei Verantwortung für das, was passiert.
Jetzt kann man sich natürlich überlegen, ob obige Schlussfolgerung so korrekt ist. Dies hängt im Wesentlichen von der Definition der einzelnen Begriffe ab, aber auch von der Axiomatik des Logikkalküls. Dann kann man sich überlegen, ob diese Annahme für einen ok ist.
Solche und ähnliche Fragestellungen haben wir damals im Unterricht untersucht. Da trainiert man nebenbei auch Fähigkeiten, die man z.B. als Mathematiker beherrschen sollte.