@Woozy: Kann Dir nur viel Kraft wünschen.
Bin jetzt mal Deine Postings durchgegangen und erkenne Vieles wieder. Vor allem die Panik im Kopf, die keiner versteht - und die Schuld bei sich selbst zu suchen. Hab auch mehrere Anläufe gebraucht, bis ich mir Hilfe geholt hab. Bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass das Symptome einer Erkrankung sind. Beispielsweise hat man mir zwei Mal den Strom abgedreht, obwohl ich noch 6.000,00 € auf dem Konto hatte. Mir ist einfach der Papierkack zu viel gewesen. Ich will lieber nicht nachrechnen, wieviel Geld ich vergeudet habe.
Und mit Erkrankungen wie "Depression" oder "generalisierte Ansgststörung" - es kapiert einfach keiner. Die Tipps, die man bekommt, sind ja gut gemeint. "Geh doch mal wieder unter Leute", "Du ziehst Dich doch total zurück" - Im Grunde genommen ist das aber genauso, wie bei einer Erkältung den Ratschlag zu kriegen "Hör doch auf zu husten". Oder bei einem gebrochenen Bein "Humpel doch nicht so".
Nimm alles mit, was Du an Hilfen kriegen kannst. Und besorg Dir eine Diagnose mit Arztbrief. Und (wirklich hilfreich) einen Behinderten-Ausweis. Mit dem ist es auch leichter, an anderweitige Unterstützung zu kommen, beispielsweise sozialpädagogische Hilfe. Nein, da muss man nicht die Hosen runterlassen und wird nicht irgendwie entmündigt. Es gibt Modelle, bei denen man (je nach Verdienstsitution) Zuschüsse beantragen kann, mit denen man freiberufliche SozPäds bezahlt. Vorher wird genau abgeklärt, wobei und wie regelmäßig Du unterstützt werden möchtest. Das Wichtigste bei so einem Modell: Anders als wenn einem verbleibende Freunde beispielsweise dabei unter die Arme greifen, seinen Papierkrieg in den Griff zu bekommen, muss man kein schlechtes Gewissen haben, weil man das Gefühl hat, jemanden auszunutzen oder Bittsteller zu sein. Man bezahlt ja quasi dafür.
Ich kenne Deine Situation nicht, aber mir persönlich hat's sehr geholfen, dass alle zwei Wochen jemand vorbeikommt, mit dem man dies-und-das-und-jenes besprechen kann. Der auch ein Bisschen mit einem schimpft, wenn man irgendwas mal wieder zu lange aufgeschoben hat. Das ist wirklich ein heilsames Stück "Entspannung".
Ebenfalls heilsam, geradezu die Rettung für mich war, meine Selbständigkeit aufzugeben. Außerdem die einzige Möglichkeit, aus meiner privaten KKV rauszukommen, die nicht für Psychotherapie aufgekommen ist. Die Höhe der angefallenen Rechnungen hat mich jedenfalls nicht wirklich glücklich gemacht, sanft ausgedrückt. Nun arbeite ich (inzwischen unbefristet, Juppheidi) in einem gemeinnützigen Betrieb und bin schuldenfrei. Und @work kriege eine Menge mit. Auch von Leuten, die sich - anders als Du - keine Hilfe geholt haben und Ratz-Fatz genauso tief in der Sch..ße gelandet sind wie ich.
Dass einem in so einer Lage Freunde flöten gehen, ist einerseits schade - andererseits ... Sieh's positiv, Freundschaften wollen ja auch gepflegt werden. Ist keine Einbahnstraße, das kostet Kraft, die Du grad sicherlich für Dich selbst gut gebrauchen kannst. Und: Ich schätze, niemand hat einen Pool von 50 Freunden, der einem in jeder Situation die Stange hält. Ist normal, dass da - wenn überhaupt - nur eine Hand voll übrig bleibt. Von den anderen 45 hat ja auch jeder sein Päckchen zu tragen, Arbeit, eigene Familie, andere Freunde denen es grad nicht gut geht. Da sollte man sich (finde ich) nicht drüber ärgern. Mein Helfer-Syndrom von damals schaffe würde ich wohl auch ohne Erkrankung kräftemäßig einfach nicht mehr ausleben können.