Disclaimer:
Bitte diesen Beitrag als Beschreibung verstehen. Nicht als die ultimative Wahrheit. Meine Größe der Stichprobe für diese Schilderung ist: 1
Leider wahr: da sprichwörtlich alles was mit Landwirtschaft zu tun hat subventioniert werden muss, kann die Stärke der Landwirte nicht im wirtschaften liegen.
Ich kann dir berichten von befreundeten Milchbauern:
Ein Milchbauer hat konstant im Minimum eine 50h Woche nur für füttern und melken. Jeden Tag, ohne Urlaub, morgens 3h 7-10, abends 4h 17-21.
Dann ist noch nicht der Trecker getankt, kein Tier krank, nix kaputt, keine Abrechnung gemacht, nix gesät, nix geerntet, nix eingelagert für den Winter.
Im Sommer sind es gern auch Mal 80-100h/Woche.
Eine Kuh gibt 35l/Tag, der Liter gibt 35ct.
Es sind etwa 75 Kühe die Milch geben.
Das sind grobe Zahlen für die Dimension, ich hab keine exakten.
Macht ca 335.000€/Jahr Einnahmen.
Davon gehen ab 3000l Diesel im Monat. Sind 50.000€ weg. Ein Angestellter, wieder 50.000€ Weg. Die Dorfjugend die tageweise im Sommer auf 500€ Basis hilft, wieder 30.000€ weg.
Sind wir bei 200.000€/Jahr. Dann sind Dinge kaputt müssen repariert werden oder in die Werkstatt, Saatgut muss gekauft werden usw.
Dafür hab ich keine Daten, dann geht Steuer runter usw.
Unter dem Strich auf Basis der Gespräche die ich geführt habe bleibt vermutlich ein mittleres Ingenieursgehalt über. Bei 50-100h/Woche Knochenjob. Das muss man erstmal wollen.
In dieser rudimentären Auflistung siehst du, dass Diesel ein großer Batzen ist. Entsprechend groß, da es aktuell keine Alternative gibt, ist der Aufschrei der Bauern.
Der Punkt den ich eigentlich machen wollte:
Wenn aus Artenschutz und ökologischen Gründen Felder stillgelegt werden sollen, senkt das den Ertrag und die Anbaufläche. Dann muss mehr zugekauft werden, das kostet Geld.
Wenn aus den gleichen Gründen Felder kleiner gemacht werden sollen (Blühstreifen für Insekten, Hecken und Büsche für Vögel usw)
geht das auf die Effizienz der Maschinen, kostet Geld.
Und der einzige Weg für den Beispiel Bauern in diesem Beitrag ist mehr Geld einzunehmen. Dazu muss der Erzeugerpreis für Milch hoch oder es muss Subventionen für den Ertragsausfall durch Gesetze geben. Soweit ist es wohl nachvollziehbar.
was mit am verbraucher liegt.
billig, billig, und noch billiger.
Diese Frage habe ich ebenfalls intensiv diskutiert.
Die Antwort ist auf jeden Fall nicht "der Verbraucher". Zumindest nicht aus Bauernsicht, der ebenfalls Einblicke in die Buchhaltung einer Genossenschaftsmolkerei hat.
Der Punkt ist vermutlich viel eher, das Distribution und Einzelhandel einen größeren Anteil Marge an der Milch zwischen 35ct/l und 1€/l Einzelhandelspreis bekommt als ich zumindest erwartet hatte. Die Kohle landet nicht beim Bauern und nicht in der Molkerei. Die Kohle landet im Einzelhandel. Bei Rewe, Aldi, Edeka und Co.
Und als Verbraucher hast du keinen Einfluss. Du kannst kaufen was du willst. Die Kohle landet im Einzelhandel. Egal ob du Bio bei Mondschein gemolken oder 0815 billig Milch kaufst.
Soweit meine Infos aus erster Hand von einem Bauernhof. Mein Wort zum zweiten Weihnachtstag.