THE DARK KNIGHT RISES
Ein Triumph ohnegleichen - ich musste erst mal etwas Zeit vergehen lassen, um alles ein wenig sacken lassen zu koennen.
Der Abschluss der Nolan'schen Batman Trilogie hat es nicht nur geschafft, mich wieder mit der Figur zu versoehnen, nein, erst jetzt ergibt auch alles einen Rahmen und wuerdigen Abschluss.
Viele, auch ich, ja, haben ja bemaengelt, der "realistische Ansatz" nehme Batman alles... ein Mann (gut, ein gutaussehender, superschwerreicher Nichtsnutz), der nachts auf Schurkenjagd geht mit lauter Gadgets, an denen "Q" seine helle Freude haben duerfte, aber muessen Comicfiguren, ja Superhelden, nicht immer auch Maerchen sein, Fantasieprodukte des vielbeschworenen Uebermenschen, dem alles und jedes gelingt, eingebettet in Mystik?
Ja und nein, denn von allen "Superhelden" war Batman schon immer der erdverbundendste, ein Mann mit extremer Beherrschung von Koerper und Geist, der nur in der Sicherheit der Schatten wirklich lebt... und aufleben kann. Aber im Gegensatz zu den meisten Menschen stellt er sich seinen Daemonen und laeuft nicht vor ihnen weg, weil es bequemer ist.
Ich werde jetzt nicht den Filminhalt wiederkauen, zumal den jeder Interessierte schon kennen duerfte, daher nur:
Wenn Batman nach ueber 8 Jahren Zurueckgezogenheit zum ersten Mal wieder wie ein Phoenix aus der Asche die Strassen von Gotham durchpfluegt, dann kann es nur eine Gaensehaut geben.
Eine vielleicht zuweilen plakative Geschichte, die ihre Kritik am "System" nicht immer subtil wieder gibt (und auch gar nicht erst will), reizt einen doch, wohl nicht ganz unbeabsichtigt, zum Nachdenken an... es ist nicht alles Schwarz/Weiss, nein, auch die Antagonisten nicht, es gibt kein "richtiges" oder "falsches" Leben, es gibt nur Ueberzeugungen - Ueberzeugungen, im besten Falle getragen von Werten ( ja ja, ein in Deutschen Landen ueberstrapaziertes Wort), fuer die man einsteht. Fuer die man dann auch noch dann einsteht, wenn alles um dich herum zusammenbricht.
Und dieser Film hat grossartige Momente aufzubieten, besonders einpraegend die letzte, finale Schlacht zwischen der "Anarchie" auf der einen Seite und der "Ordnung" auf der anderen Seite.
Wenn sich diese zwei Seiten treffen, dann nur gestuetzt auf schiere Masse und dem unerschuetterlichen Glauben, trotz aller verloren geglaubter Hoffnung, die richtigen Dinge zu bewirken.
Wenn sich der letzte Rest des Gothamer Polizeikorps in einer Himmelfahrtskommandoaktion ohne scharfe Waffen in geballter Mannformation in Reih und Glied zum entscheidenden Kampf trifft, dann ist man auf der Seite dieser Maenner und Frauen - nicht weil sie der Inbegriff des "Scheissstaats und Systems" sind, sondern weil man realisiert, dass da Menschen sind, die stellvertretend fuer uns alle die Hoffnung nicht aufgegeben haben. Hoffnung ist eine sehr grosse Antriebsfeder. Gaensehautszene, die zweite.
Ich hatte beim Ansehen des o. a. irgendwie die ganze Zeit die Endszenen mit der grossen Irish Men Parade auf New Yorks Strassen aus "State of Grace" mit der unsterblichen Untermalung durch Ennio Morricone vor mir.
Wenn es am Ende nur noch darum geht, die Katastrophe zu verhindern, indem die Bombe nicht gezuendet wird, und alle ueber sich hinaus wachsen, dann steht Gaensehautszene 3 im Raume.
Ich war nach 2 3/4h platt gedrueckt, eine emotionale Achterbahnfahrt - Euphorie und verschwommene Bilderfolgen wechselten sich ab. Wenn mich ein Film, ein banales Unterhaltungsprodukt, so packt, dann hat er alles erreicht, was er erreichen kann.
Keiner der ueblichen Krawallmachersuperheldenfilme (auch wenn die Schauwerte nicht zu kurz kommen), sondern Charaktere mit, doch, doch, Tiefe.
Ich moechte noch zwei Charaktere erwaehnen, die es meiner Meinung nach besonders verdient haben:
Michael Caine als lebenslang loyaler Butler und Wayne'scher Vaterersatz, der seinen Szenen stets eine ganz eigenartige Melancholie zu verleihen weiss - jeder, der selbst auch die nicht immer schoenen Seiten einer "Eltern-Kind-Beziehung" durchlebt hat, wird wissen was ich damit auszudruecken versuche.
Joseph Gordon-Levitt als John Blake - unsere Identifikationsfigur, die als "einfacher" Cop stets integer handelt oder zu handeln versucht, kein ekelerregend fehlerfreier Mensch, sondern mit einem inneren Kompass ausgestattet, welcher ihm erlaubt, die Dinge zu machen, die erforderlich sind. Auch wenn man manchmal der Erste sein muss. Auch wenn man manchmal erst andere Mitmenschen motivieren muss.
"Es gibt kein richtiges Leben im falschen."
"Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Boese."
Diese Zitate Adornos und Nietzsches hatte ich nach dem Ende des Abspanns noch lange in Gedanken.