Mad Max: Fury Road 8.5/10
Aus meiner Sicht ein solider Actionfilm, der trotz eines relativ linearen Handlungsverlaufs keine Langeweile aufkommen lässt. In jeder Phase des Films kommen andere Elemente dazu, die für ausreichend Unterhaltung sorgen.
Die Bilder sind sehr gelungen. Es gibt einige richtig gute Szenen, die wirklich geil geworden sind - Momentaufnahmen, die noch eine Ebene hinzufügen. Sehr untypisch für einen Actionfilm, aber umso authentischer. Die Farben finde ich passend. Das ganze spielt in der Wüste, die Sonne ist nun mal grell. (Man kann sich natürlich über Kontrastverläufe beschweren, wenn man unbedingt den krassen Kritiker bzw. megamäßigen Cineasten raushängen lassen will und händeringend nach Argumenten sucht eine schlechte Wertung geben zu können.)
Der gesamte Film ist relativ frei von Sprache, was mMn der richtige Weg ist. In erster Linie will man was sehen und keine Monologe hören (dafür geht man dann ins Theater). Wortkarg ist Max tatsächlich, aber wer den Film aufmerksam angeschaut hat, wird auch verstehen warum. Ansonsten muss da auch nix groß kommen, weil das was passiert ausreichend mit Bildern dargestellt wird. Grade die Stille und die wenigen Worte unterstreichen die gesamte Atmosphäre ungemein. Man spürt die Hitze, der Fokus der Leute liegt auf Überleben durch Taten und nicht durch Gelaber.
Die ganzen, völlig schrägen WTF-Szenen verstärken das alles umso mehr. Das Mad Max-Universum ist vollkommen durchgeknallt, die Menschen die dort leben sind vollkommen hinüber, die Menschen die dort an der Macht sind, sind vollkommen verrückt und die die sich auflehnen sind auch alle nicht ganz sauber. Es ist eben nichts mehr übrig von dem was man als normal bezeichnen würde, und grade deswegen ist die gesamte Endzeitkultur so wie sie ist: sie gibt Halt und ein Gemeinschaftsgefühl, sorgt für Ordnung dank der Hierarchien und ermöglicht ein einigermaßen zivilisiertes Leben mit einer logischerweise eigenen Moral/Wertevorstellung.
Ich kenne kaum Actionfilme, in denen so viel dahintersteckt, in denen so viel Background (wie das Leben dort funktioniert etc) durch so wenige Bilder vermittelt wird. Die Liebe zum Detail spiegelt sich auch im Design wider. Die Fahrzeuge sind durchdacht, es gibt nichts was quasi nur Deko ist. Alles hat irgendwie eine Funktion, alles wird irgendwie benutzt und hat auch einen sinnvollen Nutzen. Die gesamten Konstruktionen sind rein funktional, zweckorientiert. In dieser Welt ist kein Platz für etwas liebevolles, nur für brachiales. Was wiederum im Kontrast zu den verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen steht, die je nach Charakter sehr verschieden ausgeprägt sind.
Die Ressourcenknappheit ist real und wird auch stets deutlich gemacht. Und man darf hier ruhig unterscheiden zwischen künstlicher und natürlicher Ressourcenknappheit. Ich finde es gibt diesbzgl auch nicht wirklich Logikfehler. Diesen Anspruch hat der Film auch überhaupt nicht, eine realistische post-apokalyptische Welt zu zeigen. Wie soll das überhaupt aussehen? War da schon mal jmd? Woher kommen da diese festgefahrenen Vorstellungen? Die Basis ist die eigene Vorstellungskraft - und so können Drehbuchautor/Regisseur und andere Menschen das auch anders sehen. Reicht das Benzin tatsächlich für die ganze Rumfahrerei und dürfen die das Wasser wirklich so verschwenden? Who gives a flying fuck? Wer solch Kleinigkeiten braucht um den Film madig zu reden, der hat nicht begriffen, worum es in diesem Actionfilm geht.
Und ganz nebenbei gibt es hier und da die eine oder andere (un)gewollte? Anspielung auf andere Filme. Mad Max: Fury Road hat mehr Ebenen als so mancher Film. Mag sein, dass das keinen juckt und mag sein dass das Niveau nicht grade hoch ist, aber George Miller und seine Crew haben hier durchaus was geleistet. Und wer sich darauf einlassen kann, wird auch deutlich mehr sehen als nur Geballer und Explosionen.