So, und nun muss ich aufgrund meines beknackten Mitteilungsbeduerfnis meinen Eindruck zu
"Rocky" mitteilen:
DAS ist ein Liebesfilm! Wirklich! Wahrscheinlich der absolut ALLER-ALLER-ALLERSCHOENSTE, den ich je gesehen habe... ja, ein Mann guckt von sich aus freiwillig keine Liebesfilme, aber ich will versuchen hier zu beschreiben warum ich so denke...
Wir alle kennen Sylvester Stallone als Rocky oder Rambo, als unbezwingbare Kampfmaschine mit Hundeaugenblick und herunterhaengender Gesichtsseite, aber darauf will ich jetzt nicht eingehen, ich will ueber den ersten Rockyfilm sprechen...
Ich wusste schon immer, Sly kann mehr als nur den Abzugsfinger betaetigen, sein markantes Kinn vorstrecken und Oneliner bruellen (ich sage nur Copland, wo er einen halbtauben Provinzbullen spielt, der einer Verschwoerung von City Cops auf die Schliche kommt), doch hier in Rocky, da sieht man keinen Schauspieler, da sieht man einen Menschen mit Gefuehlen wie wir sie alle haben... der echte Stallone war 1976 gerade mal 30 Jahre alt, gegen alle Widerstaende schaffte er es, nicht nur ein Skript zu verkaufen, sondern sich als Hauptdarsteller in Personalunion gleich mit - und ich glaube dies ist es, was man als Amerikanischen Traum kennt...
Sly spielt den nicht ganz so hellen (aber kein Vollidiot) Rocky Balboa, ein junger Bursche der sich mit Gelegenheitsjobs durchschlaegt, in einem heruntergekommenen Boxcenter trainiert und nebenbei ein Auge auf die schuechterne Tierhandlungsangestellte Adrian geworfen hat... was als erstes ins Auge sticht, der, wie gesagt, blutjunge Sly, schon damals mit einer Coolness gesegnet die ihn in den 80ern zeitweise zum bestbezahlten Superstar seiner Kategorie machen sollte... aber darum soll es hier nicht gehen...
Wir sehen also Sly in den trostlosen Arbeitervierteln der ausgehenden 70er Jahre in Pittsburgh, Philadelphia herum streunen, hie und da einen Geldeintreiberjob fuer den lokalen Kredithai ausfuehrend (aber er ist viel zu weich, um jemanden die Daumen zu brechen), nebenbei macht er dem schuechternen Mauerbluemchen Adrian den Hof und trainiert im Boxcenter seines vaeterlichen Freundes Mickey... und laesst sich immer wieder von seinem Kumpel Paulie (Adrians Bruder) aufziehen, endlich etwas aus seinem Leben zu machen...
Aber unser Rocky "kann" nichts, ausser ein gutes Herz haben und boxen... wie es der Zufall (oder war es doch so im Drehbuch?) will, bietet naemlich der offizielle Titeltraeger Apollo Creed (Carl Weathers) einem Nobody die Chance ihm im Ring eine auf die Glocke zu geben - und unser Sly nimmt diese Chance wahr...
Ich glaube, ich trage Eulen nach Athen, wenn ich sage, auch nach ueber 30 Jahren hat dieser Film nichts von seiner Wirkung (insbesondere fuer Erstseher wie mich) verloren... Rocky ist in uns allen, jedermann kann sich mit diesem herzensguten Typen identifzieren, einem Mann der einfachen, direkten Worte... einem Mann, der immer an seine Chance glaubt, nur bisher keine Gelegenheit bekam... einem Mann, der in einer Baracke lebt, in der er sich ruehrend um seine zwei Hausschildkroeten kuemmert...
Sobald Rocky mit dem Training anfaengt - die rohe Eier auf Mixer Austrinkszene! - und dann in seinem endgeilen 70s Trainingsanzug durchs morgendliche Pittsburgh laeuft, dazu im Hintergrund der Ohrwurm
Gonna Fly Now, dann kann man nicht anders als ihn anzufeuern...
Und in der Folgezeit trainiert unser Sly wie ein Berserker, um am Ende dem Grossmaul Apollo den Zeiger von der Rathausuhr zu holen... ja, natuerlich haette ein noch so guter Amateurboxer gegen einen Profischwergewichtler im echten Leben keine Chance, aber ich scheiss' auf die Realitaet!
Wenn mein Sly die Fresse vollgepruegelt bekommt, dann leidet er fuer mich, fuer uns und fuer alle Nobodys dieser Welt mit (ja ja, ich muss zum Psychiater, ist geschenkt!)
Wenn Sly vorm Kampf letzte Zweifel bekommt, wenn er zu sich selbst sagt, er will nicht mehr wie ein Hund angesehen werden, sondern wie ein Mensch... und man spuert foermlich wie sich diese Mischung aus Wut und Verzweiflung ihren Weg ins Herz des geneigten Zuschauer bahnt, dann lebt Film...
Schrieb ich nicht vorhin, Rocky ist ein Liebesfilm? Ja!
Wenn Sly sich der unendlich schuechternen Adrian nach einem abendlichen Spaziergang (die Eislaufszene ist schon verdammt schoen), in seiner Bruchbude zum ersten Kuss naehert... Leute, dann vergisst man einfach, man sieht einen Film... da sind dann zwei Menschen, die die meiste Zeit vom Leben, vom Schicksal auf die Fresse bekommen haben, mit einer unendlichen, bis dahin unterdrueckten Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit... und nein, es kommt nicht zum geilen Gerammele, sondern zum wunderbarsten Filmkuss den ich je sah...