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Wenn der Vergleich zwischen watchOS und den drei anderen relevanten Smartwatch-Plattformen eines zeigt, dann ist es die geschickte Abschottung seitens Apple, die zunächst gar nicht in diesem Umfang wahrgenommen wird. Wirkte die Freigabe der zwingend erforderlichen Companion-Apps für Tizen und Android Wear respektive Wear OS für zumindest etwas Erstaunen, macht sich im Alltag schnell viel Ernüchterung breit. Geschickt platzierte Hürden sorgen dafür, das vieles schlechter als in Verbindung mit einem Android-Smartphone läuft, einiges sogar gar nicht. Das klare Signal aus Cupertino: „Du willst eine Smartwatch? Dann kauf gefälligst eine von uns!"
Dass es zwischen watchOS auf der einen und Tizen sowie Wear OS auf der anderen Seite so große funktionelle Unterschiede gibt, liegt allerdings nicht ausschließlich an Apple. Denn Samsung zeigt, dass so manche Hürde dann eben doch umgangen werden kann, wenn man nur genügend Zeit in die Entwicklung investiert; nicht ohne Grund wurde die Unterstützung des iPhones mehrfach verschoben. Die Südkoreaner haben sich allerdings ebenso wie Google auch eigene Probleme in ihren Lösungen programmiert. So fällt der App-Umfang für Tizen unter iOS deutlich geringer als unter Android aus, da Samsung Apple nicht an den Umsätzen verkaufte Apps beteiligen muss. Google hingegen will nicht, dass innerhalb der iOS-Companion-App der gleiche Komfort wie im Android-Pendant geboten wird. Wäre es möglich, die Stärken beider Plattformen zu kombinieren, müsste Apple sich mit einem nahezu ebenbürtigen Konkurrenten für seine Apple Watch auseinandersetzen.
Ein Versuch, den Hybrid-Uhren gar nicht erst starten. Hier geht es nicht darum, den Funktionsumfang einer reinrassigen Smartwatch in analoge Form zu pressen, sondern eine klassische Uhr smarter zu gestalten. Auf den ersten Blick wirkt dieses Konzept nahezu chancenlos: kein großes Display für die Anzeige von eingegangenen Nachrichten, keine Möglichkeit zur Installation von weiteren Apps und somit auch kein Ausbau des Funktionsumfangs. Nüchtern betrachtet spielt das aber nur eine kleine Rolle. Denn was bringt das Anzeigen einer WhatsApp-Nachricht auf dem Uhrendisplay, wenn für die Antwort eh zum Smartphone gegriffen werden muss? Ähnlich sieht es bei Apps aus: Was nicht angeboten wird, kann auch nicht installiert werden. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Modellen nirgends so groß wie im Hybrid-Lager.
Entsprechend fällt das Fazit recht eindeutig aus. Wer seine Apple Watch in der Vergangenheit in vielfacher Weise genutzt hat, muss nahezu zwangsläufig erneut bei Apple kaufen. Gleiches gilt für diejenigen, die ihre Apple Watch auch für das Protokollieren sportlicher Aktivitäten genutzt haben. Zwar verstehen sich auch Tizen und Wear OS je nach konkret genutzter Uhr auf das Sammeln, der Export an Apple Health ist aber gar nicht oder nur auf Umwegen möglich. Wer hingegen für Antworten und Telefonate eher zum iPhone gegriffen hat oder greifen würde, dürfte auch mit einer der Alternativen glücklich werden. In Summe dürfte Wear OS dabei jedoch die schlechteste Wahl sein, was zunächst überraschen mag. Der Mangel an verfügbaren Apps egalisiert den grundsätzlichen Vorteil der nachträglichen Installation von Programmen und Funktionen. Davon hängt aber auch ab, ob auf Benachrichtigungen direkt oder nur auf dem Handy reagiert werden kann.
watchOS | Hybrid | Tizen | Wear OS | |
---|---|---|---|---|
Telefonate führen | ja | nein¹ | ja | nein¹ |
Anzeigen von Benachrichtigungen | ja | ja² | ja | ja |
Reagieren auf Benachrichtigungen | ja | nein | nein | ja³ |
Installation von Apps | ja | nein | ja? | ja? |
Export an Apple Health | ja | ja? | nein | ja? |
1: Annehmen von Gesprächen möglich; 2: Einschränkungen sind möglich; 3: Installation entsprechender App ist Voraussetzung; 4: App-Angebot geringer als unter Android; 5: modellabhängig; 6: Umweg über weitere Apps/Dienste erforderlich |
Somit bleiben Tizen und Hybrid-Uhren übrig. Beide Plattformen unterscheiden sich deutlich dank ganz eigener Vor- und Nachteile und weichen auch preislich voneinander ab. Für die im Test berücksichtigte Samsung Gear S3 frontier müssen etwa 260 Euro eingeplant werden, ähnlich teuer ist das Schwestermodell Gear S3 classic. Mit 240 Euro ist die ebenfalls kompatible Gear Sport etwas günstiger. Hybrid-Smartwatches sind hingegen schon für weniger als 100 Euro erhältlich, können allerdings auch 200 Euro und mehr kosten - hier spielen vor allem die verwendeten Materialien und der Funktionsumfang eine Rolle. Allerdings ist selbst die Garmin vivomove HR je nach Variante bereits für etwa 150 Euro zu haben. Noch größer fallen die Unterschiede bei Wear OS aus. Die günstigsten Modelle starten bei etwa 100 Euro, nach oben gibt es dank verschiedener Luxusmarken kaum eine Grenze. Wer zur Apple Watch greifen will, muss mindestens 250 Euro für die Series 1 einplanen. Die aktuelle Generation, Series 3, startet bei etwa 350 Euro, kann je nach Gehäusegröße und Armband aber auch 800 Euro und mehr kosten.
Sportler sollten beachten, dass es derzeit keine Uhr auf Basis der vier berücksichtigten Plattformen gibt, die tatsächlich für das Schwimmen oder gar Tauchen geeignet ist. Zwar werden unter anderem die Samsung Gear Sport und Apple Watch Series 3 als schwimmtauglich beworben, die angegebene Dichtigkeitkeit 5 ATM ist dafür allerdings offiziell nicht ausgelegt.