Werbung
Wie Motorola sich ein Aushängeschild vorstellt, zeigt die Moto-X-Reihe. Vor gut zwei Jahren gestartet, konnten sowohl die erste als auch die zweite Generation Käufer mit so manchem Alleinstellungsmerkmal locken. Doch anstatt sich auf die bewährte Strategie zu verlassen, wagt man im dritten Jahr eine Kursänderung, die im Falle des Moto X Play nicht überzeugen konnte. Wird das Moto X Style seinem Namen eher gerecht?
Genau dieser wurde dem Schwestermodell zum Verhängnis, nicht ohne Grund attestierten wir dem Smartphone im Test einen Täuschungsversuch. Denn aufgrund von Ausstattung und Leistung wäre Moto G XL eher angebracht gewesen, mit der Oberklasse hat das Moto X Play kaum etwas zu tun. Beim Moto X Style, soviel kann schon verraten werden, sieht es gänzlich anders aus, wie schon der erste Vergleich mit dem direkten Vorgänger zeigt.
Ausreichend viel Leistung
Denn Motorola setzt erneut auch eine fast vollständige und vor allem aktuelle Ausstattung, beweist dabei aber auch Fingerspitzengefühl. Wie auch schon LG beim G4 vertraut man auf den vermeintlich schwächeren Snapdragon 808 anstelle des Snapdragon 810. Dessen Hitzeprobleme sind mittlerweile bekannt, auch Qualcomm macht kein großes Geheimnis mehr daraus. Zwar ist das kleinere Modell in den meisten Benchmarks unterlegen, im Alltag erlebt der Nutzer jedoch keinen Nachteil. Denn auch der Snapdragon 808 erreicht mit seinen insgesamt sechs CPU-Kernen (vier Cortex-A53 mit bis zu 1,4 GHz, zwei Cortex-A57 mit bis zu 1,8 GHz) sowie der Adreno 418 ein mehr als ausreichend hohes Niveau.
In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies: Rund 19.300 Punkte im 3DMark (Ice Storm Unlimited), fast 50.000 Punkte in AnTuTu sowie annähernd 6.000 Punkte im PCMark; damit bewegt sich das Smartphone in allen Tests im oberen Viertel. Auffällig ist, dass das G4 in fast allen Fällen überboten wird. Grund hierfür könnte dessen kleineres Gehäuse sein, in dem die maximalen Taktraten aufgrund der Wärmeentwicklung und –abfuhr nicht so lange wie im Moto X Style gehalten werden können.
Keine Überraschung ist es angesichts der Zahlen, dass auch die leistungshungrigsten Applikationen kein Problem darstellen. Einzig etwas längere Ladezeiten fielen hier und da auf, waren jedoch nicht reproduzierbar. Dass die Oberfläche hingegen flüssig dargestellt wird, liegt auch am Verzicht auf Veränderungen – Motorola setzt auch hier auf ein nacktes Android.
Alles mit dabei
Eine Kehrtwende vollzogen hat Motorola beim Speicherausbau. Denn musste das Moto X im vergangenen Jahr ohne microSD-Slot und somit entweder mit 16 oder 32 GB internem Speicher auskommen, kann beim Moto X Style problemlos zur Speicherkarte gegriffen werden. Zudem wird auch ein Modell mit fest verbauten 64 GB angeboten.
Weniger getan hat sich hingegen hinsichtlich der weiteren Ausstattung. Der Arbeitsspeicher hat von 2 auf 3 GB zugelegt, aus Bluetooth 4.0 wurde 4.1 und das LTE-Modem erreicht nun 300 statt 150 Mbit pro Sekunde im Downstream. Am WLAN (802.11ac) hat sich nichts verändert, ebenso nicht an den guten Telefonie- und Übertragungseigenschaften. Sowohl per LTE als auch WLAN wurden die Verbindungen zuverlässig gehalten, bei Gesprächen profitiert man vom guten Lautsprecher sowie der überzeugenden Unterdrückung störender Nebengeräusche. Wer die Freisprechfunktion oder Musik ohne Kopfhörer hören will: Die Stereo-Lausprecher auf der Front erreichen eine überdurchschnitliche Qualität.
NFC ist erneut mit an Bord, USB Typ-C fehlt hingegen ebenso wie eine Dual-SIM-Funktion.
Groß, hell, scharf, blau
Den im direkten Vergleich beider Generationen auffälligsten Unterschied gibt es beim Display. Denn erneut setzt Motorola auf Wachstum. Nach 4,7 Zoll im Jahr 2013 und zuletzt 5,2 Zoll bringt es das Moto X Style auf 5,7 Zoll. Den Sprung hat man zum Anlass für grundlegende Veränderungen genommen.
Statt AMOLED kommt nun IPS zum Einsatz, aus Full HD wurden 2.560 x 1.440 Pixel. Damit hat man in Sachen Schärfe zum G4 und Galaxy S6 edge+ aufgeschlossen, 520 ppi sind über jeden Zweifel erhaben – weniger würde im Alltag aber nicht auffallen.
Leider kann die Anzeige aber nicht in allen Bereichen überzeugende Werte bieten. Während sie mit 523 cd/m² in der Spitze erfreulich hell ausfällt, ist ein klarer Blaustich nicht zu übersehen, rund 7.400 Kelvin sind schlecht. Eine 2- verdient der Kontrast, der bei 1.132:1 liegt.
Kein Durchhaltevermögen
Der Sprung, den man beim Akku gemacht hat, wirkt zunächst gewaltig – aus 2.300 wurden 3.000 mAh. Berücksichtigt man aber, dass das neue Display aufgrund der Größe und Auflösung mehr Energie benötigt, sinken die Erwartungen wieder. Tatsächlich schneidet das Moto X Style in puncto Laufzeiten nicht gut ab. Im Video-Test mit einer Helligkeit von 200 cd/m² erreicht das Gerät lediglich sechseinhalb Stunden und damit rund eine halbe Stunde weniger als der Vorgänger. Nicht besser sieht es im PCMark-Durchlauf aus: Hier reicht eine Ladung für knapp fünfeinhalb Stunden.
Im alltäglichen Einsatz musste das Moto X Style bereits nach etwa 38 Stunden wieder geladen werden; am frühen Morgen vom Netzteil getrennt, warnte das Gerät am Abend des folgenden Tages vor einem niedrigen Ladestand. Auch in diesem Punkt schneiden viele Konkurrenten besser ab.
Dank Turbo-Charge wird der Akku immerhin mit bis zu 25 Watt wieder schnell geladen. Drahtloses Wiederbefüllen des fest verbauten Akkus ist aber nicht möglich.