Das P10 muss ohne Stereo und schnelles USB auskommen
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Die weitere Ausstattung entspricht dem, was man derzeit in der Oberklasse erwarten muss - nicht mehr und nicht weniger. Daten können lokal drahtlos per WLAN (802.11ac) und Bluetooth (4.2) übertragen werden, beim Koppeln hilft NFC. Wer stattdessen auf eine Kabelverbindung zurückgreifen will, kann die USB-Typ-C-Buchse nutzen, hinter der aber wieder nur USB 2.0 steckt. Das ist vor allem aufgrund des schnellen internen Speichers ärgerlich. Wer mit den fest verbauten 64 GB nicht auskommt, kann zur microSD-Karte greifen - offiziell werden bis zu 256 GB große Karten unterstützt.
Die Sensoren-Bestückung ist nahezu vollständig, unter anderem sind die üblichen Kandidaten für Lage, Beschleunigung und Umgebungslicht dabei. Der für die Satellitenortung zuständige Chip unterstützt neben GPS, Beidou und Glonass auch Galileo.
Eine Selbstverständlichkeit ist bei Huaweis-P-Modellen der Fingerabdrucksensor. Hier geht man mit dem P10 aber einen neuen Weg und holt ihn von der Rückseite auf die Front, was gemischte Gefühle hervorrufen dürfte. Denn mit der neuen Position geht auch eine Veränderung der Bedienung einher. Konnte der Sensor bei früheren Geräten beispielsweise für die Navigation innerhalb der Galerie oder für das Ein- und Ausblenden der Benachrichtigungszentrale genutzt werden, dient er nun lediglich zur Authentifizierung sowie als Alternative zu den On-Screen-Tasten. Die Erkennungsrate war im Test gewohnt gut. Ob es im Vergleich zum P9 und Mate 9 Änderungen an der Hardware gibt, hat Huawei nicht verraten. Zuletzt hatte das Unternehmen immer wieder mit dem hohen Sicherheitslevel des Sensors geworben, entsprechende Aussagen fehlen nun aber.
Festgehalten hat man an der Lautsprecherpolitik, das P10 muss wie schon das P9 ohne Stereo-System auskommen; lediglich das P10 Plus erhält zwei Lautsprecher.
Für die üblichen Aufgaben reicht die Umsetzung im P10 aber völlig aus. Beim Telefonieren ist der Anrufpartner gut zu verstehen, auch die Lautstärke des Frontlautsprechers ist ausreichend. Der fürs Freisprechen und sonstige Wiedergaben zuständige zweite Lautsprecher, der hier wie üblich am unteren Ende untergebracht ist, erreicht ebenfalls hohe Pegel, ist qualitativ aber schlechter als beispielsweise der des HTC U Ultra - das Fehlen von Tiefen und Mitten ist unüberhörbar. Auf Kopfhörer kann aber problemlos ausgewichen werden, eine Audio-Buchse ist vorhanden.
Auf mehr als den Standard verzichtet Huawei aber auch bei den Mikrofonen, lediglich zwei Stück sind verbaut. Die reichen zwar aus, um störende Nebengeräusche beim Telefonieren zu unterdrücken, aber auch hier ist HTC weiter. Dennoch sind die Telefonieeigenschaften insgesamt gut, auch dank der stabilen Verbindungen des LTE-Modems. Das unterstützt alle wichtige Frequenzbänder und erreicht gemäß Cat 9 im Down- und Upload maximal 450 und 50 Mbit/s; technisch wäre das Modem zu Cat 12 fähig. Auffällige Verbindungsabbrüche oder Wechsel zwischen den verschiedenen Netzarten waren im Test nicht zu beobachten. Dennoch hat Huawei nicht darauf verzichtet, dem P10 Plus ein aufwendigeres Antennendesign für den Betrieb in LTE-Netzen zu spendieren. Dort soll ein 4x4-MIMO-Aufbau für stabile Übertragungsraten sorgen, beim P10 setzt man lediglich auf 2x2-MIMO.
Aussagen zur Dual-SIM-Funktionalität sind nicht möglich, da es sich beim zur Verfügung gestellten Testmuster um die Single-SIM-Version handelte.
Full HD muss reichen
Aber nicht nur der Wunsch nach einem aufwendigeren Antennen-Design führt zwangsläufig zur Plus-Variante, auch Freunde hoher Auflösungen müssen dorthin ausweichen. Denn das P10 muss in der Standardausführung wie schon der Vorgänger mit 1.920 x 1.080 Pixeln auskommen. Das Für und Wider kann wie inzwischen bei jedem Oberklasse-Smartphone lang und breit diskutiert werden, genügend Argumente gibt es auf beiden Seiten. Für die Wahl von Full HD sprechen die ausreichende Schärfe in diesem Größenbereich sowie der geringere Energiebedarf, dagegen hingegen ganz klar der Preis. Wer Premiumpreise verlangt, sollte im Gegenzug auch entsprechende Technik verbauen.
Interessant ist, dass das wieder auf einem IPS-NEO-Panel basierende Display minimal kleiner als beim P9 ausfällt. Betrug die Diagonale dort noch 5,2 Zoll, sind es nun nur noch 5,1 Zoll. Entsprechend steigt die Pixel-Dichte von 424 auf 432 ppi. Der Wechsel der Anzeige dürfte am Ende auch der Grund dafür sein, dass die Messwerte teils deutlich voneinander abweichen. Mit 539 cd/m² in der Spitze ist die Anzeige des P10 etwas dunkler, in hellen Umgebungen aber immer noch gut ablesbar. Gleichzeitig klettert jedoch das Kontrastverhältnis auf 1.558:1, was der Darstellung ebenfalls zugutekommt.
Verschlechtert hat sich hingegen die Farbdarstellung. Zwar werden die Töne wieder kräftig, aber natürlich dargestellt, ein leichter Blaustich lässt sich aber nicht umgehen; hier konnte man beim P9 mit einem manuellen Eingriff beinahe das Optimum von 6.500 Kelvin erreichen. Beim P10 kann die Marke von 6.900 Kelvin in den Display-Optionen nicht unterschritten werden; ab Werk sind es sogar rund 7.900 Kelvin.
Das P10 übersteht nun auch längere Reisen
Trotz insgesamt kleineren Gehäuses konnte Huawei die Akkukapazität im Vergleich zum P9 von 3.000 auf 3.200 mAh steigern. Wie üblich ist der Energiespeicher fest verbaut und drahtloses Laden bleibt für das Unternehmen auch Anfang 2017 ein Fremdwort. Dafür wurde jedoch die Super-Charge-Technik des Mate 9 übernommen, was kurze Ladezeiten ermöglicht. In der Spitze stellt das Ladegerät 22,5 W zur Verfügung, im Test wurden für den Sprung von 0 auf 100 % etwa 80 Minuten benötigt, die Marke von 50 % wurde nach rund 15 Minuten erreicht. Beschädigungen durch Überhitzung und anderes sollen diverse Schutzmaßnahmen verhindern. Unter anderem werden permanent Temperatur und Spannung überwacht, um den Ladestrom im Zweifelsfall unmittelbar senken zu können. Und wie schon beim Mate 9 bleibt das Gehäuse des P10 beim Laden vergleichsweise kühl.
Das neue Modell lädt aber nicht nur schneller als das P9, es bietet teilweise auch deutlich bessere Laufzeiten. Die Video-Schleife mit lokal hinterlegtem Full-HD-Material sowie einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² musste erst nach elf Stunden beendet werden, eine Steigerung um etwa 60 %. Im PCMark-Durchlauf war nach knapp siebeneinhalb Stunden Schluss, immerhin noch ein Plus von circa 30 %. Im praxisnahen Einsatz mit mehreren Telefonaten pro Tag, dem Surfen per WLAN und LTE sowie dem Abgleich von Mail-Konten musste das Ladegerät nach knapp zweieinhalb Tagen wieder angeschlossen werden; bei intensiver Nutzung wurde nach etwas mehr als einem Tag vor einem niedrigen Akkustand gewarnt.
Wie üblich lassen sich die Laufzeiten durch verschiedene Energiesparmodi weiter steigern, verbunden jedoch mit mehr oder minder umfangreichen Einschränkungen der Leistung und Funktionalität.