TEST

Huawei nova 2 im Test

Kein Selfie-Superstar - Kamera, Laufzeit, Software

Portrait des Authors


Dual-Kamera mit ungewohnten Schwächen

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Spätestens die Dual-Kamera-Lösung auf der Rückseite rückt das nova 2 sehr dicht an das P10. Doch in den Mittelpunkt stellt Huawei nicht die beiden rückwärtigen Sensoren, sondern die Frontkamera - Selfie-Superstar trägt das Smartphone deshalb als Titel.

Das mag an der Auflösung liegen, denn mit 20 Megapixel bietet der Frontsensor so viele Pixel, wie die beiden anderen Sensoren zusammen; mehr aber auch nicht. So gibt es weder einen Autofokus, noch einen LED-Blitz - von einem optischen Bildstabilisator ganz zu schweigen. Entsprechend gefallen Selfies und Co. bei perfekten Rahmenbedingungen, in allen anderen Situationen muss man aber mit deutlich sichtbaren Einbußen leben. So geht schnell Schärfe verloren, auch Überbelichtung kann mitunter beobachtet werden. Bei schlechten Lichtverhältnissen profitiert man einerseits von der lichtstarken Optik (Blende f/2,0), andererseits kann die restliche Hardware daraus nicht viel machen. Von einem Selfie-Superstar kann deshalb nicht gesprochen werden, wohl aber von einem der besseren Selfie-Smartphones.

Die Stärken liegen aber ganz klar auf der Rückseite. Hier verbaut Huawei je einen RGB-Sensor mit 12 und 8 Megapixeln für unterschiedliche Aufgaben. Ersterer ist mit einer Weitwinkeloptik (Blende f/1,8) verknüpft, letzterer mit einer Teleoptik (Blende f/2,4). Somit lässt sich auf Knopfdruck ein Zweifach-Zoom simulieren, dessen Ergebnisse sich sehen lassen können. Zwar fällt bei starker Vergrößerung auf, dass etwas Schärfe fehlt und Farben nicht ganz so präzise wie vom Primärsensor festgehalten werden, dem klassischen Digital-Zoom ist diese Lösung aber klar überlegen.

Vor Problemen steht der 8-Megapixel-Sensor aber vor allem dann, wenn die Lichtverhältnisse nicht optimal oder gut sind. Bedingt durch die lichtschwächere Optik muss hier früh zu höheren ISO-Werten gewechselt werden, was dem Rauchverhalten nicht entgegen kommt. In solchen Situationen muss entsprechend mit qualitativen Einschränkungen gerechnet werden. Zudem meldet sich die Software sehr häufig beim Einsatz des Sekundärsensors. Der Nutzer wird dann ermahnt, das nova 2 still zu halten, damit nachgeschärft werden kann. Beim Primärsensor ist das nur bei sehr schlechten Lichtverhältnissen der Fall. Insgesamt bietet der die höhere Aufnahmequalität. Lediglich in wenigen Fällen - und wenn nur am Bildrand - fehlt ein wenig Schärfe, Farben und Details werden in der Regel zuverlässig festgehalten. Nur bei sehr genauem Hinschauen lässt sich bei guten Lichtverhältnissen Bildrauschen erkennen.

Im Portrait-Modus kommen beide Sensoren auf der Rückseite zum Einsatz. Während der der Sekundärsensor mit seinen 8 Megapixeln in erster Linie Details und Farben festhält, ist der Primärsensor vor allem für das Sammeln der Tiefeninformationen zuständig. Die Software kümmert sich dann um das Zusammensetzen des Datenpuzzles und das Errechnen des Bokehs. Gelungen wirken die Aufnahmen leider in vielen Fällen nur auf den ersten Blick. Objekte, die weniger als etwa einen Meter von den Kameras entfernt waren, lassen sich auch nachträglich nicht durch das Ändern des Fokuspunktes zu 100 % scharfstellen, sehr weit entfernte Objekte wirken oftmals pixelig statt unscharf. An die Qualität des P10 oder Mate 9 reicht diese Lösung nicht heran, eine nette Spielerei ist sie aber dennoch.

Wie zuletzt üblich, weiß die Kamera-App in weiten Teilen zu gefallen. Ihr Aufbau ist mit der Huawei-typischen Aufteilung in drei Bildschirme übersichtlich und einsteigerfreundlich, der Pro-Modus kann in erfahrenen Händen für eine sichtbare Steigerung der Qualität sorgen. Kritik verdienen die wieder einmal fehlende HDR-Automatik sowie die Tatsache, dass da nova 2 keine UHD-Videos aufzeichnen kann. Die Frontkamera ist auf 720p mit 30 fps begrenzt, auf der Rückseite kann maximal 1080p mit 30 fps gewählt werden; das erste nova schaffte noch 2160p.

Gut im Alltag, durchschnittlich beim Rest

Eine kleine und große Änderung gibt es beim wieder fest verbauten Akku. Mit einer Kapazität von 2.950 mAh fällt der beim nova 2 etwa 2 % kleiner als beim nova aus, im Gegenzug kann er aber deutlich schneller geladen werden. Denn Huawei setzt nun auf die hauseigene FastCharge-Technik, die eine Ladeleistung von bis zu 18 W erlaubt; beim nova waren lediglich 10 W möglich. Voraussetzung hierfür ist allerdings die Nutzung des mitgelieferten Netzteils, das per USB Typ-C mit dem Smartphone verbunden wird. Das drahtlose Laden ist nicht möglich.

Trotz des minimal kleineren Akkus fallen die Laufzeiten teils deutlich besser aus. In der Video-Schleife mit lokal hinterlegtem Full-HD-Material und einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² hielt das nova 2 rund 11 Stunden durch, fast zwei Drittel länger als der Vorgänger. Im PCMark-Akkutest wurden knapp 8 Stunden erreicht, ein Plus von fast 20 %.

Beide Verbesserungen dürften vor allem auf den SoC sowie die beim nova 2 neuere Android-Version zurückzuführen sein. In der Praxis macht sich das aber weniger stark bemerkbar. Im simulierten Alltags-Einsatz hielt das Smartphone wie schon sein Vorgänger rund zwei Tage durch, nach etwa 53 Stunden musste wieder zum Ladegerät gegriffen werden. Allerdings war es im Laufe des Tests auch möglich, den Akku binnen weniger Stunden zu leeren - wer viel spielt oder surft, muss wie üblich häufig laden.

Bekanntes Software-Paket

Dass das nova 2 eigentlich P10 lite und umgekehrt heißen müsste, zeigt nicht nur die Kamera-Hardware, sondern auch die Software. Zwar liefert Huawei beide Modelle mit Android 7 und EMUI 5.1 aus, doch im Detail gibt es zumindest einen offensichtlichen Unterschied. Denn das nova 2 wird wie das P10 mit Quik ausgeliefert, das P10 lite hingegen nicht. Zwar lässt sich die rudimentäre Video-Schnitt-Software problemlos via Google Play nachträglich installieren, eine interessante Randnotiz ist es aber trotzdem.

In allen anderen Punkten gibt es bezüglich des Betriebssystems und der Herstelleranpassungen keine Abweichungen. Nutzer haben auch beim nova 2 die Wahl zwischen Huawei-typischer App-Anordnung oder klassischem App Drawer sowie die Möglichkeit, das Design in weiten Teilen entsprechend den eigenen Vorstellungen anzupassen.

Die Benutzeroberfläche weicht in vielen Bereichen von Stock-Android ab, nimmt Neulinge dafür aber besser an die Hand. Nur in den Systemeinstellungen geht die Übersichtlichkeit schnell verloren, hier verteilt Huawei die Optionen auf zu viele Ebenen. Abhilfe schafft die Suchfunktion. Altbekannt ist die Möglichkeit, bestimmte Befehle per Fingerknöchel zu erteilen.

Erneut nicht überzeugen konnten wir uns im Test von der Funktionalität zweier Huawei-Entwicklungen. Sowohl Ultra Memory als auch Ultra Response sollen die Reaktionszeiten des Smartphones verkürzen - ersteres durch eine Priorisierung bevorzugter Apps, letzteres durch das Erahnen der nächsten Touchscreen-Eingabe.

Punktabzug gibt es für das veraltete Sicherheits-Level. Laut Systeminformationen fehlen die Patches für Juli und August.