Zwei neue Kameras, ein neuer Modus
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Mit den Kameras des iPhone 8 Plus hält Apple es ähnlich wie mit der restlichen Hardware: Details verrät man nur wenige. Unter anderem fehlt die nicht unwichtige Angabe zur Pixel-Länge, die einen erheblichen Einfluss auf das Zusammenspiel von ISO und Belichtungszeit hat. Die Kalifornier selbst sagen nur, dass die beiden auf der Rückseite verbauten 12-Megapixel-Sensoren komplett neu und lichtempfindlicher sind. Die Optiken hat man hingegen nicht verändert - oder zumindest an den bisherigen Eckpunkten festgehalten. Die Primärkamera, die für den Weitwinkelbereich vorgesehen ist, verfügt über Blende f/1,8, die Sekundärkamera für den Telebereich muss hingegen mit Blende f/2,8 auskommen. Das ist zum einen angesichts des Preises des Smartphones nicht zeitgemäß, zum anderen kommt erschwerend hinzu, dass nur die Primärkamera über einen optischen Bildstabilisator verfügt; einen OIS für beide Sensoren wird nur das iPhone X bieten.
Allerdings hat Apple an vielen anderen Stellen Veränderungen vorgenommen. So wurde der bisherige Image Signal Processor (ISP) gegen ein leistungsfähigeres Modell getauscht, der über einen speziellen Pixel-Prozessor verfügt. Der soll Details und Farben besser festhalten, was auch dem Rauschverhalten entgegen kommen soll.
Das Ergebnis sind sehr detailreiche und mit kräftigen Farben versehene Aufnahmen, die qualitativ klar besser als noch beim iPhone 7 Plus ausfallen. Selbst an den Rändern bleibt die bei vielen Smartphone-Kameras übliche Unschärfe fast vollständig aus, auch Bildrauschen wird erst bei sehr schlechten Lichtverhältnissen und hohen ISO-Einstellungen sichtbar. Überraschend ist jedoch vor allem, wie gut sich die Sekundärkamera schlägt. Trotz der vergleichsweise lichtschwachen Optik werden lange niedrige ISO-Einstellungen und kurze Belichtungszeiten gehalten. Allerdings geht dies ein wenig zulasten der Farben - was bei der Primärkamera kräftig wirkt, ist hier bei schlechtem Licht etwas blasser.
Bei schlechten Lichtverhältnissen schlägt sich der Vierfach-LED-Blitz mit seinen zwei unterschiedlichen Farben gut, auf kurze Distanz überstrahlt er aber dennoch; die Konkurrenz ist in diesem Punkt aber schlechter. Starke Helligkeitsunterschiede wie beispielsweise helle Lampen vor dunklem Hintergrund werden gut mit klaren Übergängen festgehalten.
Eine echte Neuerung verbirgt sich hinter der Option Porträt. Zwar gibt es diesen Menüpunkt auch beim iPhone 7 Plus, dort dient er allerdings lediglich zum Simulieren eines Bokehs. Beim iPhone 8 Plus geschieht dies in der Standardeinstellung („Natürliches Licht") zwar auch, doch zusätzlich können weitere Effekte, die in Echtzeit berechnet werden und von Apple als Porträtlicht bezeichnet werden, zum Einsatz kommen. „Studiolicht" und „Konturenlicht" sorgen auf dem Foto für eine veränderte Beleuchtung ganz im Stil einer Studiobeleuchtung, „Bühnenlicht" und „Bühnenbeleuchtung Mono" versuchen hingegen das eigentliche Motiv vom Hintergrund zu trennen und somit klar in den Vordergrund zu stellen. Das gelingt in vielen Fällen gut, aber nur selten wirklich überzeugend. Denn nicht immer schafft es die Software, das Motiv komplett auszuschneiden.
Insgesamt halten die beiden Kameras die Umwelt sehr realistisch fest, das künstlich Aufhellen, das beispielsweise Samsung nutzt, fehlt hier löblicherweise fast vollständig.
Etwas schwächer schneidet die Frontkamera ab, die Apple unverändert vom iPhone 7 Plus übernommen hat. Zwar sorgt der 7-Megapixel-Sensor im Zusammenspielt mit Blende f/2,2 für rauscharme Aufnahmen, im Vergleich mit der Dual-Kamera auf der Rückseite fehlt es aber klar an Details und Schärfe. Bei schlechteren Lichtverhältnissen wirken Farben teilweise etwas blass. Aber auch hier gilt: Viele Konkurrenten schneiden schlechter ab.
Was letztlich auch Video-Aufnahmen betrifft. Für die gilt das gleiche wie für Fotos, lediglich bei Maximal-Einstellung (2160p60) sind hin und wieder auch bei langsamen Schwenks Artefakte und andere Qualitätseinbußen zu erkennen. Neben den Standardmodi sind auch Zeitraffer- und Zeitlupenaufnahmen möglich. Bei letzteren stehen bis zu 1080p240 zur Verfügung, was vor allem bei bewegtem Wasser für eindrucksvolle Aufnahmen sorgt. Allerdings gilt zu beachten, dass die Wahl der Formate wichtig ist. Wer in den Kamera-Einstellungen „Maximale Kompatibilität" und damit JPEG und H.624 verwendet, kann Videos und Zeitlupen maximal in 2160p30 und 1080p120/720p240 aufzeichnen. Für mehr muss „High Efficiency" (HEVC/H.265) gewählt werden. Dann wiederum kann das Betrachten am PC oder das Bearbeiten zum Problem werden. Denn mit HEVC können bislang nur wenigen Programme umgehen.
Sieht man einmal vom veränderten Porträtmodus ab, fällt in der Kamera-App nur eine Änderung auf: der fehlende HDR-Button. Denn das iPhone 8 Plus fotografiert grundsätzlich immer im HDR-Modus, in den Einstellungen lässt sich die Taste aber zurückholen. Spätestens dann wird auch klar, dass Apple die Applikation überarbeiten muss. Denn das später im Kapitel Software ausgeführte Credo „Sämtliche Einstellungen ins Einstellungs-Menü!" führt dazu, dass selbst kleinste Änderungswünsche wie die Änderung der Video-Auflösung nur umständlich umgesetzt werden können. Negativ anzumerken ist außerdem, dass die in iOS integrierte Kamera-App keinen Pro-Modus mit direkten Einfluss auf die wichtigsten Parameter bietet.
iOS 11 fehlt die Übersichtlichkeit
Wie üblich nutzt Apple den Start einer neuen iPhone-Generation auch für das Ausrollen einer neuen iOS-Version - in Fall des iPhone 8 Plus iOS 11. Im Vergleich mit der vorherigen Fassung des Betriebssystem gibt es sowohl an der Oberfläche als auch darunter zahlreiche Änderungen sowie einige komplett neue Funktionen.
Der vielleicht wichtigste Punkt ist der Start des Augmented-Reality-Frameworks ARKit, das unter anderem von IKEA Place und DHL Packset zur Verschmelzung von Wirklichkeit und virtuellen Objekten genutzt wird. Apple selbst betrachtet die Chancen größer als die von VR, in Zukunft sollen zahlreiche weiteren Apps folgen. Im Test mit mehreren ARKit-kompatiblen Applikationen blieb das große „Aha-Erlebnis" jedoch aus. Häufig kam es zu Darstellungsfehlern, im Falle der IKEA- und DHL-App auch zur Fehleinschätzung der Objekt-Größen.
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Die zweite große Änderung betrifft das Kontrollzentrum. Die mit iOS 7 eingeführte zentrale Anlaufstelle für die wichtigsten Gerätefunktionen und Verknüpfungen zu Taschenlampe, Rechner und anderem wird mit iOS 11 nicht nur optisch verändert, sondern kann erstmals auch vom Nutzer angepasst werden. Befehle, die nur selten oder gar nicht verwendet werden, können entfernt, andere hinzugefügt werden.
Überarbeitet wurden zudem unter anderem der App Store, der eine komplett neue Optik erhalten hat, die Notizen-App, die nun das schnelle Anlegen von Tabellen sowie das Fotografieren von Dokumenten und anderem erlaubt, sowie die Sprachassistentin Siri. Die veränderte Screenshot-Funktion erlaubt das Hinzufügen von Markierungen und anderem, die Applikation Dateien folgt auf iCloud Drive und bietet einige zusätzliche Funktionen.
Am generellen Aufbau hat Apple hingegen nichts geändert - mit allen Vor- und Nachteilen. Zu letzteren gehört unter anderem, dass es vor allem bei zahlreichen installierten Programmen inzwischen sehr unübersichtlich in den Einstellungen zugeht und vieles nicht mehr so intuitiv von der Hand geht. Entsprechend benötigen iOS-Neulinge inzwischen mehr Zeit, um sich mit dem System vertraut zu machen.