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Apple iPhone 8 Plus im Test

Kraftprotz mit Adlerauge - Leistung, Laufzeit

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Der A11 Bionic eilt an die Spitze - und bremst dort

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Ein großes Geheimnis macht Apple traditionell um eine der wichtigsten Komponenten: den SoC. Den entwickeln die Kalifornier bereits seit Jahren, bezogen die GPU bislang jedoch von Imagination Technologies. Mit dem nun verbauten A11 Bionic vertraut Apple aber erstmals auf eine eigene Grafiklösung. Was genau die beinhaltet, ist bis auf ein einziges Detail unklar. Das Unternehmen hat lediglich bestätigt, dass es sich um ein Tri-Core-Modell handelt. Kaum mehr verrät man zum CPU-Part. Vorhanden sind insgesamt sechs Kerne - zwei leistungsstarke vom Typ Monsoon sowie vier auf eine hohe Effizienz getrimmte vom Typ Mistral. Beide wurden von Apple entwickelt.

Ebenfalls neu ist ist der sogenannte Performance-Controller, der für die Verteilung der Last zuständig ist, und somit eine wichtige Rolle spielt. Konnte die erste Generation des Controllers, der im A10 Fusion steckt, lediglich die leistungsstarken oder die effizienten Kerne ansprechen, kann die neue Version alle sechs Kerne simultan verwalten. Das verspricht zusammen mit dem Leistungsplus der neuen Kerne gegenüber den Vorgängern eine deutlich höhere Performance.

Zwei andere wichtige Bestandteile des A11 Bionic sind der M1 getaufte Co-Prozessor, der für die Sammlung und Auswertung von Sensor-Daten zuständig ist, sowie die erstmals eingesetzte Neural-Engine. Zuständig ist diese primär für alle Aufgaben, die grob mit künstlicher Intelligenz zu tun haben. So soll die Sprachassistentin Siri ebenso profitieren wie die generelle Erkennung von Spracheingaben. Zudem nutzt Face ID die Engine - allerdings nur im iPhone X.

Gefertigt wird der neue SoC von TSMC im 10-nm-Verfahren, technologisch steht er somit auf einer vergleichbaren Stufe wie die Konkurrenten von Qualcomm (Snapdragon 835) und Samsung (Exynos 8895).

Trotz SoC-Wechsels gibt es beim Arbeitsspeicher keine Änderungen. Auch das iPhone 8 Plus wird mit 3 GB LPDDR4-RAM bestückt, im iPhone 8 stecken hingegen nur 2 GB.

Was der SoC-Wechsel bringt, zeigen die Benchmarks mehr als eindrucksvoll. Gegenüber dem A10 Fusion steigt die Single-Thread-Leistung um mehr als ein Viertel. Samsungs Exynos 8895 übertrifft der A11 Bionic um gleich 111 %, Qualcomms Snapdragon 835 um 120 %. Ebenfalls klar an der Spitze landet Apples SoC in der Multi-Thread-Wertung - trotz weniger Kerne: Gegenüber dem Exynos 8895 und Snapdragon 835 beträgt der Vorsprung rund 50 und 55 %.

Aber nicht nur die neuen CPU-Kerne können überzeugen, auch in puncto GPU scheint man in Cupertino ganze Arbeit geleistet zu haben. In GFXBench 3 T-Rex Offscreen und Manhattan Offscreen erreicht die Tri-Core-GPU 117 und 82 fps, was für Platz vier und eins in der Tabelle reicht. Insgesamt bewegt sich die Grafikleistung auf dem Niveau der Adreno 540 und Mali-G71 MP20.

Angesichts bei beiden schnellen SoC-Bestandteile verwundert die Systemleistung am Ende nicht. Im 3DMark Ice Strom Unlimited landet das iPhone 8 Plus mit über 64.600 Punkten mit großem Abstand auf Platz zwei an der Spitze. Im anspruchsvolleren Setting Slingshot reicht es noch für Platz vier. Schneller sind hier nur das Samsung Galaxy S8 sowie das HTC U11; das OnePlus 5 klammern wird aufgrund der Manipulation von Benchmark-Ergebnissen aus.

Für den Alltag bedeutet all das, dass man das iPhone 8 Plus mit keiner Anwendung an die Leistungsgrenzen bringen kann. Ob technisch fordernde Spiele, das Aufnehmen von UHD-Videos oder das Aufrufen umfangreicher Seiten im Browser: In keiner Situation gab sich das Smartphone die Blöße, weder Ruckler noch ungewöhnliche Ladezeiten konnten beobachtet werden. Apple hat hier inzwischen ein Niveau erreicht, das selbst für Notebooks ausreichen würde.

Dafür muss aber zumindest in der Theorie ein Preis gezahlt werden. Denn wer dem iPhone 8 Plus über einen längeren Zeitraum seine gesamte Leistung abfordert, wird mit einer Drosselung des SoCs konfrontiert. Im schlimmsten Fall konnte im Test ein Minus von 25 % ermittelt werden. In der Praxis spielt dies aber keine Rolle, vergleichbare, wahrnehmbare Einbrüche konnten nicht festgestellt werden. Zudem ist zu erwähnen, dass Apple mit diesem Problem nicht allein dasteht. Auch in anderen Smartphones mit leistungsstarken SoCs konnte Throtteling zuletzt immer wieder beobachtet werden.

Auf die Effizienz kommt es an

Wer den SoC über lange Zeit fordert, provoziert aber nicht nur die Drosselung, sondern auch das schnelle Entladen des Akkus. Wie für nahezu alle Smartphones gilt: Wer viel spielt, muss einmal am Tag laden. Und spätestens dann wird man mit zwei Neuerungen konfrontiert.

Positiv ist, dass Apple erstmals offiziell den Qi-Standard unterstützt und das Wiederbefüllen des Akkus komfortabler macht. Dabei ist es egal, ob es sich um ein Ladepad von Belkin oder Samsung oder eine IKEA-Lampe mit integrierter Ladestation handelt - einfach auflegen und schon beginnt die Übertragung ohne weitere Zutun. Allerdings liegt die Ladeleistung im besten Fall bei 5 W, bei schlechter Positionierung darunter.

Was direkt zur negativen Neuerung führt: Mehr als 5 W liefert das mitgelieferte Ladegerät ausgangsseitig auch nicht. Ärgerlich ist das, da das iPhone 8 Plus - ebenso wie das iPhone 8 - deutlich schnelleres Laden unterstützt. Apple nennt zwar keine maximale Ladeleistung, verspricht für den Sprung von 0 auf 50 % aber nur 30 Minuten. Das deutet auf 20 bis 25 W hin, die der Akku akzeptiert. Empfohlen wird daher der Einsatz eines MacBook-USB-C-Ladegeräts ab 29 W Ausgangsleistung, für das unverbindliche 59 Euro fällig werden.

Beim fest verbauten Akku selbst gibt es keine Überraschungen. Mit einer Kapazität von 2.691 mAh fällt der kleiner als bei vergleichbaren Android-Smartphones aus, was allerdings kein Nachteil ist. Denn durch den hohen Optimierungsgrad zwischen Hard- und Software arbeitet das iPhone sehr effizient, was die Laufzeiten belegen. Die Video-Schleife mit lokal hinterlegtem Full-HD-Material und einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² durchlief das iPhone 8 Plus rund 14 Stunden lang. Für ein Smartphone mit IPS-Panel ist das ein sehr guter Wert. Der eigentlich obligatorische PCMark-Test konnte mangels iOS-Version der App nicht durchgeführt werden.

Dafür zeigte sich das Testgerät im Alltag von einer guten Seite. Mit mehreren Telefonaten, Surfen per WLAN und LTE, den Einsatz der üblichen Messenger und einigen kurzen Spiele-Sessions pro Tag hielt es mit einer Ladung gut zwei Tage (51 Stunden) durch. Dabei könnten Nutzer durch den Einsatz des Stromsparmodus' noch einige zusätzliche Stunden herauskitzeln, allerdings wie üblich verbunden mit einigen Einschränkungen.

Quellen und weitere Links

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