Auch der Snapdragon 835 drosselt
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Schon für die erste Generation griff Google auf Qualcomm als SoC-Lieferanten zurück. Der Einsatz des Snapdragon 835 im Pixel 2 und Pixel 2 XL ist dementsprechend fast schon logisch - zumal weder HTC, noch LG eigene Chips anbieten können.
Da der SoC bereits in verschiedenen Smartphones getestet wurde, ist die wichtigste Frage, wie groß der Vorteil der beiden neuen Modelle ist. Denn der Verzicht auf eine eigene Oberfläche oberhalb von Android war in der Vergangenheit immer wieder ein Garant für ein gewisses Leistungsplus. Zudem darf davon ausgegangen werden, dass Google in puncto Effizienz etwas mehr aus seinem Betriebssystem herausholen kann.
Tatsächlich aber ist von diesem Effekt kaum etwas bis gar nichts zu bemerken. Selbst der Einsatz von Android 8 scheint gegenüber Android 7 keinen echten Mehrwert zu bieten, was angesichts der Änderungen unter der Haube ein wenig überrascht. Für Aufklärung sorgt ein Blick auf das Datenblatt: In der Spitze arbeitet der Snapdragon 835 mit 100 MHz weniger als U11 und Co, das Limit liegt bei 2,35 GHz; das langsame Cluster ist mit 1,9 GHz hingegen so schnell wie sonst überall auch. Langsame Smartphones sind das Pixel 2 und Pixel 2 XL deswegen aber noch lange nicht. Der Achtkerner mit seinen Kryo-280-CPUs sowie der Adreno-540-GPU bietet mehr als genügend Leistung für alle Anwendungsfälle.
In Geekbench 4.1 werden etwa 1.900 und 6.300 Punkte in der Single- und Multi-Thread-Wertung erreicht, womit das Pixel 2 und Pixel 2 XL auf dem Niveau des OnePlus 5 und HTC U11, aber hinter dem Galaxy Note 8 und iPhone 8 Plus landen. Ähnlich sieht es im GFXBench aus: Hier kann man mit der Snapdragon-835-Konkurrenz mithalten, Samsung und Apple muss man hingegen passieren lassen.
Schneiden die beiden Pixel-Smartphones in den separaten Tests noch gleich ab, Messtoleranzen einmal ausgeklammert, ergibt sich in der Betrachtung der Gesamtleistung ein etwas anderes Bild. In AnTuTu 6 liegt das Pixel 2 XL mit 167.100 Punkten 4 % vor dem Pixel 2, was auf einen höheren Grafik-Score zurückzuführen ist. Und im anspruchsvollen 3DMark-Setting Slingshot schlägt das große das kleine Smartphone mit 4.800 zu 4.100 Punkten - ein Plus von fast 15 %.
Der Grund hierfür ist die bei beiden Geräten einsetzende Drosslung, die aber zu unterschiedlichen Zeiten einsetzt und auch unterschiedlich stark ausfällt. Beim Pixel 2 konnte unter Dauerlast früh ein Performance-Einbruch von bis zu 30 % beobachtet werden, beim Pixel 2 XL waren es noch etwa 25 % - allerdings etwas später. Dass das größere Modell diesbezüglich nicht ganz so negativ auffällt, dürfte vor allem am Gehäuse liegen. Das bietet mehr Fläche für die Wärmeabfuhr.
Dass das in der Praxis keine Rolle spielt, liegt zum einen an der dann immer noch sehr hohen Leistung, zum anderen aber auch am schnellen internen Speicher. Die beiden mit 64 GB ausgestatteten Testmuster erreichten in Androbench beim Lesen und Schreiben maximal 346 und 66 (Pixel 2) respektive 384 und 65 MB/s (Pixel 2 XL). Im PCMark-Speichertest wurden 623 und 121 sowie 644 und 113 MB/s erreicht. Google selbst verrät es nicht, aber zum Einsatz kommt UFS-2.1-Speicher.
Pixel 2 und Pixel 2 XL halten gut mit
Während die Leistung bedingt durch den neuen SoC teils deutlich höher ausfällt, gibt es bei den Laufzeiten nur teilweise Fortschritte. Ein Grund hierfür sind die Akku-Kapazitäten, an denen Google kaum etwas geändert hat. So kommt das Pixel 2 auf 2.700 mAh (Pixel: 2.770 mAh), das Pixel 2 XL auf 3.520 mAh (Pixel XL: 3.450 mAh).
Deshalb verwundert es nicht, dass die beiden großen Pixel-Modelle im PCMark sehr dicht beieinander liegen. Rund achteinhalb Stunden sind ein gutes Ergebnis, das Pixel 2 schneidet aber deutlich besser ab. Auf dem kleineren Smartphone konnte der Benchmark fast zehn Stunden lang ausgeführt werden. Der Grund hierfür konnte im Test nicht herausgefunden werden, eine Wiederholung bestätigte diesen Wert.
In der Video-Schleife fallen die Ergebnisse dafür sehr viel plausibler aus. Mit lokal hinterlegtem Full-HD-Material und einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² konnte der Test-Clip rund zwölf Stunden lang mit einer Ladung wiedergegeben werden. Dem Pixel 2 XL ging erst nach 14 Stunden die Luft aus. Gegenüber dem Vorgänger ist dies mehr als eine Verdoppelung.
Im simulierten Alltag gab es ähnliche Unterschiede. Mit mehreren kurzen Telefonaten, Surfen per WLAN und LTE sowie der Einsatz der üblichen Messenger konnte das Pixel 2 fast genau 48 Stunden ohne Netzteil auskommen, das Pixel 2 XL musste nach 52 Stunden wieder angeschlossen werden. Wie üblich können die Laufzeiten aber auch deutlich geringer ausfallen: Nach längeren Spiele- und Surf-Sessions wird der Gang an die Steckdose täglich fällig. Aber auch bessere Werte sind möglich, vor allem wenn der Energiesparmodus genutzt wird.
Eine durchaus interessante Randnotiz ist die Tatsache, dass Google erneut nicht auf Qualcomms Quick Charge setzt. Verzichtete man beim Pixel und Pixel XL noch auf die Schnellladetechnik in Version 3.0, da diese die USB-Typ-C-Spezifikationen verletzt, ist dies bei Quick Charge 4 kein Thema mehr. Die vom Snapdragon 835 prinzipiell unterstützte Version arbeitet gemäß der Vorgaben. Trotzdem hat Google sich erneut für das Laden via USB-PD entschieden - selbst das Netzteil ist das gleiche wie vor einem Jahr. Entsprechend stehen ausgangsseitig maximal 18 W zur Verfügung. Versprochen wird, dass sich damit der Akku binnen 15 Minuten soweit füllen lassen soll, dass die Energie für bis zu sieben Stunden „gemischter Nutzung" ausreichen soll. Im Test konnte ein vergleichbarer Wert allerdings nur bei minimaler Display-Helligkeit und anderen Einschränkungen erreicht werden.