TEST

Vissles LP85 im Test

Schlanker Alu-Schönling mit optischen Switches - Praxiseindrücke und Fazit

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In der Praxis

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Laut Vissles kann ein Abziehen der Tastenkappen zu Beschädigungen führen, wir haben deshalb ausnahmsweise darauf verzichtet. Dafür hat Vissles uns ein Herstellerfoto mit abgezogenen Tastenkappen zur Verfügung gestellt. Die verbauten Switches lösen laut Hersteller nach 1,2 mm aus (so wie z.B. auch Cherry MX Speed oder Cherry MX Low Profile Red) und haben einen Gesamtweg von 2,5 mm. Die Gesamthöhe der Switches wird mit nur 5,4 mm angegeben. Als optische Switches lösen sie eigentlich kontaktlos durch das Unterbrechen einer Lichtschranke aus. Als klickende Switches geben sie aber trotzdem ein klares akustisches und auch taktiles Feedback. Die Betätigungskraft liegt mit 50 g etwas über der von typischen linearen Cherry-MX-Switches (45 g), aber klar unter den 60 g der taktilen und klickenden Cherry MX Blue.

Für eine derart flache, Notebook-ähnliche Tastastur empfanden wir die prägnanten Klickgeräusche beim Schreiben erst einmal als ungewohnt. Mit der Zeit tragen sie aber zu dem sehr kontrollierten Schreibgefühl bei und sorgen für ein prägnantes Feedback. Auch längere Texte können mit der Kompakttastatur so komfortabel geschrieben werden. Dank der geringen Bauhöhe wird eine Handballenauflage dabei kaum vermisst. 

Bluetooth-Geräte sind typischerweise weniger für Gaming ausgelegt. Doch mindestens für Casual-Gaming ist die LP85 nach unseren Eindrücken allemal geeignet. In Diablo II: Resurrected benötigten wir etwas Zeit, um uns an die veränderte Position der Alt-Taste zu gewöhnen (anders als bei Tastaturen mit Standard-Layout sitzt links davon noch die fn-Taste als zusätzliche Taste), empfanden die kompakte und flache Tastatur für längeres Spielen aber als durchaus angenehm. Und auch einen Shooter wie Battlefield V konnten wir mit Bluetooth-Verbindung angemessen spielen. Zur typischen Lebensdauer der Switches macht Vissles leider keine Angaben. 

Das gilt auch für die Akkulaufzeit. Wir bekamen aber im Testzeitraum die Warn-LED für einen niedrigen Ladestand zu sehen. Sie blinkt auf der Rückseite der Tastatur auf - und zwar so, dass die Reflektion der LED auf der Tischfläche zu sehen ist. Nach unseren Eindrücken hält der Akku bei moderater Nutzung mit Beleuchtung auf höchster Stufe durchaus mehrere Tage durch (die LEDs schalten sich nach einiger Zeit ohne Eingaben aus), ein absoluter Dauerläufer ist die LP85 aber zumindest mit aktiver Beleuchtung nicht. Alle paar Tage wird man das Ladekabel dann doch anschließen müssen. 

Fazit

Richtig flache Tastaturen mit optischen Switches kennt man bisher vor allem aus einigen Gaming-Notebooks. Vissles beweist mit der LP85 aber eindrucksvoll, welchen Reiz sie auch für den Desktop-Bereich haben. Die flache 75-%-Tastatur sieht zum einen richtig gut aus und wirkt mit ihrem Aluminiumgehäuse auch erfreulich edel. Dazu tippt es sich auf dem kompakten Modell auch richtig gut. Die gewölbten Tastenkappen bieten guten Halt und die optischen Switches arbeiten präzise und geben klares Feedback. Ob man die deutlichen Klickgeräusche mag, hängt aber von persönlichen Vorlieben ab - und davon, ob man die Tastatur allein im Raum nutzen kann. Andere Menschen dürften sich durch die durchaus prägnanten Klickgeräusche nämlich schnell gestört fühlen. 

Bemerkenswert ist aber auch, wie wandlungsfähig die LP85 ist. Man kann sie sich durchaus gut auf dem Schreibtisch eines Chefbüros vorstellen - zumindest mit deaktivierter oder einfarbig weißer Beleuchtung. Mit aktiver RGB-Beleuchtung sieht sie dann aber plötzlich mehr nach Gaming-Tastatur aus - und ist zumindest für Gelegenheitsspieler absolut tauglich. Dazu hat man auch die Wahl zwischen einer Windows- und einer Mac-Variante und der Anbindung über Kabel oder Bluetooth. Dadurch kann die LP85 z.B. auch mit Android-Geräten gekoppelt werden. 

Wir haben immer wieder einmal besonders kompakte Tastaturen getestet - beispielsweise die 60-Prozent-Modelle Cooler Master SK622 mit USB und Bluetooth und Corsair K65 RGB Mini mit USB-Anbindung. So flach und edel wie die Vissles LP85 wirkten beide aber bei Weitem nicht. Die geringe Bauhöhe der LP85 hat im Vergleich dabei nicht nur optisch ihren Reiz, sondern sorgt bei der Nutzung ohne Handballenauflage auch für eine angenehmere Handhaltung. Zumindest Casual-Gamer können die LP85 durchaus auch entspannt zum Spielen nutzen. Ambitionierte Spieler, die eine sehr kompakte Tastatur suchen, werden vom Corsair-Modell aber unter anderem mit Cherry-MX-Switches, 8.000 Hz Hyper-polling und bis zu 50 Onboard-Profilen gelockt. 

Die Vissles LP85 zeigt letztlich in bemerkenswerter Weise, wie edel und flach eine Tastatur mit optischen Switches und RGB-Beleuchtung sein kann. Der im Rahmen der Kickstarter-Kampagne aufgerufene Preis wirkt für sich betrachtet dabei völlig fair (es ist aber mit Folgekosten vor allem für den Zoll zu rechnen). Für Kaufinteressenten in Deutschland wäre für die Zukunft aber natürlich ein Vertrieb über lokale Händler und ein deutsches Layout wünschenswert.

Positive Aspekte der Vissles LP85:

  • trotz optischer Switches sehr flach und kompakt
  • hochwertiges Aluminiumgehäuse, insgesamt überzeugende Verarbeitungsqualität
  • klickende Switches sorgen für klares Feedback, gerade beim Schreiben angenehm und präzise
  • Verbindung wahlweise per Bluetooth oder über abnehmbares USB-Kabel
  • A-RGB-Beleuchtung, die wahlweise für effektvolle oder auch statische Beleuchtung genutzt werden kann 
  • alle Funktionen direkt über Tastenkombinationen steuerbar, keine Software nötig

Negative Aspekte der Vissles LP85:

  • aktuell nur über Kickstarter mit US-Layout
  • keine Alternative zu den klickenden Switches
  • nur ein Anstellwinkel
  • nicht alle Tastenkappen werden gleichmäßig ausgeleuchtet
  • zumindest bei Betrieb mit heller Beleuchtung muss der Akku nach wenigen Tagen geladen werden