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Lian Li SUP-01 im Test

Was leistet das 3-Kammer-Kühlkonzept? - Fazit

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Die Innenraumgestaltung der meisten Midi-Tower ist regelrecht eintönig. Fast alle aktuellen Modelle nutzen einen Zweikammeraufbau mit einer Mainboardkammer und einer darunterliegenden Kammer für Netzteil und Laufwerkskäfig. Auch beim Kühlkonzept gibt es wenig Abwechslung: Typisch ist ein horizontaler Luftstrom, der durch einsaugende Frontlüfter und einen ausblasenden Hecklüfter entsteht. Lian Li setzt beim SUP-01 nun auf ein radikal anderes Konzept - und zwar sowohl beim Innenraumaufbau als auch beim Kühlkonzept. Und auch wenn dieses Konzept nach unseren Eindrücken nicht ganz aufgeht, ist das SUP-01 doch insgesamt ein spannendes Gehäuse mit einer ganzen Reihe von frischen Ideen. 

Die Idee hinter dem Innenraum- und Kühlkonzept: Die Grafikkarte wird mit ihrem Kühler direkt hinter der Meshfront platziert und kann so kühle Luft von außen anblasen. Hinter dem nach links verrückten Mainboardtray entsteht eine regelrechte Kühlkammer, in der drei vormontierte Lüfter die erwärmte Luft von Grafikkarte und Mainboardkammer absaugen und aus dem Gehäuse befördern. Dazu kann hier auch maximal ein 360- oder 280-mm-Radiator verstaut werden. Ein optionaler Lüfter hinter der Rückwand bläst bei Bedarf Luft ins Gehäuseinnere und kühlt dabei unter anderem die Spannungswandler.

Für die CPU-Kühlung wird idealerweise eine Wasser- oder AiO-Kühlung genutzt. Wer einen Luftkühler verbauen möchte, ist nämlich auf flache Top-Blow-Kühler beschränkt. Die CPU des Testsystems wurde allerdings auch mit Top-Blow-Kühler effektiver gekühlt als die Grafikkarte. Zumindest für unser Testsystem ist das Kühlkonzept des SUP-01 also nicht optimal. Beachtlich ist aber, dass die drei Lüfter hinter dem Mainboardtray auch die Mainboardkammer kühlen. Sie können in einem breiten Drehzahlbereich geregelt und relativ leise betrieben werden. 

Auch äußerlich ist das SUP-01 ein ungewöhnliches Gehäuse. Der A-RGB-Leuchtstreifen an Front und linker Seite trennt Mesh und Glas von geschlossenem Stahl und wird im Gehäuseinneren durch einen kleineren Leuchtstreifen am Riserkabel ergänzt. Die Beleuchtung kann wahlweise über zwei Tasten am Gehäuse oder über ein geeignetes Mainboard mit A-RGB-Anschluss gesteuert werden. Power- und Resettaste wurden jeweils als ein Teil des Herstellerschriftzugs umgesetzt. Das System startet also, wenn man direkt auf das "Lian" drückt. Raffiniert ist auch die Spiegelabdeckung über der Netzteilabdeckung mit den beiden darunter versteckten 2,5-Zoll-Laufwerksplätzen.

Frontmesh, Deckel und Seitenteile können jeweils mit nur einem Handgriff direkt abgenommen werden. Die Staubgitter im Deckel und hinter der Front sind magnetisch, der Staubfilter unter dem Netzteil kann nach hinten herausgezogen werden. Und auch beim Kabelmanagement und dem I/O-Panel ist das SUP-01 auf der Höhe der Zeit. Die Montage von Laufwerken und Erweiterungskarten ist allerdings nicht werkzeuglos möglich. 

Im Preisbereich um die 150 Euro gibt es eine große Auswahl von Midi-Towern mit dem typischen Zweikammeraufbau, die mehr Nutzungsmöglichkeiten und ein flexibleres Kühlsystem als das SUP-01 bieten. Ein Beispiel wäre das Lian Li LANCOOL III. Es nimmt im Gegensatz zum SUP-01 hohe Towerkühler und einen 420-mm-Radiator auf. Vier vormontierte 140-mm-Lüfter sorgen für einen horizontalen Luftstrom und eine höhere Kühlleistung. 

Lian Li geht mit dem SUP-01 neue Wege - und zwar sowohl beim grundlegenden Aufbau des Gehäuses als auch bei Detaillösungen. Auch wenn nicht jede Neuerung komplett überzeugt, ist das SUP-01 eine willkommene Abwechslung und ein attraktives Modell für Nutzer, die einmal etwas Neues ausprobieren wollen. Für den Innovationsmut zücken wir unseren Technik-Award.

Lian Li SUP-01

  • ungewöhnliches 3-Kammer-Kühlkonzept
  • nimmt extrem lange Grafikkarten auf, PCIe-4.0-Riserkabel für die Montage hinter der Front inklusive
  • Frontmesh, Deckel und Seitenteile können mit einem Handgriff abgenommen werden
  • integriertes A-RGB-Beleuchtungssystem mit Controller (auch über ein geeignetes Mainboard steuerbar)
  • seitlicher 360/280-mm-Radiatorenplatz
  • drei vormontierte 120-mm-Lüfter mit breitem Regelbereich, kühlen trotz der Position hinter dem Tray auch die Mainboardkammer
  • Staubgitter an Front und Deckel, Staubfilter unter dem Netzteil
  • zeitgemäßes I/O-Panel
  • Spiegelabdeckung über den 2,5-Zoll-Laufwerksplätzen

  • geringe maximale CPU-Kühlerhöhe
  • reguläre Erweiterungskartenplätze nur für Low-Profile-Karten geeignet (die Grafikkarte ausgenommen)
  • Grafikkartenkühlung, umständlicheres Anschließen von Monitorkabeln (und unter Umständen längeres Kabel nötig)
  • keine werkzeuglose Montage für Laufwerke und Erweiterungskarten, keine Entkopplung für 3,5-Zoll-HDDs
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